Duisburg. . Eine Studio-Ausstellung beleuchtet die fruchtbare Symbiose des Bildhauers zum ebenso reichen wie kunstsinnigen Fabrikanten ab dem Jahr 1915.
Glücklich, wer als Künstler einen Mäzen wie Sally Falk hatte. Der 1888 geborene Spross eines Mannheimer Textilfabrikanten war ein großer Kunstliebhaber und so reich, dass er viel davon kaufen konnte: Cézanne, van Gogh, Munch, Gauguin, Kokoschka, Degas, Renoir, Picasso, Chagall oder El Greco. Vor allem aber Wilhelm Lehmbruck. Während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915 hatte der Künstler Salomon Falk, genannt Sally, kennen gelernt. Der Sammler schätzte den Bildhauer so sehr, dass er ihm bis zum seinem Tod 1919 eine monatliche Rente zahlte; dafür durfte er sich in Lehmbrucks Atelier Werke aussuchen oder gab selbst welche in Auftrag.
Die Studio-Ausstellung „Wilhelm Lehmbruck und Sally Falk“ im Lehmbruck-Museum beleuchtet dieses Verhältnis von Künstler und Mäzen. Der ist als Büste gleich zweimal zu sehen. Einmal im Doppel mit seiner Frau Adele, ein Werk, das als zentrales des Expressionismus gilt; eine weitere Büste zeigt ihn solo. Von Adele Falk gibt es darüber hinaus eine Porträtstatuette in Terrakotta. Wie ungewöhnlich Sally Falk seine Frau verehrt hat, beschrieb der Maler George Grosz so: „Er behandelte sie wie einen ganz seltenen Paradiesvogel und hielt sie buchstäblich in einem über und über vergoldeten Bauer.“
Falk förderte auch Grosz, doch der wies die Unterstützung zurück. Die Verbindung zu Lehmbruck bezog hingegen auch die Familien ein. Ein Foto zeigt Adele Falk neben Anita Lehmbruck und ihren drei Kindern.
Das Sammeln war ihm eine Herzensangelegenheit
Sally Falk war das Sammeln zwar Herzensangelegenheit, er trug aber beispielsweise auch Skizzen zusammen, die der Bildhauer vor der Umsetzung in Skulpturen gezeichnet hatte. Unter den knapp 100 Werken von Lehmbruck, die Falk bis 1917 als größte Lehmbruck-Sammlung weltweit zusammengetragen hatte, waren eine Version der „Knienden“, die Bronze „Mutter mit Kind“, kleine Skulpturen, Radierungen und Gouachen, so dass die Ausstellung einen Einblick in Lehmbrucks Schaffensjahre während des Kriegs geben kann.
Zudem vermittelte Falk Lehmbruck 1916 seine erste und zu Lebzeiten größte Einzelausstellung in Deutschland, die in der Mannheimer Kunsthalle stattfand. Dieser übergab Falk auch seine Sammlung, als er 1917 in die Schweiz auswanderte, weil er krank war, aber wohl auch Probleme mit den Finanzbehörden hatte. Die hochkarätige Sammlung, die den Grundstock für die Kunsthalle bildete, wurde zerstreut. Bis heute erforschen die Mannheimer, wo Werke verblieben sind, wie Kurator Jörg Mascherrek sagt.
Falk kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg mittellos aus der Schweiz zurück nach Mannheim; die Stadt unterstützte ihn finanziell bis zu seinem Tod 1962.
>>>EIN VORTRAG ZUR ERÖFFNUNG
Die Studio-Ausstellung wird eröffnet am Donnerstag, 22. März, um 18 Uhr mit einem Vortrag in der Reihe der „Lehmbruck Lectures“.
Stefanie Patruno, stellvertretende Direktorin am Institut Mathildenhöhe in Darmstadt, spricht dann über „Wilhelm Lehmbruck und Sally Falk“. Dabei stellt sie neue Forschungsergebnisse vor.
Die Ausstellung bleibt bis zum 10. Juni.