Duisburg. Auch in technischen Bereichen setzt das kommunale Bauunternehmen auf weibliche Leitung. Eine Quote für das „Womanagement“ braucht es nicht.

Eine Frauenquote? Braucht die Gebag nicht. Die Hälfte der 164 Beschäftigten sind weiblich, auch drei von fünf zentralen Unternehmensbereichen sowie vier Referate und Abteilungen werden von Frauen geführt. Kein Zufall, betont Bernd Wortmeyer: „Bei uns ist Chancengleichheit keine Frage der Quote, sondern Bestandteil einer partnerschaftlichen Unternehmenskultur. Das „Womanagement“ sei für die Gebag ein echter Erfolgsfaktor – auch und gerade in den technischen Bereichen“, so der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbau-Gesellschaft.

Die Frau am Bau ist kein Problem

Was der Chef Unternehmenskultur nennt, sei nicht schriftlich fixiert, sagt Gerhild Gössing, die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. „Das ergibt sich aus dem Handeln. Wir arbeiten hier unabhängig vom Geschlecht partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammen.“ Die Gleichberechtigung sei eigentlich „kein Thema“, sondern habe sich „natürlich ergeben“, ist die Erfahrung von Sabine Störch. „Frauen haben einen klaren Blick auf die Sache, arbeiten strukturiert und erfolgreich“, so die Leiterin der Bestandsbewirtschaftung. „Das hat die Geschäftsführung erkannt und sie fährt gut damit.“

Dazu gehöre es auch, etwa die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich möglich zu machen. „Dinge wie Home-Office und Vertrauensarbeitszeit, die nimmt man hier ernst“, berichtet Sandra Altmann. Dazu gehört für die Leiterin des Geschäftsführungsbüros auch die Möglichkeit, sich gegenseitig zu vertreten. Sie ist deshalb ebenso Prokuristin wie Sandra Altmann und Beatrice Kamper, die den Bereich Projekt- und Flächenentwicklung/Neubau leitet.

„Ich treffe hier auf ein gleichberechtigteres Klima als in der Verwaltung“, sagt die Planerin, die bis 2014 im Duisburger Rathaus als Abteilungsleiterin tätig war und dann als Baudezernentin nach Viersen wechselte.

„In der Stadtentwicklung gibt es keine weibliche Führungskraft mehr“, sagt sie mit Blick auf ihren einstigen Arbeitsplatz, außerdem schätzt sie es, sich bei der Gebag auf ihre planerischen Aufgaben. „Dezernent sein muss man wollen, das geht auch ohne die Familie nicht“, sagt sie zur politischen Dimension und die zeitliche Beanspruchung durch das Amt.

Frauen zahlen einen hohen Preis

Die Frau am Bau, das sei in der vermeintlichen Männerdomäne kein Problem. „Es gibt oft einen Aha-Effekt“, berichtet Sandra Altmann, „das macht dann Spaß.“ Weniger um die Branche, als um Selbstvertrauen gehe es, meint Beatrice Kamper: „Führungsrolle heißt, auch Knoten durchschlagen zu können, auch andere Meinungen zurückzustellen.“

Die Lust auf Herausforderung sei Voraussetzung für den Erfolg, sagt Sabine Störch. Diesen Biss, den Mut zur Karriere, vermisst auch Sandra Altmann noch oft: „In der Ausbildung und im Bachelor-Studium sitzen mehr Frauen als Männer, im Master-Studium kehrt sich dieses Bild dann komplett um.“

Zu oft fehle es noch an flexiblen Arbeitszeitmodellen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Karriere, bedauert Beatrice Kamper: „Eine Führungsposition lässt sich nicht als Halbtagsjob erledigen, du musst bereit sein, das Private zurückzustellen.“ Zu schnell noch gelte als Rabenmutter, wer sein Kind schon als Baby in die Kita gebe: „So oder so zahlen Frauen immer noch einen hohen Preis.“