Duisburg. Seit der ersten Ausgabe 1948 der WAZ liest Gerhard Hollenberg ‘seine WAZ’. Bericht zur Mondlandung 1969 hat er aufbewahrt - „pure Nostalgie“
„Das war ein Weltereignis – schauen Sie sich das einmal an!“ – schlägt Gerhard Hollenberg ganz ergriffen die großformatige Sonderbeilage der WAZ von 1969 auf: „Der Mensch auf dem Mond.“ Vier Farb-Seiten hat die WAZ dem ersten Schritt auf dem Trabanten am 21. Juli 1969 gewidmet. Hollenberg, Jahrgang 1937, hat sie lichtgeschützt im Schrank archiviert – nach 50 Jahren wirkt sie als wäre sie gestern erschienen.
„Für mich ist das pure Nostalgie“, verrät der Duisburger beim Betrachten der Ausgabe, die großformatig Bilder vom spektakulären Mondspaziergang Edwin Eugine – Buzz–Aldrins über die karge Landschaft des Trabanten zeigt. Und eine detaillierte Skizze des Raumanzugs. Und ein Foto der – vermeintlich wehenden – amerikanischen Flagge neben der Apollo 11: „Manche haben damals behauptet, das sei alles in Hollywood gedreht worden“, berichtet der 81-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Faszinierend war für den gelernten Stahlbauschlosser natürlich die Technik, die den Hüpfer zum Mond mit anschließendem Ausgang ermöglichte. Die Saturn 5 hat Hollenberg sogar als aufklappbare Skizze. Nicht ganz so hoch ging die Dachkonstruktion, an der er vor gut 50 Jahren für die Demag, damals in Hochfeld, mitgewirkt hatte, „30 Millimeter Blechstärke“, zeigt er anschaulich mit Daumen und Zeigefinger.
Die WAZ begleitet Hollenberg schon seit ihrer ersten Drucklegung am 3. April 1948. Damals, mit elf Jahren, wohnte er noch ‘nebenan’ in Mülheim-Speldorf: „Meine Mutter wollte unbedingt die WAZ haben“, verrät er. Und der Junge las eifrig mit. Wenn auch erst am Nachmittag: „Zum Frühstück vor der Schule war keine Zeit“, schüttelt Hollenberg den Kopf.
Interessiert hat ihn übrigens alles, was so drin stand und gerade das, „was lokal über die Bühne ging, wo wieder Trümmerschutt geräumt wurde“. Eines ist ihm besonders im Kopf geblieben: der Beginn des Korea-Konflikts 1950. „Ich habe die Schrecken des zweiten Weltkriegs voll miterlebt“, erinnert sich Hollenberg, „und dann fangen die schon wieder an, dachte ich.“ Die WAZ berichtete ausführlich, der 13-Jährige holte sich einen Atlas dazu – „mancher glaubte, das sei weit weg, für mich war es aber gar nicht so weit“.
Und auch als Hollenberg Ende der 1960er Jahre aus dem Mülheimer Elternhaus und nach Duisburg zog, blieb die WAZ sein informativer Begleiter.
Ein bisschen wehmütig blickt er auf den Preis noch zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts: 3 Mark siebzig pro Monat, zeigt er anhand von Quittungen, die ebenfalls gut erhalten aussehen wie von gestern. Es muss um 1955 gewesen sein. „Das Geld wurde nicht per Girokonto überwiesen, sondern von einem Mitarbeiter persönlich an der Tür kassiert“, weiß Hollenberg. Das Besondere: Die Rückseite der Quittung hatte die WAZ mit sechsfarbigen, gemalten Ansichten mit „berühmten Bauten der Menschheit“ bedrucken lassen. Darunter etwa der Louvre in Paris, die Hagia Sophia in Istanbul oder die Markuskirche in Venedig. Die aufwendigen Darstellungen waren offenbar ein guter Grund, eine Quittung auf jeden Fall aufzubewahren – auch noch nach mehr als 60 Jahren.