Duisburg/Mülheim/Oberhausen. . In einer feierlichen Zeremonie ist in Duisburg ein neuer jüdischer Friedhof eingeweiht worden. Der bisherige Friedhof in Mülheim wird zu klein.

Erde fällt auf den kleinen, einfachen Holzsarg. Die Beerdigung der Thorarolle ist an diesem Sonntagnachmittag Höhepunkt und Abschluss der feierlichen Einweihung des neuen jüdischen Friedhofs an der Düsseldorfer Straße in Duisburg. „Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagt Oberrabbiner David Geballe. Die untauglich gewordene und nicht mehr zu reparierende Thorarolle sei wie ein treues Gemeindemitglied aus Fleisch und Blut und die Thora als erster Teil der hebräischen Bibel nicht bloß eine Ansammlung von Gesetzen. „Jüdische Bücher haben eine Seele und verkörpern unsere Geschichte,“, erklärte der Oberrabbiner den zahlreich erschienen Gästen.

Duisburgs Oberbürgermeister kommt zur Einweihung

Auch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link war zur Einweihung des neuen jüdischen Friedhofs gekommen.
Auch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link war zur Einweihung des neuen jüdischen Friedhofs gekommen. © Tanja Pickartz

Auch Oberbürgermeister Sören Link ist zur Einweihung des eigenen Grabfelds der jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen auf den Waldfriedhof in Wanheimerort gekommen. „Wir haben in Duisburg mit der Synagoge ein Haus jüdischen Glaubens, mit dem jüdischen Kindergarten ein Haus der Zukunft und mit dem neuen Friedhof ein Haus der Ewigkeit.“ Er wünsche sich, dass viele jüdische Mitbürger Teil der Stadtgesellschaft werden. „Ich hoffe, dass dieser Tag auch ein starkes Zeichen für die Zukunft ist.“

Es ist ein Tag, auf den die jüdische Gemeinde lange gewartet hat, wie der Vorstandsvorsitzende Dmitrij Yegudin in seiner Ansprache betont. „Dafür ist das Ergebnis hervorragend. Der neue Friedhof ist ein gutes Beispiel für die Integration des jüdischen Lebens in Duisburg.“

Der neue jüdische Friedhof bietet Platz für 2000 Gräber

Siebenmal, so schreibt es die jüdische Lehre vor, muss ein neuer Friedhof begangen werden. Dabei wurden Psalmen vorgetragen.
Siebenmal, so schreibt es die jüdische Lehre vor, muss ein neuer Friedhof begangen werden. Dabei wurden Psalmen vorgetragen. © Tanja Pickartz

Er wird benötigt, weil die bisher genutzte bereits zwischen 1730 und 1740 errichtete Anlage in Mülheim mit zum Teil sehr alten Grabmälern langsam an ihre Grenzen stößt. Das liegt einerseits am starken Zuzug von Aussiedlern jüdischen Glaubens wie etwa aus der ehemaligen Sowjetunion. Andererseits ist Juden aus religionsgesetzlichen Gründen nur eine Erdbestattung erlaubt – und das für die Ewigkeit. Was den hohen Flächenbedarf erklärt. Rund 10.000 Quadratmeter groß ist der neue Friedhof, der Platz für 2000 Gräber bieten soll.

Lutz Peller, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Duisburg, wies mahnend auf den wieder wachsenden Antisemitismus in Deutschland hin. Dieser zeige sich auf vielfältige Weise. „Mal laut und dumm, aber oft auch ganz versteckt“, so Peller. Umso mehr freue er sich über den neuen Friedhof, über das Haus der Ewigkeit. „Es zeigt, dass jüdisches Leben hier eine Perspektive hat, die andauert.“