Duisburg. Trotz mehr Personal: Am Freitag werden im Duisburger Straßenverkehrsamt wieder nur absolute Notfälle bearbeitet. Die Stadt entschuldigt sich.

Die Stadt Duisburg rät weiter davon ab, das Straßenverkehrsamt aufzusuchen. Zwar konnten kurzfristig fünf weitere Mitarbeiter reaktiviert werden, wie die Stadt am späten Donnerstagnachmittag erklärte. Dennoch werden am Freitag nur ganz wenige Wartemarken ausgegeben und "absolute Notfälle" bearbeitet.

Fünf ehemalige Mitarbeiter reaktiviert – sechs weitere Stellen sollen folgen

Die fünf Kolleginnen und Kollegen haben, so heißt es in der Stellungnahme, in der Vergangenheit bereits im Straßenverkehrsamt gearbeitet, "so dass eine schnelle Einarbeitung möglich ist". Nun hofft man in der Verwaltung, dass es ab der kommenden Woche "zu einer Entlastung der Situation für Kunden und Mitarbeiter kommt". Zudem würden sechs weitere neue Stellen umgehend eingerichtet (Details zur Personallage in der Behörde lesen Sie am Artikelende).

Ordnungsdezernent Paul Bischof, seit drei Monaten im Amt, zeigt Verständnis für den Ärger der betroffenen Bürgerinnen und Bürger: „Wir wissen, die Menschen sind auf die Arbeit des Straßenverkehrsamts angewiesen. Wir brauchen hier schnelle Entlastung für alle Beteiligten. Ich kann mich für die Situation vor Ort nur entschuldigen und versichern, dass wir weiter an Lösungen arbeiten.“

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Am Donnerstag hat das Chaos im Duisburger Straßenverkehrsamt seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Stadt musste wegen des erneut großen Andrangs am frühen Donnerstagmorgen kapitulieren und bat die Bürger, das Amt nicht aufzusuchen. Es wurden keine Wartemarken ausgegeben. Sogar die Polizei musste gegen 8 Uhr gerufen werden, weil die Situation vor Ort zu eskalieren drohte, wie Stadtsprecherin Susanne Stölting zugeben musste. Viele Menschen in der langen Warteschlange hatten von der späten Mitteilung der Stadt nichts mitbekommen. Die Polizei musste allerdings nicht aktiv werden, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt.

Nur weniger arbeitsintensive Vorgänge werden bearbeitet

Nur weniger arbeitsintensive Vorgänge wie Abmeldungen, Stilllegungen und Angelegenheiten des Güterkraftverkehrs wurden im Straßenverkehrsamt bearbeitet. Für diese wurde keine Wartemarke benötigt. Und wer für diesen Donnerstag einen Online-Termin vereinbart hatte, durfte sich ebenfalls glücklich schätzen und wurde hineingelassen. „Gestern waren die Kolleginnen und Kollegen zwölf Stunden im Dienst und konnten 250 Vorgänge bearbeiten“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. „Da von gestern außerdem noch 250 Händleranträge abgearbeitet werden müssen, können heute leider keine Wartemarken ausgegeben werden.“

Eine Runde mit dem Ordnungsdezernenten Paul Bischof tagte am Donnerstag, um eine erste Lösung zu finden, die zeitnah für Entspannung sorgt, teilte Sprecherin Stölting am Vormittag mit. Derweil bekamen Kunden, die am frühen Mittag noch Fahrzeuge anmelden wollten, vor Ort bereits den Rat, das Amt frühestens am kommenden Mittwoch wieder aufzusuchen.

Nur vier von 21 Schaltern besetzt

Lange Warte- und Bearbeitungszeiten sowie zu wenig Personal sorgen schon seit Jahren für großen Unmut. Am Donnerstag waren gerade einmal vier von 21 Schaltern besetzt. Die Situation war zuletzt derart kritisch, dass die Stadt seit Mittwoch Sicherheitsleute am Haupteingang einsetzt. So sollte die Lage beruhigt, der Besucherstrom besser gesteuert und die Verfahren entzerrt werden – bislang ohne Erfolg.

Die Gewerkschaft Verdi kennt die Problematik. „In der Vergangenheit wurde immer mehr Personal abgebaut, die Ausbildung zurückgefahren. Heute fehlt der Nachwuchs an allen Ecken und Enden“, bestätigt Martin Nees vom Landesbezirk NRW.

Arwin Fitz, ein Autohändler aus Reinhausen, stand am Donnerstagmittag vor der Behörde und schüttelte nur noch mit dem Kopf. „Seit vergangenen Dienstag versuche ich, ein Fahrzeug anzumelden. Erst habe ich keine Wartemarken mehr bekommen, die Ersten sind ja schon um 4 Uhr morgens da“, so Fitz. „Dann gab es Probleme, weil Halter und Versicherungsnehmer nicht eine Person sind. Ich hoffe, dass es endlich mal klappt.“

Firmenfahrzeug anmelden? Keine Chance

Auch ein Duisburger Unternehmer aus der Betonbranche ist sauer. Er wollte sein Firmenfahrzeug anmelden. Keine Chance an diesem Donnerstag. „Das ist eine Katastrophe“, sagt er. „Ich bin selbstständig, hab ja nicht jeden Tag Zeit. Der Betrieb muss ja irgendwie laufen. Wenn ich könnte, würde ich das Fahrzeug am liebsten in einer anderen Stadt anmelden, aber das geht ja leider nicht.“

Er habe zuletzt auch mal versucht, einen Online-Termin zu vereinbaren. „Das ist völlig unübersichtlich und müsste dringend vereinfacht werden. Zwei, drei Klicks – und fertig“, sagt der Unternehmer und muss mit seinen Papieren unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Stadt hat bereits angekündigt, das Online-Verfahren zu optimieren. Das könne allerdings noch Monate dauern. Warten zu müssen, sind die Kunden des Duisburger Straßenverkehrsamts aber ja schon gewohnt.

>>>> Allein neun Krankmeldungen in der Zulassungsstelle

Von 20 Stellen in der Zulassung seien derzeit 9 Personen erkrankt; drei weitere befinden sich im Urlaub. Sechs Stellen sind darüber hianus trotz mehrfacher Ausschreibungen unbesetzt.

In der Führerscheinstelle seien insgesamt acht Stellen für die Erteilung von Führerscheinen eingerichtet, davon sind zur Zeit nur drei Personen anwesend. In der Führerscheinstelle gibt es insgesamt sechs neue Projektstellen, die noch zu besetzen sind.