Duisburg. . Auch Sicherheitsleute können die Lage im Duisburger Straßenverkehrsamt nicht beruhigen - sagt ein Kunde, der am Mittwoch in aller Frühe da war.

Die Wut wächst. Lange Warte- und Bearbeitungszeiten lassen die Kunden des Straßenverkehrsamts schon seit Jahren verzweifeln. Doch zuletzt spitzte sich die Lage derart zu, dass die Stadt sich nun gezwungen sah, Sicherheitsleute am Haupteingang einzusetzen – in der Hoffnung, die Lage zu beruhigen und den Besucherstrom besser zu steuern. Sie fragen seit diesem Mittwoch nach dem Anliegen – Führerschein-Angelegenheiten oder Zulassungsfragen – und verteilen entsprechend Wartemarken. Die sind allerdings nach wie vor begrenzt, weshalb die Situation vor Ort weiter eskaliere, erzählt Wolfgang Beer.

Lange Warteschlangen

Der 58-Jährige aus Rheinhausen war am Mittwoch bereits um 5.30 Uhr in der Früh vor Ort und stellte sich in die Warteschlange. „Da waren schon 70 Leute vor mir“, so Beer. „Um 7 Uhr waren es insgesamt 400 Leute und einige drängelten sich vor, um noch Wartemarken zu ergattern. Ich hab dadurch, wie viele andere auch, keine mehr bekommen und musste wieder nach Hause.“ Er berichtet von tumultartigen Zuständen. „Da hat sich durch die Wachleute überhaupt nichts gebessert.“

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So sieht das auch Jürgen Ehls. „Der Vorteil für die Mitarbeiter ist, dass sie sich so nicht mehr direkt beschimpfen lassen müssen. Ansonsten wird der Mangel nur auf eine andere Art und Weise verwaltet“, sagt der Rumelner.

Stimmung im Amt immer aggressiver

Er hat zuletzt mehrfach erfolglos versucht, einen Kfz-Anhänger umzumelden. Die Stimmung im Straßenverkehrsamt werde immer aggressiver. „Es gibt viele Kunden wie ich, die immer wieder abgewiesen wurden, darunter Mütter mit Kleinkindern oder Leute, die sich extra einen Tag Urlaub genommen hatten. Da staut sich natürlich was auf.“

Ehls hält die Zustände in der Behörde für einen Skandal. „Es handelt sich hier um eine hoheitliche Dienstleistung. Wenn mir aber ein Vorgesetzter bei einem meiner Besuche erzählt, dass ihm von 21 Mitarbeitern nur sechs zur Verfügung stehen und mir dann auch noch einen kostenpflichtigen Zulassungsservice empfiehlt, muss etwas grundlegend nicht stimmen.“

Mehrfach OB Link angeschrieben

Er hat deshalb mehrmals Oberbürgermeister Sören Link geschrieben und ihn aufgefordert, Konsequenzen zu ziehen. „Entweder die Führung des Amtes zur Rechenschaft zu ziehen oder endlich das notwendige Personal zur Verfügung zu stellen.“

Stadtsprecherin Susanne Stölting kann den Ärger nachvollziehen. „Wir wollen es durch den Einsatz der Sicherheitsleute schaffen, die Verfahren zu entzerren und die Wartezeiten zu verkürzen. Die Mitarbeiter konnten oft nicht mehr in Ruhe arbeiten und die Kunden nicht wie gewünscht bedienen. Und dann kam es zuletzt auch durch Sprachbarrieren zusätzlich zu Verzögerungen.“

Ein weiteres Problem sei die hohe personelle Fluktuation innerhalb der Behörde. Immer wieder gibt es offene Stellen, weil offenbar Mitarbeiter aufgrund des psychisch belastenden Jobs entnervt hinwerfen und Nachfolger erst mühsam eingearbeitet werden müssen. Die Stadt, so Stölting, denke über weitere Maßnahmen nach, die personellen Engpässe zu beheben.

Verbessertes Online-Verfahren in Arbeit

Außerdem werde, wie bereits vor Wochen angekündigt, an einem verbesserten Onlineverfahren für die Zulassungsstelle gearbeitet. Das könne aber noch Monate dauern. Bisher sei es dem Kunden im Vorfeld mit einem Modul nur möglich, seine erforderlichen Daten zu erfassen, damit es dann beim eigentlichen Termin schneller geht. Es ist also keine klassische Onlineterminvergabe. Die soll es künftig aber geben – auch für die Führerscheinstelle.

Nach den erfolglosen Besuchen in der Zulassungsstelle hat Jürgen Ehls übrigens das bisherige Online-Verfahren genutzt und jetzt auch einen Termin, um seinen Anhänger umzumelden – am 31. Oktober. „Wenn es dann nicht klappt, weiß ich auch nicht mehr...“

UPDATE: Am Donnerstagmorgen (18. Oktober) werden keine Wartemarken ausgeteilt. "Es können lediglich weniger arbeitsintensive Vorgänge bearbeitet werden, bei denen keine Wartemarke erforderlich ist. Dazu zählen Abmeldungen, Stilllegungen und Angelegenheiten des Güterkraftverkehrs", teilte die Stadt Duisburg am Donnerstagmorgen mit.

Kommentar: Zeugnis jahrelangen Versagens

So weit sind wir also schon: Sicherheitsleute am Haupteingang des Straßenverkehrsamts. Eine effiziente Maßnahme gegen die langen Warte- und Bearbeitungszeiten sind sie nicht. Sie sind vielmehr Zeugnis eines jahrelangen Versagens der Stadtverwaltung, die es versäumt hat, frühzeitig gegenzusteuern. Stattdessen kämpfen weiter Kunden in aller Herrgottsfrühe um ein paar Wartemarken und die Mitarbeiter der Behörde gegen eine immer größer werdende Papierflut. Kein Wunder, dass sich einige den Job nicht oder nicht mehr antun möchten. Die immer wieder offenen Stellen verstärken die Probleme allerdings. Es ist ein Teufelskreis, der endlich zu durchbrechen ist. Was fehlt, sind nicht Sicherheitsleute, sondern bessere und attraktivere Arbeitsbedingungen und vor allem eine schlüssige Strategie. Die angekündigten Verbesserungen im Online-Bereich dauern noch Monate und können nur ein Anfang sein.