Duisburg. . Auf einem Bild ist der türkische Präsident mit Banane im Po zu sehen. Wegen heftiger Kritik auf Facebook beobachtet nun die Polizei die Lage.
Die jüngst in der Cubus-Kunsthalle eröffnete Ausstellung „Thomas Baumgärtel – Politische Arbeiten“ hat nicht nur in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Empörung ausgelöst. Er richtet sich gegen das Bild, auf dem der „Bananensprayer“ Baumgärtel dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan symbolisch eine Banane in den Hintern schiebt. Nachdem das Bild schon bei einer Ausstellung in Langenfeld für Demonstrationen und scharfe Proteste gesorgt hat, hatte Cubus-Chefin Claudia Schäfer auf Anraten der Polizei für die Ausstellungseröffnung bereits Sicherheitspersonal engagiert. Auch waren Polizisten, teilweise in zivil, vor Ort.
Baumgärtel ahnte schon vor der Eröffnung in Duisburg, dass das Werk Aufsehen erregen würde. „Mit den Drohungen gegen mich und meine Familie könnte ich eine ganze Wand tapezieren. Das ist vor allem im Zeitalter von Facebook besonders heftig geworden“, so der Künstler im Vorfeld. Die Arbeit hatte er vor zwei Jahren als Solidaritätsadresse für Jan Böhmermann gemalt. Dennoch hatte Claudia Schäfer die Reaktionen so nicht erwartet: „Das ist schon heftig und nicht schön.“ Einige Kritiker hätten die Ausstellung gar nicht besucht.
DAL-Kritik: „Bild ist entwürdigend“
Rainer Grün, der für die Duisburger Alternative Liste im Rat sitzt, hat sich die Bananen-Kunst allerdings angeschaut – und ist empört: „Kunstfreiheit ist das eine und Satire erlaubt, aber dieses Bild ist entwürdigend. Wären deutsche Spitzenpolitiker auf dieselbe Weise dargestellt worden, würden viele in unserer Gesellschaft richtigerweise mehr Respekt vor den Repräsentanten unserer Republik einfordern. Es gibt keine Freiheit, andere zu beleidigen und herabzusetzen.“ Die DAL prüfe derzeit, „ob wir vielleicht eine Anzeige wegen Volksverhetzung stellen.“
Thomas Baumgärtel stellt in der Cubus Kunsthalle aus
Kulturdezernent Thomas Krützberg stellt sich hinter die Ausstellung: „Kunst- und Meinungsfreiheit sind zu respektierende hohe Güter. Aber auch wenn die Freiheit der Kunst nicht schrankenlos ist, sollten sich privat organisierte Ausstellungen – wie hier durch die Cubus-Kunsthalle – nicht von Externen und auch nicht von der Stadt beeinflussen oder gar leiten lassen.“
Auf der Facebook-Seite der Cubus-Kunsthalle kommentiert Levent Taşkıran: „Es ist wirklich einfach heuchlerisch und respektlos, solch eine rassistische Kampagne unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit zu erlauben! Die Kunstfreiheit endet auch dort, wo Rassismus salonfähig wird...“ Andrea Bodor schreibt: „Ich persönlich finde, unabhängig von meiner Einstellung zur Person und Politik von Herrn Erdogan, das Bild platt, primitiv, billig und flach – und würde es selbst nie unter ,Kunst’ einordnen. Mit der Aufnahme des Bildes in die Ausstellung war auch klar, was passieren wird.“ Marcus Wismach erklärt: „Ich liebe Deutschland unter anderem für die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit. Liebe Cubus-Kunsthalle, es war zu erwarten, was nun passiert. Euch viel Kraft bei dem, was kommen mag.“
Claudia Schäfer will das Bild weiterhin zeigen
Udo Vohl, Vorsitzender des Kulturausschusses, sagt auf Nachfrage: „Ich habe eine persönliche Meinung dazu: Ich bin für die Kunstfreiheit, es muss möglich sein, solche Werke zu zeigen.“ Vohl erinnert an die Diskussion um das „Totlast“-Kunstwerk, das 2014 nach Intervention von Oberbürgermeister Sören Link im Lehmbruck-Museum nicht gezeigt wurde. Mit Blick auf die Erdogan-Debatte sagt der SPD-Politiker weiterhin: „Auch Merkel musste in den türkischen Medien einiges ertragen.“
Claudia Schäfer will das Bild weiter zeigen. „Wir haben aus der Politik auch noch keinen Hinweis bekommen, dass wir es abhängen sollen.“ Eine Veranstaltung, die das Thema aufgreift, ist jedoch erstmal nicht geplant. „Es ist ein Bild von vielen. Trump, Kim, Merkel und Kohl sind genauso Teil der Ausstellung.“ Die Polizei wird Streife fahren und die Cubus-Kunsthalle im Kantpark im Blick behalten. „Außerdem haben wir die sozialen Netzwerke im Blick“, so eine Polizeisprecherin. Bisher seien noch keine Anzeigen eingegangen und auch strafrechtlich relevante Kommentare gebe es nicht.