Duisburg. . Die „Tage des offenen Ateliers“ haben in Duisburg begonnen. Und manchmal ist der Weg zur Kunst nicht ganz einfach.
Schon der Weg ins Atelier von Luise Hoyer in Neudorf ist ein kleines Kunstwerk für sich: Über eine steile Rampe geht es ins Treppenhaus, eine Treppe hoch, die heute so sicherlich keine Baugenehmigung mehr bekommen würde, durch einen langen Gang ins Atelier mit Industriecharme. Diesen Weg muss sonst nur die Künstlerin zurücklegen. Am Samstag, im Rahmen des „Offenen Ateliers“, jedoch durften alle Kunstinteressierten den Kunstschaffenden über die Schulter schauen – und das nicht nur bei Luise Hoyer.
„Großer Wasserfloh“ wurde gerade verkauft
Hoyer konzentriert sich in ihrer Kunst ganz aufs Zeichnen, eher konkret, aber oft mit karikaturistischem Hauch. Das Bild „Daphnia magna“, zu Deutsch „Großer Wasserfloh“, ist gerade über die Ladentheke gegangen. „Aber mein Beruf ist das hier nicht“, erklärt Hoyer, eher die Berufung, jedenfalls nicht bloß ein Hobby. „Ich zeichne, weil ich muss“, fasst die Duisburgerin ihre Arbeit zusammen. Oft seien die Zeichnungen auch in Kurzgeschichten eingebunden, die zusammen mit den Werken entstehen. Im Hinterzimmer können die Besucher ein solches Kunstwerk erleben. Zu einer Zeichnung mit vielen Gesichtern läuft ein Kurzfilm, der die erschrockenen Gesichter auf dem Bild vorstellt.
Ganz in der Nähe, auf der Grabenstraße, schaffen auch die Künstler vom „Grabowski Summer Project“ ihre Werke. Der ungewöhnliche Name für den Atelierzusammenschluss, erklärt Künstler Heinz Hüls, sei eigentlich ganz naheliegend. Aus dem Wortstamm der Grabenstraße und inspiriert von gleichnamigen Maulwurf kommt das „Grabowski“, und weil sich die ehemaligen Futtermittellagerräume nicht beheizen lassen, wird im Winter eher weniger gearbeitet – „Summer Project“ eben. Neben Heinz Hüls Olivenholzskulpturen sind, unter anderem, auch Helga Hüttens Großgemälde zu bewundern. Wie lange das allerdings noch geht, ist fraglich. „Das wird hier irgendwann abgerissen und neu bebaut, wir hangeln uns von Jahr zu Jahr“, bedauert Hüls.
Vier Künstlerinnen arbeiten Tür an Tür
Nur einen kurzen Fußmarsch entfernt liegt das Kunstquartier. Hier arbeiten gleich vier Künstlerinnen Tür an Tür, aber jede in ihrem eigenen Stil. Friederike Huft fotografiert mit ihrer Polaroidkamera mit Vorliebe das Licht, dass durch Vorhänge fällt. Nebenan erschafft Stacy Blatt traditionell-amerikanische Quilts, also mehrlagige Stoffkunstwerke. Brisant zum Beispiel, mit Blick auf die politische Lage in den USA: Das amerikanische „Star spangled Banner, aber nicht auf rot-weiß-blauem Grund sondern aufgestickt auf eine Weltkarte. Christina Böckler schafft ihre Kunst gleich nebenan aus Sperrmüll, etwa das Werk „Siedlung Freihafen“ aus alten Schubladen. Die vierte Im Bunde ist Petra Anders, die realistische Bilder malt – „am liebsten Portraits“, erklärt sie. Ein aktuelles Projekt: Die Welt, gespiegelt vom Lack von Oldtimern.
Im selben Gebäude hat sich Ralf Köppen eine wahrhaftig maritime Galerie angelegt. Neben Aktzeichnungen bestimmt ein Raster aus Sattelmuscheln den Raum, aufgebracht auf Acrylstäbe und von hinten beleuchtet. Direkt daneben steht eine Art Globus komplett beklebt mit Krabbenscheren. „Die ganzen Materialien habe ich selbst an den Stränden von Mallorca gesammelt“, so Köppen. Bei Kunstwerknamen wie „1024 Farben und Eine“ können sich die Besucher vorstellen, was das für eine Arbeit gewesen sein muss.
Am nächsten Wochenende geht es weiter
Auch am kommenden Wochenende, 6./7. Oktober, wird der „Tag der offenen Ateliers“ in weiten Teilen Duisburgs gefeiert. Mit dabei ist etwa das Städtische Künstler- und Atelierhaus an der Goldstraße im Dellviertel, das Städtische Atelierhaus an der Schulstraße in Baerl oder das Atelierhaus Bunker 14 an der Moselstraße in der City.
Geöffnet sind alle Ateliers am Samstag von 14 bis 20 Uhr und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr.