Duisburg. . Bereits 1903 und erst 2018 gegründet: „Alle Neune“ und „Havanna-Club“ siegen beim Wettbewerb um den ältesten und jüngsten Kegelclub in Duisburg.

Schlagermusik erfüllt den Raum. Der Duft von Schnitzel und Pommes liegt in der Luft. Hier im Duisburger Norden, im Haus Rademacher, hat er also seine Heimat – der älteste Kegelclub in Duisburg. Zwei Treppen führen herunter zur Bahn, zu dem Raum, in dem auch der Vereinswimpel mit dem Gründungsjahr steht: 1903. Damit haben die Mannen vom KC „Alle Neune“ den Leserwettbewerb klar gewonnen.

Der Vereinswimpel des KC „Alle Neune“ mit dem Gründungsjahr.
Der Vereinswimpel des KC „Alle Neune“ mit dem Gründungsjahr. © Michael Dahlke

Vor 115 Jahren fanden sich elf Mitglieder des Beamten-Gesangsvereins der Zeche Neumühl und drei Geschäftsleute aus dem Stadtteil zusammen. Gekegelt wurde einmal in der Woche auf der Bahn in der Menage der Zeche an der Haldenstraße. Im März 1904 wurden die Statuten von den Gründungsmitgliedern unterzeichnet, die der Bürgermeister drei Tage später genehmigt. Der KC „Alle Neune“ ist seitdem sogar ein eingetragener Verein.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurden die meisten Kegelbrüder zum Kriegsdienst eingezogen. Nach der Rückkehr war die Bahn am Ascheberg verschwunden. 1919 konnte zunächst im Ledigenheim der Zeche gekegelt werden. Aber durch die Besatzung der Franzosen benötigten die Mitglieder bald Passierscheine, um eine ruhige Kugel zu schieben. Der Club wich fortan auf verschiedene Bahnen aus und fand schließlich im Kasino der Zeche ein neues Zuhause.

Bahn bei Fliegerangriff zerstört

Dort griffen die Kegelbrüder auch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs weiter zur Kugel. Bei Alarm wurde im Luftschutzkeller Skat gespielt. 1943 wurde die Bahn bei einem Fliegerangriff zerstört, fünf Jahre später aber wieder aufgebaut - und dort bis Ende August 1963 gekegelt. Neue Heimat des Clubs wurde zunächst das Haus Wagner in Hamborn, seit 1972 geht’s auf die Bahn im Haus Rademacher.

Zwölf Mitglieder im Alter zwischen 57 und 91 Jahren zählt der KC „Alle Neune“ aktuell, die alle fünf Jahre ein großes Fest feiern. „Kegeln ist fast Nebensache“, sagt Peter Haschke. „Das gesellige Beisammensein ist das Wichtigste.“ Das liegt mitunter auch am Alter, wie Bernd Meyer augenzwinkernd anmerkt. „Früher waren 500 Wurf an einem Abend keine Seltenheit“, erzählt der 83-Jährige. „Heute schnappe ich nach jedem Wurf nach Luft....“

Eine verschworene Truppe aus Bissingheim

Das Rennen um den jüngsten Duisburger Kegelclub war äußerst eng. Am Ende setzte sich der erst Ende März 2018 gegründete KC Havanna-Club knapp durch. Das haben die elf jungen Männer mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren einer Frau namens Nina verdanken.

Sie entstammt der kegelbegeisterten Familie Walter aus Bissingheim. Mutter, Vater und Opa sind schon lange in eigenen Clubs aktiv – ebenso wie die 19-Jährige. Als vor einigen Monaten ihr Kegelabend auf der Bahn der Platzanlage des ETuS Bissingheim ausfiel, trommelte Bruder Tim (20) kurzerhand ein paar Freunde zusammen, die stattdessen zur Kugel griffen.

Benannt nach dem Lieblingsgetränk

Und weil alle so viel Spaß hatten, wurde kurz darauf der KC Havanna-Club aus der Taufe gehoben. Der Name ist noch nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt, leitet sich aber vom Lieblingsgetränk der Truppe ab: Rum mit Cola. Wenn alle vier Wochen freitags vier Stunden lang auf der ETuS-Bahn gekegelt wird, gehört auch ein Fläschen Bier dazu. „Und dann bestellen wir gerne noch eine Pizza aus dem Dorf“, sagt Tim Walter.

© Jörg Schimmel

Aus Bissingheim, das Dorf, von dem der aktuelle Vorsitzende redet, kommen die meisten Mitglieder des Clubs. Vom technischen Zeichner über den Polizisten bis zum Steuerberater ist alles dabei. Viele kennen sich schon von klein auf und kicken zusammen in der zweiten Mannschaft beim ETuS.. „Es herrscht eine starker Zusammenhalt in unserer Truppe und wir freuen uns beim Kegeln immer schon auf das nächste Treffen.“

Die erste richtige Kegeltour mit Mallorca als möglichem Ziel ist erst für das nächste Jahr geplant. Aber Anfang September soll es schon mal eine kleine Sause per Planwagen geben. Der Club ist halt noch sehr jung.