Duisburg. . Zum Tag der Trinkhallen am 25. August lässt das Ruhrgebiet seine Kioske hochleben. Sechs Büdchen in Duisburg zeigen Wortkunst und Weltmusik
Sie heißen heimelig Büdchen, Bon-Bon-Bude, Stübchen, Kiosk oder – ganz nüchtern – Verkaufshalle. Für viele Ruhris ist es ein täglicher sozialer Treff, für manche pure Nostalgie: „Ich habe als Junge in meinem Kiosk in Wanne-Eickel immer eine gemischte Tüte gekauft, mit Lakritz“, ruft Markus Schlüter vom Regionalverband Ruhr den Mythos der Trinkhalle wach. Zum „Tag der Trinkhallen“ am 25. August gibt’s von 15 bis 22 Uhr eine satte Portion Buden-Zauber quasi ‘umme Ecke’ für„Budisten“ und Kulturfreunde.
2016 war der Tag ein Riesenerfolg, die Nachfrage groß. Diesmal haben sich gleich 200 Buden im ganzen Ruhrgebiet angemeldet, 50 davon unterstützt der RVR und Partner mit einem überraschenden Programm aus Kleinkunst, Wortakrobatik und Weltmusik. In unserer Stadt sind sechs am Start, vom Norden bis in den Westen mit Comedy und internationaler Musik.
Afrika am Grünen Büdchen
Ganz oben auf der Stadtkarte steht „Das grüne Büdchen“ von Erdal Duran. Die Musik allerdings stammt aus dem tiefen Süden. Das zwölfköpfige Ensemble Otumfuo begrüßt die Gäste im Park am Jubiläumshain (Röttgersbach) mit westafrikanischem Tanz, Trommeln und akrobatischen Kunststücken.
Syrische Klänge am Büdchen
An der Spessartstraße 53 in Mittelmeiderich verweben die fünf Musiker von „Dubarabi“ Klänge aus Syrien, Nord-Irak, Kairo und Hagen zu einem Willkommensteppich.
Poesie am Blauen Büdchen
Gequasselt wird am Kiosk ohnehin reichlich, das blaue Büdchen an der Amtsgerichtsstraße in Ruhrort ist keine Ausnahme und hat gleich Profis engagiert: Das Team Poetry Slam schmettert Besuchern Wortkunst entgegen, irgendwo zwischen griechischen Sprechchören und Rap.
Comedy am Kultkiosk Kuki
Das Leben an der Bude hat sich immer schon zwischen Realität und Realsatire eingefunden. Oder Bonbons und Bier. Kai Magnus Sting, Matthias Reuter und andere Kabarettisten haben das erkannt und sich das Kuki am Ruhrorter Neumarkt 1 ausgesucht.
DJ-Kult in Rosi’s Stübchen
Hier am Kiosk, wo man noch die Apostrophitis liebevoll kultiviert, pflegt man auch die Kunst des Plattenauflegens. Olaf Opal – Produzent etwa der Beatsteaks, Juli, die Sterne – hat sich mit Klee-Sängerin Suzie Kerstgens zusammengetan, um Rosi’s Stübchen an der Münzstraße in der Altstadt zu beschallen.
Gypsy-Musik am Kiosk Szkudlarek
Türkische Kultur, Balkan, Gypsy-Musik und westlichen Pop verbindet die Band Rock’n’Romantica zu ihrer eigenen Mischung. Am Kiosk Szkudlarek an der Trompeter Straße in Bergheim darf getanzt werden.
Viel Lob und Zuspruch gibt’s am 25. August für die Kiosk-Tradition. Doch die Trinkhalle ist eigentlich ein hartes Brot: Sieben Tage in der Woche von 10 bis 17 Uhr hat Erdal Duran sein „Grünes Büdchen“ im Park am Jubiläumshain geöffnet – bei Hitze und sogar im tiefen Schnee. „Auch dann kommen unsere Stammkunden, wir sind vorbereitet.“ Beim „Bayern-Eis“, das ein junger Duisburger sehnlichst sucht, muss Duran allerdings passen. Nicht, weil sein Herz für den MSV schlüge, „Bayern-Eis habe ich noch nie gehört – muss ich mal gucken.“
>> Bequem mit dem Rad zur Bude
- Den Tag der Trinkhalle in Duisburg kann man prima in etwas mehr als einer Stunde mit dem Rad bewältigen. Eine Übersichtskarte mit allen 50 Kiosken im Revier inklusive GPS-Daten, genauen Radkarten und sechs Routenvorschlägen gibt’s im Internet (siehe unten).
- Gemeinsam mit dem ADFC haben die Macher fünf weitere Routen zwischen 25 und 31 Kilometer entworfen. Sie führen zu Büdchen nach Dinslaken, Bottrop, Essen, Dortmund und Castrop-Rauxel. Bei manchen Touren wird allerdings um Anmeldung gebeten.
- Den vollen Buden-Zauber findet man im Internet unter: www.tagdertrinkhallen.ruhr