Duisburg-Ruhrort. . Das Blaue Büdchen am Ruhrorter Verteilerkreis ist saniert und wiedereröffnet. Die Betreiber wollen mit Frühstück und Mittagstisch überzeugen.

Gleich vier neue Gesichter blicken jetzt hinter der Durchreiche einer der ältesten Trinkhallen Duisburgs hervor. Das Blaue Büdchen am Ruhrorter Verteilerkreis hat mit Karoline Ster und Frank Scheimann zwei neue Inhaber. Das Team vervollständigen seine Ehefrau Nikole Scheimann und Schwiegermutter Odilie Keulertz. Mit der Trinkhalle erfüllen sie sich einen kleinen Traum.

Seit gut zwei Wochen ist die Trinkhalle am Verteilerkreis wieder Anlaufstelle für die Ruhrorter. Zuvor haben die neuen Inhaber sie saniert.
Seit gut zwei Wochen ist die Trinkhalle am Verteilerkreis wieder Anlaufstelle für die Ruhrorter. Zuvor haben die neuen Inhaber sie saniert. © Jörg Schimmel

„Eigentlich wollten wir alle zusammen ein Dart-Lokal aufmachen“, sagt Frank Scheimann, doch dann hätte seine Frau erfahren, dass das Blaue Büdchen wieder Betreiber sucht. Weil er schöne Kindheitserinnerungen an diese Bude hat, verbringt er dort nun seine Abende und Samstage. „Ich habe hier immer Murmeln gekauft.“ Seinen Lebensunterhalt verdient er jedoch als Zimmermann, Geschäftspartnerin Ster arbeitet in einer Krankenhausapotheke, Nikole Scheimann als Altenpflegerin und Keulertz ist Hausfrau.

Ein Ziegeldach und ein Leergutlager sollen folgen

Ernst ist es dem Team mit der Bude aber allemal. „Meine ganzen Ersparnisse stecken hier drin“, sagt Karoline Ster. Denn die Trinkhalle ist in den vergangenen zwei Monaten kernsaniert worden. Jetzt hat sie etwa neue Böden, Elektrik, Fensterscheiben, Kühlschränke und eine neue Heizungsanlage. „Momentan sind wir ziemlich fertig“, sagt der Inhaber, aber das Team hat noch viele weitere Ideen. So soll noch ein Leergutlager angebaut werden und das Büdchen zudem ein Ziegeldach bekommen, falls die Stadt diese Bauarbeiten genehmigt.

„Unser Privatleben bleibt gerade etwas auf der Strecke“, räumt Nikole Scheimann ein, aber sie und Karoline Ster sind ohnehin beste Freunde und seit der Eröffnung vor gut zwei Wochen kommen viele weitere Bekannte zum Quatschen und Kaffeetrinken. „Ich unterhalte mich gerne, und bin die geborene Verkäuferin“, sagt Ster, daher genieße sie es, nach ihrem eigentlichen Feierabend am Verteilerkreis ihre Kunden zu bedienen.

Die größte Hoffnung setzen die Vier jedoch auf das Frühstücks- und das Mittagsgeschäft. Die Brötchen kommen vom örtlichen Bäcker, Aufschnitt, Bockwürstchen und Frikadellen vom Metzger, die Eier sind aus Bodenhaltung und ab nächster Woche gibt es Baguettes und mittags wechselnde Eintöpfe. „Gerade Handwerker sollen hier was Vernünftiges bekommen“, verspricht der Zimmermann Scheimann, der aus eigener Erfahrung wisse, dass das in Duisburg, zumindest für kleines Geld gar nicht so einfach ist.

Keine Furcht vor dem nahegelegenen Discounter

Die Konkurrenz des nahegelegenen Discounters fürchtet die Büdchenmannschaft übrigens nicht, denn zu den Kunden zählen viele Senioren. „Sie freuen sich, dass wir geöffnet haben und sie nicht soweit laufen müssen“, sagt Karoline Ster.

„Wir wissen natürlich, dass wir in den schwersten Monaten wiedergeöffnet haben“, ergänzt Nikole Scheimann, doch im Frühjahr und Sommer werde natürlich leckeres Eis verkauft und monatliche Grillabende seien auch schon geplant. Bis dahin soll in der Adventszeit Glühwein künftige Stammkunden zum Blauen Büdchen locken.

Die Trinkhalle soll ein Ort für Nostalgie sein

Dass die Trinkhalle ein Erfolg wird, davon ist das Team überzeugt. Scheimanns haben bereits in der Gastronomie gearbeitet und Odilie Keulertz betrieb vor rund 20 Jahren selbst einen Kiosk. Und Kunden, die Trinkhallen schon in früheren Jahrzehnten liebten, sollen demnächst auch das Blaue Büdchen toll finden. „Wir wollen die Nostalgiebude sein“, sagt Frank Scheimann. Knöterich wird es demnächst zu kaufen geben. Und vielleicht sogar Murmeln – wie damals in seiner Kindheit.

>>> Bombenhagel und Orkan überstanden

Das Blaue Büdchen ist eine der ältesten Trinkhallen im Ruhrgebiet. Sie soll seit 1905 existieren, im Zweiten Weltkrieg einen Bombenhagel überstanden haben sowie herabstürzende Platanen, als der Orkan Kyrill im Jahr 2007 wütete.

Sie öffnet derzeit montags bis samstags von 6 bis 20 Uhr, im Sommer dann bis 22 Uhr.