Duisburg-Stadtmitte. Erlebnis-Ausstellung mit Möbeln, Bildern und Objekten, mit bewegten Bildern, Tönen, Geruch und Algenplätzchengeschmack im Kunstraum SG1

Anfassen ist erlaubt in dieser Erlebnis-Ausstellung mit Möbeln, Bildern und Objekten, mit bewegten Bildern, Tönen, Geruch und Algenplätzchengeschmack. Im Kunstraum SG1 an der Schmalen Gasse 1 in der Innenstadt hat „Kelbassa’s Panoptikum“ eröffnet. Unter dem Titel „Animismus-Vorstellungen im westlichen Ruhrgebiet am Beispiel der wiederentdeckten Traumtagebücher des blauen Nähkästchens“ können sich Besucher auf eine stundenlange Reise in die fantastischen Welten des Künstlerpaars Detlef Kelbassa und Corinna Kuhn machen, die überzeugt davon sind, dass Alles mit Allem verbunden ist.

Erster Stopp am Nähkästchen

„Connected“ heißt das zentrale Wort, das einem dann auch gleich beim Eintreten begegnet. Erster Stopp ist ein ausgeklapptes Nähkästchen, das sofort an Oma erinnert. Tatsächlich haben Kelbassa und Kuhn für ihre Installation vieles auf Trödelmärkten entdeckt, was dem ganzen Raum eine nostalgische Note gibt. Und auch das Wort Panoptikum ist ja ein altmodisches, das Entdecken und Staunen verheißt. Das Nähkästchen ist mit Karten ausgeschlagen, die aus Dierckes Weltatlas stammen könnten, und in den Fächern liegen zum Beispiel ein Kindertelefon aus Plastik, ein Langenscheidt-Wörterbuch, eine in Acryl eingegossene Spinne oder hölzerne Spielfiguren.

Ein Schrank voller eigenartiger Schätze, der Lust aufs Entdecken und Neu-Entdecken macht.
Ein Schrank voller eigenartiger Schätze, der Lust aufs Entdecken und Neu-Entdecken macht. © Fabian Strauch

Daneben steht ein selbst gebauter Schrank aus Pappe, der ironisch die barocke Mode der Sammlerschränke aufnimmt. Seine Schubladen enthalten zum Beispiel duftenden Zimttee oder Rosmarinzweige. Dazu gibt es ein Video, das an die Pflanzenjäger erinnert, die früher in ferne Länder reisten, um exotische Pflanzen für fürstliche botanische Gärten in Europa mitzubringen. Die Migration von Pflanzen haben Kelbassa und Kuhn schon einmal zum Thema gemacht, als sie mitten im Landschaftspark in Meiderich einen Riesenbärenklau pflanzten – und sich damit den Unmut der Gärtner zuzogen. Sie aber wollten ein Zeichen setzen, dem Fremde offen und respektvoll zu begegnen.

Symbole versteckt im Brieftaubenkasten

Reisen ist ebenfalls ein Thema. In den Fächern eines Reisekastens für Brieftauben haben sie Reisesymbole „versteckt“, auf dem Kasten thront ein Fächer, darunter hängt ein altmodischer Pilgerrucksack mit Spazierstöcken, Wolldecke und Jakobsmuschel.

„Vom Werden und Vergehen“ erzählen die bewegten Bilder, die acht Quitten und einen Apfel beim Verfaulen zeigen. Detlef Kelbassa hat diese Entwicklung täglich fotografiert und die Bilder hintereinander montiert zu einem Totentanz der Vergänglichkeit. Auch das bezieht sich auf Vorbilder aus der Kunstgeschichte: Stillleben waren Sinnbilder der Vergänglichkeit.

Botanische Zeichnungen im Kopierbuch

Mehr als 400 botanische Zeichnungen hat Detlef Kelbassa in einem alten Kopierbuch gezeichnet. Alle Pflanzen hat er erfunden, die Motive auf Stoff gedruckt, die als Banner an der Wand hängen. Und dann gibt es da noch die Bilder, die an Fantasy-Comics erinnern. Natur und Kultur treffen immer wieder aufeinander in „Kelbassa’s Panoptikum“. „Alles handelt vom Ich in der Welt“, so Corinna Kuhn. Der Animismus, die Beseeltheit und Lebendigkeit der Natur, gilt ihnen als Maßstab für die „Annäherung an das Fremde, Irrationale und vielleicht auch das Unerklärliche der Welt“, das aktueller sei denn je. Diese Reise führt auch in eigene, vergessene Gefühlswelten.

Etwas versteckt gelegen

Die Ausstellung bleibt bis zum 6. August, geöffnet montags von 17 bis 20 Uhr. Am 16. Juli bieten Detlef Kelbassa und Corinna Kuhn eine Reisebegleitung durch die Welt der Nähkästchen an.

Die Künstlerinnen Stacey Blatt, Christina Böckler und Luise Hoyer haben „SG 1“ an der Schmalen Gasse 1 im vergangenen Jahr gegründet. Die Schmale Gasse liegt etwas versteckt, sie zweigt vom Sonnenwall ab und führt auf die Wallstraße.