Mülheim. . Dem Himmel so fern, der Erde so nah: Künstler zeigen Naturansichten und Waldlandschaften in der ehemaligen „Goldlinie“ am Löhberg.
Wenn Kunst in leer stehende Läden in der Innenstadt einzieht, ist das immer ein Gewinn. Und Hingucker zugleich. Vor den Schaufenstern der ehemaligen „Goldlinie“ am Löhberg 9 schauen erste Passanten neugierig durchs Glas. Drinnen starren gleich viele Augen zurück: Es ist die Keramik-Figur des Berserkers, einem wilder Krieger, der sich zigfach vergrößerter schließlich als harmloses Waldbodengewächs entpuppt. In die Geheimnisse der Natur entführen Objekte, Fotografien und Grafiken in der Ausstellung „Dem Himmel so fern, der Erde so nah“, die in dem ehemaligen Schmuckgeschäft eröffnet wird.
Mit ihren skurril anmutenden Werken ist mit Corinna Kuhn, Detlef Kelbassa, auch bekannt durch ihr „Kelbassa’s Panoptikum“, und Klaus Jost eine kleine Abordnung der Eggxpo-Künstler angetreten, um die Besucher in einen geheimnisvollen Mikrokosmos der Natur zu entführen. Mit der Ausstellung folgen sie einem Zitat des Naturphilosophen John Muir, das besagt: „Der einfachste Weg ins Universum führt durch eine Waldwildnis.“
Spezielle Fotografie-Techniken
In den Arbeiten wird der Kreislauf des Lebens und der Vergänglichkeit deutlich: Dabei bringen Fotografien von Samen, Fruchtständen und Pflanzen das Kleinste auf Augenhöhe. Naturansichten und Waldlandschaften spüren den Gefühlswelten nach. Das sonst Unsichtbare wird mit spezieller Fotografie-Technik erkennbar: Es ist ein Mikrokosmos, der Raum für Fantasien lässt. „Die Fotos erfordern technisch einen großen Aufwand“, erläutert Klaus Jost: „Man braucht eine Kamera, ein Lupenobjektiv, einen fahrbaren Schlitten und vor allem eine ruhige Hand.“ So bekommen beispielsweise Sandkörner eine neue Dimension.
Während sich Klaus Jost dem Thema eher wissenschaftlich-technisch widmet, gehen Corinna Kuhn und Detlef Kelbassa poetisch zu Werke. Teils künstlerisch bearbeitet, erzählen ihre Bilder Geschichten, entführen in Märchenwälder oder in die Science Fiction-Sphäre. Es ist ein Spiel mit Assoziationen und wechselnden Sichtweisen. Mal aus ganz anderer Perspektive zeigt Klaus Jost eine Reihe Fotos von Tierschädeln von der Unterseite. Es waren einmal ein Delfin, ein Alligator, ein Pferd und ein Hund, die zu fremden Wesen mutiert sind: Aliens starren jetzt aus toten Augenhöhlen, zugleich erinnern die Schädel an afrikanische Masken: Es ist wie ein Blick unter längst vergangene Haut, der unter die Haut geht.
Ausstellung an zwei Wochenenden zu sehen
Die Ausstellung „Dem Himmel so fern, der Erde so nah“ in der ehemaligen Goldlinie am Löhberg 9 ist an nur zwei Wochenenden zu sehen: Samstag und Sonntag, 27. und 28. Januar, sowie am 3. und 4. Februar, jeweils 14 bis 18 Uhr.
Die Schau länger zu öffnen, wäre zu aufwändig gewesen, meinen die Künstler, die sich über die erneute Bereitstellung der Räume durch die Eigentümerin freuen. Jahrelang hat ein größerer Verbund an Kreativen die „Eggxpo“ zur Osterzeit im Atelier von Kuno Lange an der Tinkrathstraße angeboten, der dies aus Zeitgründen nicht mehr leisten konnte.
Die vergangenen beiden Jahre zog die Ausstellung ins Atelier des Künstlers Peter Helmke in der Alten Kornbrennerei an der Pestalozzistraße. Auch dieser Raum sei nun weggefallen, da Helmke die Kornbrennerei verlassen habe, so die Künstler: „Jetzt suchen wir wieder etwas Neues.“