Duisburg. . Der Brandstifter, der für die Sperrung der A 59 sorgte, wurde schon nach drei Tagen gefasst. Ein Ausnahme. Wichtig für die Kripo: Zeugenhinweise.
Es dauerte gerade mal drei Tage: Dann hatte die Polizei Mitte April den 29-jährigen Brandstifter gefasst, der in Meiderich unter der A 59-Brücke ein Feuer-Inferno mit Millionenschaden entfacht hatte und seitdem in U-Haft sitzt. Ein schneller Ermittlungserfolg der Kripo, allerdings ein seltener. Zündler sind oft schwer zu fassen.
Noch nicht gefasst: Zum Beispiel der Täter, der im März im Stadtsüden zündelte. Drei Altpapier-Container gingen binnen einer halben Stunde in Ungelsheim in Flammen auf. Ein Mann mit Kapuze wurde gesehen. Tags drauf brannten wieder Altkleider-Container und Mülltonnen. In den Wochen davor kam es im Süden immer wieder zu Brandstiftungen. In Rheinhausen loderten Anfang Februar in einer Nacht an 15 verschieden Stellen im Umkreis von fünf Kilometern Mülltonnen und Container. Mit Streifenwagen und sogar einem Hubschrauber suchte die Polizei nach dem kriminellen Pyromanen. 17 Fälle vorsätzlicher Brandstiftung zählt die Polizei für das erste Quartal 2018. Die Zahlen steigen: 2016 listet die Polizei 57 vorsätzliche Brandstiftungen auf, 2016 waren es 31. Dazu kommen fahrlässige Brandstiftungen, 2016 waren es 57, 2017 dann 50.
Die Schäden blieben in diesem Jahr bisher gering, die Feuer waren schnell gelöscht. Zum Glück. Bis auf in der Sonntagnacht unter der A 59-Brücke. Kriminaloberkommissar André Gräser (37) stand tags drauf in einem Chaos aus geschmolzenem Blech und Kunststoff. Der Sattelzug mit Holzladung war ausgebrannt, mehrere Pkw ebenfalls. Spurensuche für den Kripobeamten vom KK 11, der wie sein Kollege Peter Machelek gezielt bei Brandstiftungen ermittelt. Mitunter in voller Montur mit Helm, Atemschutzmaske und Kohlenmonoxid-Warnmelder.
15 Brände in einer Nacht
Dass der 29-Jährige so schnell gefasst werden konnte, liegt an den wichtigsten Helfern der Ermittler: Zeugen. Denn aus Hinweisen zu beobachteten Personen zur Tatzeit kreisten die Ermittler den Täter ein. Er war zudem wegen ähnlicher länger zurückliegender Taten polizeibekannt. „Noch so kleine Hinweise, die Zeugen vielleicht für unbedeutend halten, können für uns wichtig sein“, bittet Kriminaloberkommissar Peter Machelek um Unterstützung, wenn die Polizei Zündler sucht. Blaue Kappe, roter Pullover: wenn z.B. solche Täterhinweise häufiger kommen, können die Beamten Mosaiksteine zusammensetzen, mögliche Tatzeiträume und Orte anvisieren.
Zeugenhinweise sind umso wichtiger, weil gelegte Feuer einen großen Nachteil haben: Sie vernichten Spuren und Beweise, den Rest erledigt oft die Feuerwehr bei ihren notgedrungenen Löscharbeiten. Wo brach das Feuer aus, gab es Brandbeschleuniger? Das versuchen Gräser und Machelek zu ermitteln. „Brandbeschleuniger riecht man sofort“, sagt Peter Machelek.
Ihre Alarmglocken schrillen, wenn sich Brandstiftungen häufen, wenn Zündelei keine einmalige Lust- und Frusttat oder Vandalismus ist. Wenn Folgetaten drohen. Denn es gibt auch Täterkarrieren. Aber nur schwer einzuordnende Täterprofile. Die gelangweilten Jugendlichen, der lebensgefrustete 50-Jährige oder der Zündler, der es gerne brennen sieht. Immerhin: „Wer morgens um sechs Uhr arbeiten geht, zündelt nicht nachts um drei“, meint Machelek.
>> Brandserie aus Langeweile
Eine Brandserie 2015 in Rheinhausen fand 2016 Jahr ihr Ende vor Gericht: Aus reiner Langeweile hatten ein 15- und ein 19-Jähriger Brände gelegt. Sie hatten unter anderem die Robinson-Abenteuerfarm (Schaden 100 000 Euro) und die Turnhalle der Gemeinschaftsgrundschule Ottostraße (Schaden 1,2 Millionen Euro) angezündet.
Das Gericht verurteilte beide zu mehrjährigen Jugendstrafen. und musste sie wegen ständiges Gekichers ermahnen.