Mitte. . Mit dem Titel „Schule ohne Rassismus“ beziehen Schüler und Lehrer Position gegen Hass. 70 Nationen auf dem Schulhof, Projekte fördern Akzeptanz

„Betroffen und traurig“ ist die gebürtige Kurdin Helin Ilan, wenn in den Medien über Konflikte zwischen Türken und Kurden berichtet wird. Für sie ist klar: Auf ihrem Schulhof an der Gesamtschule Globus haben sie nichts zu suchen. „Viele türkische Schüler sind meine Freunde.“ Die 20-Jährige setzt sich mit ihren Klassenkameraden dafür ein, dass Rassismus und Hass keine Chance haben.

„Schule ohne Rassismus“ – die Globus-Gesamtschule am Dellplatz hat aus dem couragierten Auftreten der Schüler und Lehrer nun eine Selbstverpflichtung gemacht und sich offiziell dem bundesweiten Netzwerk für Zivilcourage angeschlossen. Am gestrigen Dienstag weihten sie feierlich die bekannte schwarz-weiße Plakette ein. 2671 Schulen sind dem Netzwerk bislang beigetreten.

Die Bedeutung von „Globus“

Dass damit die Arbeit nicht schon getan ist, sondern erst beginnt, wissen die Schüler und Lehrer auch: „Das Bunte ist uns gerade willkommen. Wir wollen offen und solidariarisch mit Konflikten umgehen – so, wie es unser Schulname vorgibt“, sagt Schulleiter Erhard Schoppengerd. „Globus“ steht als Akronym für „Gemeinsam Lernen Offen Bunt Und Solidarisch“.

Rund 70 Nationen treffen in der Schule am Dellplatz zusammen – das bleibt nicht ohne Stress. „Vor allem in der fünften und sechsten Klasse müssen sich die Schüler noch orientieren, sie kommen von unterschiedlichen Grundschulen, sind beeinflussbar“, sagt Abiturient Necip Bulut (18).

Deshalb hilft sein Jahrgang zum Beispiel mit einer Buddy AG in Streitfällen oder bei anderen Problemen: „Die Schüler sprechen uns an, wir sorgen dafür, dass alle miteinander reden – nur dann kann man sein Bild vom anderen verändern.“ Klassenkollege Alexander (19) stimmt zu: Man muss der Meinung des Anderen zuhören und sie akzeptieren können.“

WDR-Moderatorin stellt sich den Fragen der Schüler

Apropos Bild: Mit den Medien haben sich die Schüler in einer Arbeitsgruppe und Podiumsdiskussion besonders auseinandergesetzt. WDR-Moderatorin Asli Sevendim musste ihren Fragen Rede und Antwort stehen: Wie weit geht die Verantwortlichkeit von journalistischer Berichterstattung über internationale Konflikte, wo sind die Grenzen der Satire?

„Ganz oft werden die Auseinandersetzungen in den Medien emotional geführt“, spricht sich Necip Bulut für mehr Sachlichkeit und gegenseitiges Verständnis aus. Mit einer eigenen Fotoausstellung haben die Schüler dargestellt, dass das Zusammenleben im Alltag funktioniert. Und zur bemerkenswerten Ausstellung „Liebe & Hass“ im Stadtmuseum lieferten die Globus-Schüler einen Beitrag.

Gute Vorbilder sind gefragt, betont Lehrer Udo Krein, der die Buddy-AG betreut – in den Medien wie auch bei den Eltern.

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Das bundesweite Projekt „Schulen ohne Rassismus“ ist keine Auszeichnung. Vielmehr gehen Schulen eine Selbstverpflichtung ein, nachhaltige Projekte zu entwickeln mit dem Ziel, Rassismus zu überwinden.

Den Titel erhält eine Schule nur, wenn mindestens 70 Prozent ihrer Schüler und Lehrer die Selbstverpflichtung unterschrieben haben. An der Globus-Gesamtschule haben die Schüler die Bewerbung initiiert.