Duisburg. . Stadtweit ging es an rund 50 Tischen um Themen, die Duisburg bewegen. Auch in der Globus-Gesamtschule wurde nach Lösungen gesucht.
Die Tische in der Mensa der Globus-Gesamtschule sind zusammengerückt, genau so wie rund 40 Schüler, Lehrer, Politiker und Nachbarn. Beim Tag des Dialogs, der sich eigentlich über zwei Tage erstreckte, diskutierten die Besucher vorwiegend über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Der zentrale Leitfaden der Veranstaltung: „Wir sind DU! Zusammen...“.
Eine Plattform für Verständigung
„Am Freitag und Samstag geht’s darum, über Nationalitäten hinweg Gespräche zu führen. Über das Zusammenleben in der Schule, im Beruf oder in der Nachbarschaft“, sagt Ulrike Färber vom kommunalen Integrationszentrum. Zusammen mit der Bürgerstiftung Duisburg und dem Anti-Rassismus-Informations-Centrum NRW (ARIC) hat das Integrationszentrum den Tag des Dialogs zum 15. Mal organisiert.
„Insgesamt gibt es an beiden Tagen rund 50 Tische in Duisburg, an denen sich Besucher unterhalten können“, erklärt Ulrike Färber. Sie ist zur Globus-Gesamtschule im Dellviertel nicht nur wegen der herzlichen Einladung gekommen. „Vor allem, weil die Schule generell interkulturell arbeitet.“
Das bestätigt Globus-Direktor Erhard Schoppengerd: „Wir haben über 60 Nationen bei etwas mehr als 1000 Schülern.“ Es gehe also gar nicht anders, als interkulturelle Arbeit zu leisten. „Wir bieten den Schülern regelmäßig Freiraum zum diskutieren und werden demnächst den Titel ,Schule ohne Rassismus’ tragen“, sagt der Direktor. Bereits zum fünften Mal bietet die Gesamtschule eine Plattform für den Tag des Dialogs. Unter den 40 Teilnehmern, die an vier verschiedenen Tischen sitzen, sind auch einige Schüler.
Besser verstehen und Standpunkte akzeptieren
Wie Blavjana. Sie ist in der zehnten Klasse der Globus-Gesamtschule und erinnert sich noch an die letzte Diskussion mit ihren Mitschülern vor ein paar Tagen. „Es ging um Kopftücher. Ich wollte wissen, wie es zusammenpasst, so ein religiöses Zeichen zu tragen, aber trotzdem in Discos zu gehen oder zu rauchen.“ Ihre Mitschülerin Burana aus der Neunten, weiß noch die Antworten, die die Kopftuch tragenden Mädchen gaben: „Manche Eltern verlangen das von ihren Töchtern, andere meinen, dass ihnen ihre Sünden durch beten verziehen werden.“ Es gehe bei solchen Gesprächen nicht darum, einer Meinung zu sein, findet Blavjana, „aber man versteht es besser und lernt andere Standpunkte zu akzeptieren.“ Deshalb finde sie den Tag des Dialogs sinnvoll, auch wenn es normal sein sollte, Gespräche zu führen.
An einem anderen Tisch diskutiert Christoph, ebenfalls aus der zehnten Klasse, mit Lehrern, der Bezirksbürgermeisterin aus Duisburg Mitte, Elvira Ulitzka, Mitschülern und Ulrike Färber vom Integrationszentrum. „Ich finde ,Wir sind DU’ ist nur teilweise wahr. Es gibt zu große Unterschiede in den verschiedenen Stadtteilen. Das sieht man an der Kleidung, das hört man an der Sprechweise“, findet Christoph. Für ihn spiele die Nationalität keine Rolle. „Ich bin selber mit unterschiedlichen Kulturkreisen aufgewachsen. Ich denke, für uns junge Menschen ist das gar nicht so ein großes Thema.“ Es müsse mehr Bewegung in den Stadtteilen geben, das Gleichgewicht der sozialen Schichten müsse sich im Stadtbild widerspiegeln.
Christophs Standpunkt findet in der Runde viel Anerkennung und löst weitere Debatten über Fremd- und Selbstwahrnehmung der Stadt aus, über Integrationsprogramme und die Einsicht, dass es bei manchen Themen keinen interkulturellen Nenner gibt: Außer, dass die Bürger miteinander reden können, sollen, ja sogar müssen. Wie beim Tag des Dialogs.