Duisburg. . Franz Tews von der Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“ vermisst im Panini-Sammelalbum „Schwarzes Gold“ das Thema Zwangsarbeit.

Im Panini-Album „Schwarzes Gold“, das die WAZ mit der RAG und dem Klartext-Verlag herausgegeben hat, wird die Geschichte des Steinkohlebergbaus erzählt. Ein unangenehmes, aber bedeutsames Kapitel sei aber komplett ausgelassen worden, ärgert sich Franz Tews: die Zwangsarbeit. 1944 hätten in der Spitze rund 120 000 sowjetische Kriegsgefangene und so genannte „Ostarbeiter“ im Ruhrbergbau teils unter schlimmsten Bedingungen für das Nazi-Regime schuften müssen. In dem Album gebe es darüber keine einzige Zeile zu lesen. „Für mich hat es dadurch ein regelrechtes Loch“, sagt Tews.

Franz Tews mit dem Sammelalbum „Schwarzes Gold“, das vor ihm liegt.
Franz Tews mit dem Sammelalbum „Schwarzes Gold“, das vor ihm liegt. © Lars Fröhlich

Der 75-jährige Vierlindener hat nicht nur familiäre Wurzeln im Bergbau (sein Großvater malochte auf der Zeche Oberhausen), er war auch immer ein politisch interessierterer Mensch. Bis 2014 hatte Tews das Amt des Fraktionssprechers der Grünen im Rat der Stadt Duisburg inne, heute ist er zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister in Walsum und Mitglied der dortigen Bezirksvertretung. Und er zählt zu den Mitbegründern der Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“. Die gibt es seit dem Jahr 2000. Und dieser Zusammenschluss aus engagierten Bürgern hat es sich zur Aufgabe gemacht, an das geschehene Unrecht zu erinnern und für eine tolerante und offene Gesellschaft zu werben.

„Während das Album detailverliebt durch die Bergbau-Jahrhunderte streift, gerät man über die Jahre 1933 bis 1945 in selbstvergessenes Schweigen“, merkt Tews an. Einzige Ausnahme sei Bild Nummer 41 mit dem Titel „Der Zweite Weltkrieg“. Im dortigen Erklärtext heißt es: „Die Zechen des Ruhrbergbaus waren besondere Ziele der alliierten Bombenangriffe – dennoch konnten viele recht rasch wieder repariert werden. Mit Kriegsende brach die Produktion allerdings drastisch ein.“ Tews ist beinahe empört, dass die Album-Macher die gesamte Nazi-Zeit derart lapidar abhandeln.

3000 Zwangsarbeiter allein auf Zeche Walsum

Allein auf der Zeche Walsum, auf der zwischen 1939 und 2008 Kohle gefördert wurde und die die größte ihrer Art am gesamten Niederrhein war, seien von 1940 bis 1945 rund 3000 russische und polnische Zwangsarbeiter ihrem Schicksal ausgesetzt gewesen, so Tews. Viele kamen ums Leben. 121 junge Todesopfer seien auf einem Friedhof nahe der Zeche bestattet. „Wahrhaftig die wenigsten sind durch alliierte Bombenangriffe umgekommen – sondern durch Hunger, Krankheit und Entkräftung“, sagt der Kommunalpolitiker.

Kontakt zu Schulen und Gemeinden

So sieht das Mahnmal für die Zwangsarbeiter der Zeche Walsum aus, das am Ivan-Bugulez-Weg steht. Mitglieder von „Erinnern gegen Rechts“ und Menschen aus der Nachbarschaft pflegen es.
So sieht das Mahnmal für die Zwangsarbeiter der Zeche Walsum aus, das am Ivan-Bugulez-Weg steht. Mitglieder von „Erinnern gegen Rechts“ und Menschen aus der Nachbarschaft pflegen es. © Kerstin Bögeholz

Die von ihm mitbegründete Initiative „Erinnern gegen Rechts“ mag dieses dunkle Kapitel nicht verschweigen. Deren Mitglieder stehen in regelmäßigem Kontakt zu Partnerschulen (etwa der Realschule Fahrn) und Gemeinden (etwa Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde Aldenrade), um auch den jungen Menschen von heute das einst Geschehene zu schildern.

Dank der Initiative wurden in Walsum auch zwei Mahnmale aufgestellt, die an das Schicksal der Zwangsarbeiter erinnern sollen. Eines steht in der Nähe der Zeche am Ivan-Bugulez-Weg (benannt nach einem Zwangsarbeiter), das andere am Platz der Erinnerung vor dem Walsumer Rathaus.

Auch das gehört zur Geschichte im Bergbau des Ruhrgebiets – und hätte laut Franz Tews einen Platz im Sammelalbum verdient gehabt.

>>>>> Am heutigen Freitag Tauschbörse in Ruhrort

Alle Klebebild-Sammler, aufgepasst: In der Stadtteilbibliothek Ruhrort (Amtsgerichtsstraße 5) findet am heutigen Freitag, 13. April eine Tauschbörse statt. Zwischen 15 und 18 Uhr können dort alle Albumbesitzer ihre Doppelten gegen fehlende Bilder tauschen.

Doch nicht nur die Sammler von „Schwarzes Gold“ werden dort fündig, sondern auch jene, die das Album zur Fußball-WM in Russland vervollständigen wollen. In „Schwarzes Gold“ müssen auf 44 Seiten insgesamt 240 Bilder eingeklebt werden.