Alt-Walsum. . Auf dem Friedhof in Alt-Walsum gedachte unter anderem die Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“ den Bergleuten, die bei den Märzkämpfen 1920 starben

Der Anlass des März-Gedenken, das auf dem Ehrenmal des Alt-Walsumer Friedhofs alljährlich begangen wird, jährte sich 2015 zum 95. Mal.

Als im Jahre 1920 rechtsgerichtete Freischärler auf Berlin marschierten, um die Macht in der jungen Weimarer Republik den Demokraten zu entreißen, brannte es auch an der Ruhr bald lichterloh.

Die Arbeitersoldaten der „Roten Ruhrarmee“ – ursprünglich von Kommunisten und Sozialdemokraten ins Leben gerufen, um die rechten Freischärler zurück zu schlagen – entwickelten in großen Teilen selbst revolutionären Eifer. Für mehr soziale Gerechtigkeit – wie die Kämpfer selbst sagten. Gegen Verfassung und Demokratie – wie SPD-Reichspräsident Friedrich Ebert und die Reichsregierung meinten.

Tragisch: Die Arbeiter im bewaffneten Widerstand – darunter auch Duisburger – wurden im Namen der Republik bis zum Ende der ersten Aprilwoche 1920 von denselben rechtsradikalen Freischärlern niedergemetzelt, gegen die sie ihre Heimat zwischen Wesel und Dortmund zuvor tapfer verteidigt hatten.

An eben jene Wirren und schlimmen Heimsuchungen dieser bewegten Zeit erinnerten am vergangenen Sonntag die Walsumer Initiative „Erinnern gegen Rechts“, der Verein „Kumpel für AUF Walsum/Niederrhein“, die Duisburger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und die niederrheinische Sektion des „Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten“.

Für viele Beteiligte war das Erinnern viel aktueller, lebendiger, als noch vor einem Jahr. Gehören doch demonstrierende rechte Schlägertrupps auch 2015 fast wieder zum Alltag in Duisburg und im Ruhrgebiet. Gibt es doch – wie das Beispiel der im Krieg gefallenen jungen Ruhrorterin Silvana zeigt – auch heute wieder junge Menschen, die bereit sind, für linke Utopien jenseits demokratischer Strukturen ihr Leben zu opfern.

Nach dem Verweilen vor dem Mahnmal und dem Gedenken an die gefallenen Walsumer Bergleute, zog der Tross der Gedenkenden weiter an die letzte Ruhestätte der in Walsum zwischen 1938 und 1945 ums Leben gekommenen Zwangsarbeiter.

„Toll, dass die Beteiligung in diesem Jahr wirklich überraschend groß war“, sagte der Walsumer Bezirksvertreter Franz Tews, „und gerade auch viele junge Leute haben hier einen Beitrag gegen das Vergessen geleistet.“

Er glaube, sagte Tews weiter, dass solche Veranstaltungen gerade Walsum gut zu Gesicht stünden: „Dass hier in Walsum noch immer ertragen wird, dass neben der Hans-Böckler-Straße eine Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße existiert, lässt tief blicken. Vielleicht kommt der Name des Dr. Roelen in 20, 30 Jahren endlich weg.“