Duisburg. . Ein Jahr nach der Gründung: Sprecher eines Netzwerks gegen soziale Kälte informieren über Projekte, Pläne und eine neuen Ball der Solidarität.

Die Alte Feuerwache in Hochfeld platzte fast aus allen Nähten. Zum Aufbau eines großen Netzwerks der Solidarität gegen soziale Kälte, einer Cooperative (Coop) Duisburg, kamen Hunderte Teilnehmer. Die vielen Initiativen, die im Großen wie im Kleinen die Werte einer offenen Gesellschaft vertreten und kulturelle Vielfalt als Chance verstehen, sollten stärker als bisher zusammen und in die Öffentlichkeit gebracht werden. Fast genau ein Jahr ist das jetzt her. Die Redaktion traf sich deshalb mit den Coop-Sprechern Theo Steegmann (62) aus Rheinhausen und der Marxloherin Margarete Wösthoff (60), um eine erste Bilanz zu ziehen.

Konnten Sie den Schwung aus der Auftaktveranstaltung, vom Ball der Solidarität, mitnehmen?

Theo Steegmann: Ja, es ist ein breites und stabiles Netzwerk mit aktuell rund 280 Mitgliedern entstanden. Viele Kreative sind darunter, Künstler, aber auch Umweltaktivisten, Sozialarbeiter, Gewerkschafter, türkisch- und kurdischstämmige Vereine und Gruppierungen gegen Rechts.

Die Cooperative wollte eine starke öffentliche Wirkung entfalten. Täuscht der Eindruck, dass da Luft nach oben ist, sich noch Vieles im Verborgenen abspielt?

Theo Steegmann: Das ist nicht ganz falsch, aber viele Mitglieder der Cooperative sind sehr präsent, engagieren sich zum Beispiel ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit. Außerdem wollen wir uns in die Stadtpolitik einmischen, haben deshalb eine Kartenaktion mit drei Wünschen für Duisburg beim letzten Platzhirsch-Festival initiiert. 250 Karten sind zurückgekommen, die wir jetzt in Zusammenarbeit mit der Uni auswerten. Eine solche Aktion möchten wir gerne wiederholen.

Margarete Wösthoff: Wir wollen aber auch nicht von Event zu Event taumeln, sondern für eine stabile Netzwerkstruktur sorgen...

Theo Steegmann: ...also eher nach innen wirken, Projekte befördern, die die Öffentlichkeit dann nicht als Cooperative Duisburg, sondern als Projekt der jeweiligen Initiative wahrnimmt.

Was ist aus der geplanten Tauschbörse geworden, über die unterschiedliche Dienste angeboten und in Anspruch genommen werden sollten?

Margarete Wösthoff: Das ist angelaufen. Mitglieder der Cooperative haben zum Beispiel bereits Musikinstrumente für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt...

Theo Steegmann: ...aber grundsätzlich wünschen wir uns schon, dass das Ganze noch intensiviert wird.

Welche Pläne und Wünsche hat die Cooperative für die Zukunft?

Theo Steegmann: Ich halte es für einen Skandal, dass eine Stadt wie Duisburg kein soziokulturelles Zentrum hat, um Jugendlichen einen Freiraum zu geben. Dafür werden wir kämpfen. Und dann hoffe ich, dass in der Image-Diskussion ein Profil für Duisburg gefunden wird, das von möglichst vielen Bürgern mitgetragen wird.

Margarete Wösthoff: Ich wünsche mir einen intensiveren Austausch der türkischen und kurdischen Initiativen. Das würde dem Zusammenleben in dieser Stadt gut tun.

Wird es einen zweiten Ball der Solidarität geben?

Theo Steegmann: Ja, und zwar am 2. Juni wieder in der Alten Feuerwache. Dann wollen wir das Fastenbrechen als Symbol des Teilens in die Veranstaltung einbeziehen.

Der Gewerkschafter und die Diplom-Pädagogin

Theo Steegmann war als Betriebsratsmitglied in den 80ern einer der Organisatoren im Arbeitskampf um die Hüttenwerke in Rheinhausen und setzte sich nach der Loveparade-Katastrophe 2010 erfolgreich für die Abwahl des damaligen Oberbürgermeisters Adolf Sauerland ein.

Margarete Wösthoff ist Diplom-Pädagogin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Gesprächsleiterin der ehrenamtlichen Flüchtlingspatengruppe im Duisburger Norden.

Als Sprecher der Cooperative Duisburg gehören die beiden zu den Gesichtern des Netzwerks, das sich an jedem ersten Dienstag im Monat ab 18.30 Uhr im Internationalen Zentrum, Flachsmarkt 15, trifft.