Stadtmitte.. Die Liebfrauenkirche in der Duisburger City wurde 1958 bis 1961 erbaut und dient heute als Raum für Veranstaltungen. Und beeindruckt nach wie vor
Rund 50 Jahre war die Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz Heimat der Katholiken aus der Innenstadt. Heute wird sie als „Kulturkirche Liebfrauen“ für Konzerte, Ausstellungen oder Theateraufführungen genutzt. Ein Rundgang mit Wolfgang Esch von der „Stiftung Brennender Dornbusch“ weckt die Neugier auf eine Kirche, in der moderner Beton und jahrhundertealte Sakralkunst aufeinander prallen.
Erbaut wurde die Kirche von 1958 bis 1961. Ihre Vorgängerin aus dem Jahr 1892 war durch Bomben 1942 zerstört worden. Sie befand sich am Innenhafen. Die heutige Karmelkirche war ein Anbau der alten Liebfrauenkirche.
Beim Neubau ging die Gemeinde in neue Wege. Man folgte der Entwicklung des Stadtzentrums, das sich aus der Altstadt zum König-Heinrich-Platz verlagerte, und setzte auf moderne Architektur. Der Klever Architekt Toni Hermanns schuf ein Gebäude im Stile des „Brutalismus“. Beton war der neue Werkstoff, und der sollte sichtbar sein. Klar und feierlich zugleich wirkt die Konstruktion, was die Presse bei der Einweihung zur Überschrift „Duisburgs kühnstes Gotteshaus“ anregte.
Im Inneren birgt es einige Überraschungen. In der Unterkirche findet man eine Skulptur, die Maria mit dem Leichnam des gekreuzigten Jesus darstellt. Diese Pieta stammt von einem süddeutschen Meister aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 1963 wurde das älteste Sakralkunstwerk in Duisburg von einer unbekannten Familie der Gemeinde geschenkt. Fast ebenso so alt sind die Figuren der Heiligen Drei Könige im oberen Hauptraum des Gebäudes. Wie die Arbeiten von „Meister Tilman“ aus Köln ihren Weg in die Gemeinde fanden, liegt bis heute im Dunkeln.
Wahrhaftig aufsehenerregend sind die Fenster im Obergeschoss. Aus glasfaserverstärktem Plexiglas – ein zumindest in Europa einzigartiger Werkstoff – entstanden geometrisch und räumlich leicht unregelmäßige Faltwerke, die für eine ungewöhnliche Lichtstimmung sorgen. Licht ist auch an anderen Wänden der denkmalgeschützten Kirche ein großes Thema. Vier künstlerisch gestaltete Glaswände lassen es in schillernden Farben einfallen. Wie Altar und Baldachin im Hauptraum kamen sie von der Weltausstellung 1958 in Brüssel nach Duisburg. Der Vatikanstaat hatte erstmals an einer Weltausstellung teilgenommen, aus seinem Pavillon stammen die Kunstwerke.
Als das Bistum Essen vor rund 15 Jahren begann, aus Kostengründen Kirchen zu schließen, stand auch die Zukunft der Liebfrauenkirche auf dem Spiel, wurde sogar der Verkauf an einen Kaufhaus-Investor erwogen. Nicht zuletzt aufgrund der einsetzenden Empörung wurde mit Mitteln des Bistums, der Gemeinde und der Unterstützung des Unternehmers Wilhelm Fasel die Stiftung „Brennender Dornbusch“ als Trägerin der „Kulturkirche“ gegründet. Der Name bezieht sich auf die Fassade der Kirche. Der Künstler Karl-Heinz Türk hatte sie nach einer Stelle aus dem Alten Testament aus einem Steinrelief und Steinplatten in Rottönen 1964 gestaltet.
Frühere Kirche kann gemietet werden
Heute ist die Liebfrauenkirche ein weltlicher Raum, den man für Veranstaltungen mieten kann. „Bezahlen muss bei uns jeder“, sagt Esch. Aber der Preis richte sich nach den Möglichkeiten des Mieters.
Auf Rosen gebettet ist der „Brennende Dornbusch“ nicht. „Wir sind eine arme Stiftung“, so Esch. Deshalb ist Hilfe und Mitarbeit willkommen. Info: www.liebfrauen-kulturkirche.de.