Duisburg. . Das „Team Diagnostik“ spürt Vermutungen von sexueller Gewalt nach. 2017 wurden 178 Fälle gemeldet, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr
Seit fünf Jahren unterstützt das „Team Diagnostik“ bei der Vermutung von sexueller Gewalt. Menschen, die denken, dass Kinder oder Jugendliche vielleicht von sexueller Gewalt betroffen sind, können sich mit ihrem unguten Gefühl an den Zusammenschluss der Fachleute aus Vereinen und Verbänden in Duisburg wenden. Es besteht seit nunmehr fünf Jahren. Der Jahresbericht 2017 zeigt: Die Zahl der Beratungen bleibt konstant.
Kontakte zum Kind erst nach einem Vorgespräch
Fünf Mitarbeiterinnen von Caritas, Evangelischer Beratungsstelle, Kinderschutzbund und dem Verein Wildwasser unterstützen und helfen, wenn es um die Klärung geht, ob ein Kind sexuelle Übergriffe erlebt hat oder nicht. „Zu uns kommen Familienangehörige und pädagogische Fachleute aus Schulen, Kitas, Jugendhilfeeinrichtungen und Jugendämtern“, erklärt Rosa Stork von der Beratungsstelle der Caritas. „Wir beraten in Fällen, wenn die Vermutung eines sexuellen Missbrauchs im Raum steht oder wenn ein Junge oder ein Mädchen Äußerungen gemacht hat, die darauf hindeuten, dass sie sexuelle Gewalt erlebt hat.“
In diesen Fällen werde zunächst ein Vorgespräch mit den Hilfesuchenden geführt und anschließend finden Kontakte mit dem Kind statt. „Wir arbeiten spieltherapeutisch mit dem Kind und laden es auf diese Weise ein, von belastenden Erfahrungen zu erzählen, wenn es diese tatsächlich erlebt hat“, berichtet Irmgard Borsch aus der Evangelischen Beratungsstelle Duisburg / Moers. Nicht immer bestätigt sich die Vermutung sexualisierter Gewalt, nicht immer hat tatsächlich sexueller Missbrauch stattgefunden. In diesen Fällen zeigten die Kinder häufig Verhaltensauffälligkeiten, weil sie anders belastet sind. „Dies kommt etwa bei Jungs vor, die durch sexualisiertes Verhalten auffallen“, weiß Irmgard Borsch. „Dabei ist dieses oft nur ein Ventil, um auf sich aufmerksam zu machen.“ Auch wenn sich ein Verdacht nicht bestätigt, halten es die Mitarbeiterinnen aber für wichtig, dass niemand mit der Vermutung von sexueller Gewalt alleine bleiben muss.
Eltern fühlen sich häufig mit dem Thema überfordert
Laut Jahresbericht 2017 wurden in allen vier Beratungsstellen 178 Fälle gemeldet, dabei fanden 1032 Kontakte zu Kindern und Jugendlichen statt. Familienangehörige wurden 344 Mal beraten. „Gerade Mütter und Väter fühlen sich häufig mit diesem Thema überfordert und erleben starke Hilflosigkeits- und Schuldgefühle“, weiß Yansa Schlitzer aus der Fachberatungsstelle des Kinderschutzbundes. Aber auch professionelle Helfer nehmen die Angebote des Teams Diagnostik in Anspruch, um Unsicherheiten im Kontakt mit betroffenen Kindern und Jugendlichen aufzulösen und das weitere Vorgehen zu planen. Dieses war im vergangenen Jahr 214 Mal der Fall.
Die Unterstützung für Fachleute werde vom „Team Diagnostik“ auf breite Beine gestellt: Es gibt jährlich Fortbildungen für Mitarbeiterinnen in Kitas. Zudem sind für das laufende Jahr Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte in der stationären Jugendhilfe geplant.
>>> Ansprechpartner in den Beratungsstellen
Weitere Informationen gibt es telefonisch unter: Wildwasser 0203/34 30 16; Deutscher Kinderschutzbund 0203/73 55 13; Ev. Beratungsstelle 0203/99 06 90 oder beim Caritasverband 0203/286 56 50.
Die Zahlen der gemeldeten Fälle sind in den letzten fünf Jahren konstant geblieben.