Duisburg. . Beraterinnen von „Wildwasser Duisburg“ kümmern sich um Mädchen, Jungen und Frauen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder waren. Fest zum Jubiläum.
- Wildwasser ist Beratungsstelle für Kinder und Frauen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder waren
- Zahl der sexuellen Übergriffe unter Kindern steigt
- Am 16. September feiert der Verein ein öffentliches Fest zum Jubiläum
Aus stillen Wassern werden oft wilde Wasser, wenn das Schweigen gebrochen ist und der Mensch wieder Kraft fürs Leben sammelt. Das wissen die Psychologin Sabine Block und die Pädagogin Lydia Arndt aus Erfahrung. In ihrer Arbeit in dem Verein „Wildwasser Duisburg“ beraten und therapieren sie Kinder und junge Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren sowie erwachsene Frauen, die in ihrer Kindheit missbraucht wurden. In diesem Jahr begeht der Verein sein 25-jähriges Jubiläum und blickt auf eine turbulente, aber auch erfolgreiche Zeit zurück.
In einer kleinen Wohnung in Duissern hat Wildwasser seine Räume. Sabine Block und Lydia Arndt führen dort Gespräche mit Frauen und Kindern – 600 solcher Beratungen sind es durchschnittlich im Jahr. „Es wenden sich Frauen an uns, die in ihrer Kindheit Missbrauch erlebt haben“, sagen die Mitarbeiterinnen. „Aber auch Erzieher, Lehrer oder Nachbarn, die den Verdacht haben, dass ein Kind sexuelle Gewalt erfährt.“ Ebenso unterstützt Wildwasser Erzieher oder Lehrer mit Fortbildungen.
Wenn ein Verdacht besteht, begeben sich die Beraterinnen auf Spurensuche: Was könnte das auffällige Verhalten des Kindes erklären? Dann steigen die Mitarbeiterinnen in den „Klärungsprozess“, sprechen mit der Mutter und schließlich mit dem Kind – meist ein langer Prozess. 40 solcher Klärungsfälle hat Wildwasser pro Jahr. Um Zugang zu den Kindern zu bekommen, gibt es einen Therapie-Sandkasten mit Spielfiguren. „Hier haben sie einen geschützten Raum, in dem sie offen sprechen können“, sagt Sabine Block. Wichtig sei es, die Betroffenen, egal ob Kind oder Erwachsene, zu stärken, „ihnen Methoden an die Hand zu geben, wie sie im Alltag besser leben“.
Spenden sind dringend nötig
Zugenommen habe im Laufe der Jahre die Zahl an sexuellen Übergriffen unter Kindern. „Dies liegt an der Sexualisierung der Gesellschaft und dem offenen Umgang der Medien mit Sexualität“, wissen die Expertinnen. „Kinder sind damit einfach überfordert.“ Doch es gibt auch einen positiven Trend: Was vor 25 Jahren Tabuthema war, wird heute offener behandelt. „Man ist sensibilisierter, es ist anerkannter, über das Thema Missbrauch zu reden“, weiß Lydia Arndt. „Schulen sind zudem offener für Präventionsangebote und es gibt eine gute Beratungslandschaft“, ergänzt Sabine Block.
Für die Zukunft von Wildwasser würden sich die drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen wünschen, endlich finanziell auf sicheren Beinen zu stehen. „Zwei Drittel übernimmt die Stadt, ein Drittel finanzieren wir aus Spenden und Honorartätigkeiten“, sagen die Frauen. Die Förderung müsse jedes Jahr neu beantragt werden, was zu Unsicherheit führt. Dabei soll Wildwasser die sichere Basis bieten, auf die Betroffene in ihrer Not bauen können. Spenden sind dringend nötig, genau wie die Hilfe Ehrenamtlicher. „Wir freuen uns über Mitstreiterinnen, die Lust haben, sich im Vorstand zu engagieren.“ Schließlich mache die Arbeit bei all dem Leid dennoch Freude. Zu sehen, wie Betroffene wieder stark werden, neue Kraft entsteht – „das macht einfach Sinn“, sagt Lydia Arndt.