Duisburg. . Lange Wartezeiten, schlechter Service, Unfreundlichkeit sollen in mancher Ausländerbehörde zum Alltag gehören, wenn kein Begleiter dabei ist.
Unter starker Kritik steht aktuell ein Teil der Mitarbeiter der Duisburger Ausländerbehörde, insbesondere die Außenstelle im Süden: Stundenlange Wartezeiten, kaum erreichbare Mitarbeiter, schlechter Service, Unfreundlichkeit wird ihnen von Ausländern, darunter ausländische Studierende, vorgeworfen. „Die Mitarbeiter zeigen ein hartes, abweisendes Gesicht“, merkt ein Kunde in seiner Google-Bewertung im Internet über die Zweigstelle an der Sittardsberger Straße an. Er steht nicht allein: 78 von 102 Rezensionen haben für das Amt nur einen von fünf möglichen Sternen vergeben.
Üblich ist ein schlechter Bewertungsdurchschnitt von 1,6 Sternen für Behörden nicht zwangsläufig. Nachbar Mülheim erreicht drei, Oberhausen 3,5 und Bottrop 4,2 von 5 Sternen. Ähnlich negativ wie Duisburg haben aber auch Essen (1,5), Gelsenkirchen (1,8) oder Dortmund (1,9) abgeschnitten.
40 Minuten vor Glastür gewartet
Unter den Betroffenen ist auch ein Studierender aus dem Balkan, der aus Sorge um Repressalien nicht genannt werden möchte. Er benötigt nach dem Studium eine Visumverlängerung, um seine neue Arbeitsstelle antreten zu können und schildert den zermürbenden Bürokratiealltag: „Das Amt ist wochenlang weder telefonisch noch per E-Mail zu erreichen.“
Wegen einfacher Fragen müsse man daher zum Amt fahren und oft mehrere Stunden in der Warteschlange an der Rezeption anstehen. Kommt man dran, werde man häufig abgewiesen, weil der zuständige Sachbearbeiter krank oder „nicht da“ sei. Oder: „Die Sachbearbeiterin war im Büro zu sehen, während ich 40 Minuten vor der Glastür gewartet habe. Auf mein Klopfen gab es keine Reaktion. Ich konnte das Anliegen innerhalb der Öffnungszeit nicht lösen.“
„Anstatt dir zu helfen, kriegst du Ärger“
Unmotivierte Mitarbeiter soll es – auch den Aussagen vieler Google-Rezension zufolge – einige im Amt geben. Ebenso steht immer wieder die mangelnde telefonische Erreichbarkeit in der Kritik, die Wartezeiten, bis man einen Sacharbeitertermin bekommt und nochmal so lange Wartezeit vor den Büros.
Unter Google machen sie sich auf Deutsch und Englisch Luft: „Das ist die schlimmste Ausländerbehörde, die ich in Deutschland kennen gelernt habe. Wenn du etwas nicht verstanden hast und ein zweites Mal nach der Antwort fragst, wird du angeschrien. Anstatt dir zu helfen, kriegst du Ärger, wenn du die Regularien nicht kennst“, kommentiert ein Google-Nutzer. Ein anderer beklagt besonders den ruppigen Umgang mit ausländischen Studenten, die eine Visumverlängerung benötigen.
Ist das nur das laute Getöse weniger Anonymer, die im Internet die Realität auf dem Amt verzerren? „Es gibt ganz klar auch nette Sachbearbeiter in der Ausländerbehörde“, sagt eine Duisburgerin, die Flüchtlinge auf dem Weg ins Amt begleitet hat. „Wenn wir dabei sind, läuft es auch häufig gut.“
71 Euro für Übersetzung einer Geburtsurkunde
Doch sie kennt auch Aussagen, dass es anders sei, wenn eben kein Deutscher oder ein Dritter zum Beispiel als Dolmetscher zur Seite steht. Sie bestätigt Fälle, in denen Ausländer sechs Monate warten müssen, um einen Termin für Fingerabdrücke zu bekommen. Oder 71 Euro für die Übersetzung einer Geburtsurkunde zahlen müssen, „auf der kaum mehr als ‘Date of Birth’ steht, weil der Mitarbeiter die englischsprachige Urkunde angeblich nicht lesen kann“ – die Amtssprache ist deutsch, so argumentiert die Behörde in solchen Fällen.
Manche, so die Begleiterin, empfinden den rauen Behördenton jedoch als Schikane.
Das sagt die Stadt zur Kritik am Ausländeramt
Zur Kritik an der Ausländerbehörde Süd antwortet Stadtsprecherin Anja Kopka wie folgt: Man wisse, „dass in der Ausländerbehörde Rückstände abzuarbeiten sind und die Wartezeiten sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter nicht schön sind.“ Deswegen seien im letzten Jahr Maßnahmen eingesetzt worden, um die Situation vor Ort zu verbessern. „Wir arbeiten weiter an Lösungen für einen extrem geforderten Bereich, um Verbesserungen für alle Beteiligten zu realisieren.“ Die Außenstelle Süd verfüge über 27 Stellen, davon seien 8,5 nicht besetzt. Darüberhinaus gebe es immer wieder krankheitsbedingte Ausfälle. Mitte April werde ein Sonderprojekt gestartet, um den Überhang abzuarbeiten. In vier Monaten sollen sechs Stellen nachbesetzt werden.
Personelle Engpässe und hohe Fallzahlen
Aufgrund der personellen Engpässe und hohen Fallzahlen sei es derzeit nicht möglich, „das massive Arbeitsaufkommen zeitnah zu bewältigen. Damit sich die Terminvorlaufzeiten nicht noch mehr in die Länge ziehen, wurde die Termintaktung auf ein Minimum reduziert.“ In Konsequenz stehe aber weniger Zeit für Beratung und Information zur Verfügung. „Die Mitarbeiter empfinden diesen Zustand natürlich als unbefriedigend und es ist nachvollziehbar, dass die Unzufriedenheit der Kunden steigt, weil ihr Anliegen nicht zeitnah bearbeitet wird und Wartezeiten entstehen.“
105 Negativrezensionen nur Promillebereich
Zweifel hat die Stadt an den Google-Bewertungen. Zum einen sei der Vergleich mit Behörden der kleineren Städte Mülheim, Oberhausen oder Bottrop schwierig, da die Strukturdaten hier grundverschieden seien: „Duisburg hat eine Universität, an der 8388 ausländische Studierende immatrikuliert sind, wovon 4533 am Campus Duisburg sind – eine Klientel, die die Nicht-Unistädte nicht haben.“ Hinzu komme der Sonderstatus durch 18.450 gemeldete Zuwanderer aus Südosteuropa.
Zum anderen schätzt die Stadtsprecherin die Zahl der Negativbewertungen gering ein: „Bei über 12 000 persönlichen Vorsprachen jährlich bewegen sich die 105 Rezensionen im Zeitraum von mindestens einem Jahr im absoluten Promillebereich.“