Duisburg. . Viel ist aus weiblicher Sicht verbessert worden, aber viel ist nach wie vor zu tun: Das war der Tenor beim Internationalen Frauentag in Duisburg.
100 Jahre ist es 2018 her, dass in Deutschland auch Frauen das Wahlrecht erhielten. Viel ist aus weiblicher Sicht seither verbessert worden, aber viel ist auch nach wie vor zu tun: „Wir verändern“ war daher auch die Veranstaltung zum Internationalen Frauentag selbstbewusst überschrieben, zu dem der DGB am Donnerstag in die Mercatorhalle eingeladen hatte.
Der Rat der Volksbeauftragten war es, der das Frauenwahlrecht nach dem Ersten Weltkrieg und dem Sturz der Monarchie umgesetzt hatte, blickt Doris Freer, bis Herbst Duisburger Gleichstellungsbeauftragte, in einem historischen Abriss zurück. Eine politische Forderung war das Frauenwahlrecht schon Jahrzehnte früher. 1919 zogen auch die ersten Frauen in den Duisburger Rat ein – fünf an der Zahl. Knapp zehn Prozent betrug der Frauenanteil im ersten Reichstag der Weimarer Republik, eine Zahl, die erst in den 80er Jahren im Bundestag wieder erreicht wurde. Freer erinnerte auch an ein Gesetz, nachdem der Ehemann bis 1977 über die Berufstätigkeit der Frau zu entscheiden hatte.
Inzwischen ist in vielen Bereichen viel anders geworden. Beispielsweise beim öffentlichen Personennahverkehr, wo berücksichtigt werde, dass Frauen Busse und Bahnen anders nutzen und auch öfter als Männer. Oder beim Klimaschutz, wo Frauen deutlich gemacht haben, dass der klimatische Wandel Frauen stärker treffe, weil sie anfälliger sind für bestimmte Erkrankungen. Freers Bilanz der bisherigen Frauenpolitik: „Wir haben es geschafft, richtig viel zu bewirken.“
Aber es gebe nach wie vor Handlungsbedarf. Es herrsche immer noch Entgelt-Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, es gebe immer noch Gewalt gegen Frauen und einen Mangel von Frauen in Führungspositionen: „Da ist noch dringender Handlungsbedarf.“ Ein positives Beispiel sei der Deutsche Gewerkschaftsbund in Duisburg, an dessen Spitze mit Angelika Wagner eine Frau steht.
Auch bei den Gewerkschaften „noch Luft nach oben“
Die wiederum, was Bemühungen um die Frauengleichstellung angeht, auch bei den Gewerkschaften „noch Luft nach oben“ sieht. Es müsse sich endlich etwas ändern an der deutlich schlechteren Bezahlung von berufstätigen Frauen, an mangelnden Aufstiegschancen, am hohen Anteil von Frauen in Teilzeitbeschäftigung und Mini-Jobs.
„Lange musste die Arbeiterinnenbewegung dafür kämpfen“, blickte auch Helga Kuhn, die Vorsitzende des DGB-Frauenausschusses, auf die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte zurück. Aber auch sie kritisierte die Realität in der Arbeitswelt: „Frauendominierte Berufe werden immer noch schlechter bezahlt.“ Das führe letztlich auch zu niedrigeren Renten für Frauen.
„Mühsam erkämpfte Erfolge“ sieht auch Nicole Seyffert vom städtischen Referat für Gleichberechtigung und Chancengleichheit, und auch sie beklagt die große Zahl von drückenden Frauen-Problemen von Altersarmut bis Zwangsprostitution.
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Zum Ursprung des Internationalen Frauentages gibt es diverse Erklärungen. Unstrittig ist, dass sozialistische Organisationen schon vor dem Ersten Weltkrieg Gleichberechtigung, Frauenwahlrecht und Emanzipation thematisiert hatten.
1975, im internationalen Jahr der Frau, richtete die UNO erstmals am 8. März eine Feier aus.