Duisburg. . Das Wiener Burgtheater zeigt Michael Thalheimers Aischylos-Inszenierung von „Die Perser“. Ein Abend von selten erreichter Intensität.

„Was wird aus dem Reichtum, wenn ihn keiner schützt?“. Dies lässt der Dichter Aischylos in seinen „Persern“, der ältesten überlieferten Tragödie der Weltliteratur, die verzweifelte Königsmutter Atossa (Christiane von Poelnitz) fragen, die soeben von der verheerenden Niederlage des mächtigen persischen Heeres in der Schlacht von Salamis gegen die Griechen erfahren hat. Nur ihr Sohn, der Feldherr Xerxes (Merlin Sandmeyer), kann mit wenigen Getreuen fliehen.

Der Theater-Minimalist Michael Thalheimer hat es gewagt, den 472 Jahre vor Christus entstandenen und von Durs Grünbein übersetzten Text als grandioses Bühnenstück mit den Schauspielern und Akteuren des Wiener Burgtheaters wieder lebendig werden zu lassen.

Wer als Zuschauer dann diese 90 Minuten des Blutrausches, des Schreiens und der endlosen Tränen überstanden hat, der wird auch die Aktualität des historischen Stoffes im diesjährigen Motto der Duisburger Akzente erkennen, das da „Nie wieder Krieg?“ heißt. Ein Stück, das als Warnung vor dem Leichtsinn kriegerischer Hochrüstung niemals an Bedeutung verlieren wird.

Xerxes kehrt blutig und nackt zurück

Der Königssohn Xerxes zieht mit einer gewaltigen Flotte in den Krieg gegen die Griechen, um die Schmach der Niederlage seines Vaters Dareios, der hier als Geist (Bruno Samarovski) dem Grab entsteigt, in der Schlacht von Marathon wenige Jahre zuvor zu rächen. Von bösen Träumen gequält wartet die ganz in Gold gewandete Königsmutter Atossa auf Nachrichten aus dem Kriegsgebiet, die dann zur bitteren Wahrheit werden. Dem röchelnd den Kriegsverlauf schildernden Boten (Markus Hering) folgt schließlich Xerxes, der blutig und nackt aus dem verlorenen Kampf zurückkehrt.

Der mit einem gigantischen Kulissenteil aufwändig technisch bestückte und von Olaf Altmann gestaltete Theaterraum ist von massiver Wucht. Ein mächtiger Kubus bildet den Eingang zum Grab des Dareios, dem Schattenreich der Erdgötter. Davor spielte Falk Rockstroh als greiser Solist und Virtuose des Wortes fast gespenstisch den Chor des persischen Ältestenrates, der die Katastrophe seines Volkes durch unfähige Heerführer immer und immer wieder lautstark beschwört. „Die Perser“ bleiben ein Lehrstück über die Hybris, über den Übermut der Militärs, über die Selbstüberhebung gegenüber der Macht der Götter, die deren Neid und Zorn herausfordern. Den letzten Schreien der Verzweiflung folgt im Bühnenraum dann die tiefe Dunkelheit. Viel Beifall für ein beklemmendes Theaterspiel von selten erreichter Intensität.