duisburg. . Choreographien von Royston Maldoom kommen an zwei Abenden ins Stadttheater. Duisburger knüpfen mit Philharmonikern an „Exile“ an.
Der britische Choreograph Royston Maldoom schafft mit seinen Community-Tanzprojekten Vorbilder für Humanität und Miteinander. Zu den Akzenten sind im Stadttheater an zwei Abenden spektakuläre Choreographien von Royston Maldoom zu sehen: „Begegnungen“ am Montag, 12. März, sowie „Crossing the Lines“ am Mittwoch, 14. März.
„Verklärte Nacht“ und „Tryst“
„Begegnungen“ knüpft an das Projekt „Exile – Tanzen für ein besseres Leben“ an, das 2016 zu erleben war. Die Duisburger Tanzpädagogin Ulla Weltike und der ihr freundschaftlich verbundene Maldoom arbeiteten dafür mit rund 150 Duisburger Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verschiedenster Herkunft. Jetzt ist es Ulla Weltike erneut gelungen, das Streichsextett der Duisburger Philharmoniker und das Theater für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. In der Choreographie „Begegnungen“ tanzen das Exile-Ensemble und neu gewonnene Tänzer zu Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“. Zweites Stück des Abends ist „Tryst“ zur Musik von James Macmillan, eine Kooperation des Tanztheaters von Ulla Weltike und der Missed In Action Dance Company: Eine 2017 von Mia Sophia Bilitza neu gegründete Jugendtanz-Company, die frisch nach Duisburg gekommenen Jugendlichen die Chance gibt, gemeinsam mit eingesessenen Duisburgern Bühnenstücke zu entwickeln und unter professioneller Anleitung aufzuführen. Beide Choreographien sind von Royston Maldoom, die künstlerische Leitung und Neueinstudierung haben Ulla Weltike und Mia Sophia Bilitza übernommen.
Die musikalischen Werke sind inspiriert von Gedichten von Richard Dehmel und William Soutar, in denen es um menschliche Begegnungen in ihren kleinen Welten geht. In „Tryst“ erweitern sich die Begegnungen auch auf jene in der „großen Welt“. Es geht um den ewigen Wunsch der Menschen nach Frieden und der sich jedoch immer wiederholenden kriegerischen Realität.
Dem Abend liegen zudem Gedichte von Rose Ausländer zugrunde, die von Hoffnung auf Wandel, Frieden und Versöhnung sprechen.
Tanzmoto Dance Company
Fünf weitere spannende Choreographien von Royston Maldoom zeigt die Tanzmoto Dance Company dann am 14. März um 19.30 Uhr unter dem Titel „Crossing the Lines“ im Stadttheater. Unter diesen fünf Stücken befinden sich das von anatolischer Wehmut durchdrungene Stück „Black Earth“ des Pianisten und Komponisten Fazil Say sowie Maldooms Choreographie zum berühmten Adagietto aus der 5. Sinfonie von Gustav Mahler, die bereits in den 70er Jahren in Frankreich Furore machte. Die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Martin Fratz.
Die Wurzeln der Gewalt
Mit dem Museum DKM haben Avi Kaiser und Sergio Antonino bei den Akzenten 2017 einen idealen Aufführungsort für ihre Tanz-Produktionen gefunden. Und mit den Akzenten „einen Dialogpartner“, betont Avi Kaiser. Die neue Choreographie „Radical Roots“ im Rahmen der Akzente, die am Samstag, 10. März, um 19 Uhr Premiere hat, ist entstanden aus einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg. Dabei haben sich Kaiser und Antonino die einfache, aber große und kaum zu beantwortende Frage gestellt, warum es überhaupt Kriege gibt – zwischen Nationen, zwischen Nachbarn. Sind Aggressionen und Gewalt vermeidbar? Oder sind sie gar im Menschen angelegt? Sind sie Instinkt? Sind es innere Wunden, die zu äußeren Verletzungen werden? Ihre Antwort: „Es liegt in uns.“ Sergio Antonino spricht von „der Normalität des Bösen“.
Fragen und Aspekte, die sie tänzerisch umsetzen und dabei – wie der Titel schon sagt – radikal an die Wurzeln gehen wollen.
Nachdem im letzten Jahr bei „Ankündigung“ mit Saxofonist Florian Walter ein starker musikalischer Partner dabei war, kommt die Musik diesmal vom Band, das Spektrum reicht von Gregorianik bis hin zu Friedensliedern von Joan Baez. Das internationale Ensemble besteht neben Kaiser und Antonino aus Miriam Engel, Viola Gasparotti und Lidia Luciani, sie tanzen Täter und Opfer.
Und auch diesmal dürfte das private Museum DKM an der Güntherstraße 13-15 ein ideales „Bühnenbild“ für die abstrakte Tanzsprache der Choreographie sein, spielt die Produktion doch in einem Raum der Ausstellung „Blaubeziehung“ mit den transparenten Folien von Nikolaus Koliusis.
Zwischen Cyberwar und realem Krieg
„Die Hoffnung ist ein gutes Frühstück, aber ein schlechtes Abendbrot“ heißt die Performance, die am Donnerstag, 8. März, um 19.30 Uhr in der Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz zu sehen ist. Es ist das zweite Projekt des Duisburger Choreographen Max Bilitza in Zusammenarbeit mit der Media Computing Gruppe (Leitung Prof. Ido Iurgel) des Studienganges Digital Media der Hochschule Rhein-Waal und professionellen Tänzern und Künstlern aus NRW und dem Ausland. Es führt in die dramatische Welten zwischen Cyberwar und realem Krieg.
Der Körper des Menschen soll in seiner Veränderung im Spannungsfeld von Krieg und Frieden multimedial erforscht werden. Die Zuschauer tauchen ein in fantastische Simulationen, gefüllt mit (Alp)Traumlandschaften und Klangwelten, voller bewegter 3-D-Skulpturen, die live und in Echtzeit vor den Augen des Publikums gesteuert werden. Interaktive Bühnenwelten mit Echtzeitbildverarbeitung treffen auf professionelle Performer und archaische Bewegungsmuster. Als Inspiration dienen die Gemälde des irischen Malers Francis Bacon.
„Die Motion-Capture-Technik ist für die Theaterbühne noch wenig erforscht, birgt jedoch ein ungeheures Potenzial“, so erklärt Bilitza. „Ich träume von einer Inszenierung, bei der sich das Bühnenbild mitsamt den Performern im Cyberspace befindet und die Zuschauer nur den bloßen Körper des Tänzers auf der Bühne betrachten, sich im Hintergrund auf der Leinwand jedoch gewaltige, dreidimensionale Theaterwelten auftun.“