Duisburg. . Choreographin Mia Bilitza hat eine internationale Jungendtanzgruppe gegründet. Die „Missed in Action Dance Company“ bringt ihr erstes Stück heraus.
Hilla (16) hat schon als Dreijährige in der Tanzwerkstatt von Ulla Weltike mitgemacht. Der 26-jährige Joseph aus Syrien hat sich beim Projekt „Exile“ mit dem Tanz-Virus infiziert. Die 17-jährige Ren ist mit ihrem Onkel mit dem Flugzeug aus Syrien gekommen, der 17-jährige Muhammad aus Afghanistan hat Deutschland allein in Fußmärschen durch die Türkei, Bulgarien und Ungarn erreicht. Unterschiedlicher als in der „Missed in Action Dance Company“ (MIA), die die Duisburger Choreographin Mia Bilitza im Januar gegründet hat, können menschliche Hintergründe kaum sein.
Erst aufwärmen, dann die Choreographie
Aber auf dem Tanzboden spielt es keine Rolle, woher jemand kommt oder welche (Tanz-)Erfahrungen mitgebracht werden. Hier geht es darum, gemeinsam ein Stück einzustudieren – und da gelten für alle die gleichen Regeln. Erst aufwärmen, dann die Choreographie „Who’s“ durchtanzen, die im letzten halben Jahr entstanden ist. Nicht nur regelmäßig donnerstags, sondern auch bei stundenlangen Proben an Wochenenden haben sich die Tänzer Schrittfolgen, Drehungen, Sprünge, sogar Hebungen eingeprägt, die drei Tage vor der Premiere richtig gut sitzen. Was in ihren Augen noch nicht klappt, notiert Mia Bilitza. Sie wird es später mit ihren Tänzern besprechen, inzwischen auf Deutsch, anfangs musste es zunächst ohne Worte und mit viel Vormachen gehen. Jetzt erstmal trinken.
Mia Bilitza wollte ihre Kontakte nicht aufgeben
Mia Bilitza hat die Donnerstagsgruppe gegründet, weil sie die Kontakte zu den Jugendlichen nicht aufgeben wollte, die beim Community-Tanzprojekt „Exile“ mit Royston Maldoom im letzten Jahr im Stadttheater entstanden sind. Und sie fand es schade, dass es für die 10- bis 14-Jährigen, die an den von ihr und ihrem Bruder Max geleiteten Kulturrucksack-Workshops teilgenommen haben, keine Folgeangebote gab.
Joseph, der Maschinenbau studieren möchte, jobbt für die Fahrkarte nach Neudorf. Den 19-jährigen Ali aus dem Irak hat so gepackt, dass er „tanzen will bis zum Tod“. Muhammad kann hier „im Kopf eine Tür zumachen“, hinter der er seinen Kummer über den fehlenden Kontakt zur Familie verschließt. Omid aus Afghanistan, eigentlich Fußballer, findet dass Tanz auch Männern Spaß machen kann. Über die lebhafte Resonanz bei den männlichen Flüchtligen freuen sich wiederum Mia Bilitza und ihre Mutter Ulla Weltike, denn Männer sind sonst in ihren Kursen Mangelware.
„Für mich hat dieses Tanzprojekt eine große Rolle gespielt“, sagt Raschid (22) aus dem Libanon. „Ich fühlte mich fremd, aber hier ist es wie in einer Familie, hier lerne ich eine andere Kultur kennen.“