200 Akteure auf der Bühne im Stadttheater. Community-Projekt von Ulla Weltike und dem Star-Choreographen Royston Maldoom begeistert
- 200 alteingesessene und neue Duisburger sind im Tanz vereint
- Großes Projekt von Tanzschul-Chefin Ulla Weltike und Choreograph Royston Maldoom
- Musik wird von Duisburger Philharmonikern beigesteuert – tosender Applaus
Um ein besseres Leben tanzten über 200 neu hinzugekommene und alteingesessene Duisburger im Stadttheater. Die Musik zur Aufführung von „Exile“, einem Projekt der Tanzschule von Ulla Weltike in Kooperation mit dem bekannten Choreographen Royston Maldoom, kam von den Duisburger Philharmonikern.
Man hört sie kommen, dann bebt die Bühne und ist voller Menschen. Ihre Kleidung zeigt alle Schattierungen der Farbe Grau. Sie laufen rasch, scheinbar zielbewusst, organisieren sich in langen Reihen. Sie unterscheiden sich durch ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre Hautfarbe, ihre Herkunft und vermutlich auch ihre Religionen voneinander, aber im Moment des Tanzes tun sie alle das Gleiche. Jeder und jede trägt einen Koffer bei sich. Den stellen sie alle auf die Bretter der Bühne und legen sich dahinter. Für einen Moment verschwinden aus der Sicht der Zuschauer so die individuellen Menschen und es bleiben nur die Koffer und die treibenden Klanggebilde von „Harmonielehre“ des zeitgenössischen Komponisten John Adams.
Heimatsuchende statt Flüchtlinge
Das Wort „Flüchtlinge“ vermeiden Royston Maldoom und die Tanztheater-Chefin Ulla Weltike in ihren Beschreibungen des Community Tanzprojektes, weil es inzwischen so oft abfällig benutzt werde. Sie sprechen lieber von Heimatsuchenden und Beheimateten. Aber nicht die Worte stehen für Royston Maldoom, den Schöpfer von „Exile“, am Anfang. Der britische Choreograph und Tanzpädagoge mit Wohnsitz in Berlin ist vielmehr überzeugt davon, dass es hilfreich und heilsam für alle Menschen ist, wenn sie zusammen tanzen, lange bevor sie miteinander sprechen können. So vereint er Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Schichten auf einer Bühne und lässt sie durch die gemeinsame Probenarbeit das Abenteuer des Kennenlernens erleben.
Wuchtige Massenszenen
Auf der Bühne zeigen sie alles zwischen eindringlichen Einzelbildern, wie etwa den Verwundeten, der sich mit letzter Kraft eine Leiter emporschleppt, um das Licht zu erreichen. Und wuchtigen Massenszenen, wie die Welle der Menschen, die auf die Zuschauer zurollt um sich dann wieder in Individuen aufzulösen.
Ein Spiegelbild der „Bühnenbevölkerung“ zeigte der Zuschauerraum des Stadttheaters, der mit einer lebendigen, applaudierfreudigen Mischung unterschiedlichster Menschen gefüllt war. Sie begleiteten das Geschehen auf der Bühne mit großer Begeisterung. Schon das tiefsinnige Stück „de Fence“ für vier Tänzerinnen und vier Schlagzeuger von Max Bilitza und die die melancholischen „Migrationbirds“ von Tamara McLorg und besonders das freche, akrobatische „Hook“ von Maldoom und der professionellen Tanzmoto Dance Company rissen den Saal zu Begeisterungsstürmen hin.
Nach „Exile“ aber, erhoben sich alle Zuschauer im ausverkauften Saal und brachten das Haus mit ihrem Applaus minutenlang zum Beben.