Duisburg. Bei den Herzinfarkt-Toten liegt Duisburg über dem Durchschnitt. Zwar liefere ein Bericht „rohe Daten”, dennoch findet Prof. Dr. Wolfgang Schöls, Chefarzt der Kardiologie am Herzzentrum in Meiderich, die Duisburger Zahl „auffällig”. Die Hemmschwelle, einen Arzt zu besuchen, scheint hoch.

Überdurchschnittlich viele Duisburger sterben am Herzinfarkt. Das geht aus dem „Herzbericht 2008” hervor, der bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Dresden vorgestellt wurde. Danach sterben in Duisburg 91,6 Prozent mehr Menschen am Herzinfarkt als im Bundesdurchschnitt.

An der Schnelligkeit der Rettungskräfte könne es nicht liegen, so der leitende Notarzt Dr. Frank Marx. Die Rahmenbedingungen stimmten: „Wir sind die einzige Stadt in NRW, die über Notfallkoordinatoren in den Kliniken verfügt – und wir sind acht Minuten nach dem Notruf beim Patienten”, so Marx: Stellen die Rettungskräfte vor Ort fest, dass es sich um einen Herzinfarkt handelt, werden die wichtigsten Befunde wie EKG, Blutdruck und Puls sofort in die Kliniken weitergeleitet. Mit den 1 200 Herzinfarkt-Patienten, die der Rettungsdienst pro Jahr zählt, liege Duisburg genau im Bundesdurchschnitt. „Dieser Bericht zählt nur Totenscheine”, bezweifelt Marx, dass die Zahlen stimmen. Ausgewertet werde, was Ärzte bei der Leichenschau als vermutliche Todesursache angeben. Die könne aber nur durch eine Obduktion festgestellt werden.

Zwar liefere der Bericht „rohe Daten”, dennoch findet Prof. Dr. Wolfgang Schöls, Chefarzt der Kardiologie am Herzzentrum in Meiderich, die Duisburger Zahl „auffällig”. „70 Prozent derjenigen, die am Herzinfarkt sterben, waren überhaupt nicht beim Arzt”, sagt Schöls. In der Klinik liege die Sterblichkeit unter 10 Prozent. „Vielleicht ist hier die Hemmschwelle hoch, ärztliche Hilfe zu beanspruchen.” Es könne auch sein, dass bestimmte Krankheiten in einer von der Arbeitertradition geprägten Stadt häufiger vorkämen oder dass der hohe Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle spiele. Die Infrastruktur in Duisburg sei gut mit drei spezialisierten Kliniken, in denen die Herzkatheterlabore 24 Stunden besetzt sind, und der „fixen Alarmkette”.

„Das Notarzt-System funktioniert sehr gut”, bestätigt auch Dr. Wolfang Lepper, Chefarzt der Kardiologie am Katholischen Klinikum. Beim Herzinfarkt seien im Wesentlichen der Betroffene und seine Umgebung gefragt, schnell zu handeln. „Das höchste Sterberisiko besteht in der ersten Stunde.” Sobald man im Krankenhaus ist, sind die Chancen gut. „Offenbar warten hier die Patienten sehr lang.”