Duisburg. . Anna Irma Hilfrich stand auf der Liste für den „Preis der deutschen Filmkritik“. Ihr Kurzfilm zeigt sie und ihre Mutter beim Haareschneiden.
Zum Gewinn der Auszeichnung hat es am Ende nicht gereicht. Aber für Anna Irma Hilfrich (31) war es schon eine große Anerkennung, mit ihrem Kurzfilm „KA·PUTT“ überhaupt zu den drei Nominierten für den „Preis der deutschen Filmkritik“ gehört zu haben. Am Morgen nach der feierlichen Zeremonie, die im Rahmen der Berlinale 2018 in der Bundeshauptstadt zelebriert wurde, sprachen wir mit der Filmemacherin und Künstlerin, die seit dem Jahr 2011 in Neudorf lebt.
„Ich war schon ganz schön aufgeregt“, gibt Hilfrich im Rückblick auf die Preisverleihung zu. Schließlich war dies ihre allererste Nominierung für einen der bedeutenden Preise in der deutschen Filmlandschaft. Und natürlich sei sie im ersten Moment, nachdem Nicolaas Schmidt für sein Werk „Final Stage“ zum Sieger gekürt wurde, auch ein wenig enttäuscht gewesen. „Wenn man nominiert ist, will man auch gewinnen“, sagt Hilfrich. Aber mit Schmidt hätte es jemanden getroffen, der es auch sehr verdient habe, so die Duisburgerin.
Mutter stammt von den Philippinen
Zu ihrem Werk, dem 24-minütigen Kurzfilm „KA·PUTT“, gehört eine kuriose Entstehungsgeschichte. Denn gedreht hatte Hilfrich bereits im Sommer 2010. Und zwar mit einem Camcorder, den sie in einer Hand hielt, während ihr ihre Mutter die Haare schnitt. Frau Mama stammt von den Philippinen und kam 1972 nach Deutschland, als hier händeringend Pflegekräfte für Krankenhäuser gesucht wurden, um den Personalmangel zu beseitigen. „Einige Jahre später hat sie einen Deutschen geheiratet. Und ich bin ihre erstgeborene Tochter“, gewährt Anna Irma Hilfrich Einblick in die Familienchronik.
Das Besondere: Dem beim Haareschneiden entstandenen Filmmaterial schenkte Hilfrich zunächst kaum Beachtung. Es landete in einem Ordner, den sie selbst „Rumpelkammer“ nennt. Erst nach sieben Jahren sichtete sie alles erneut. Und erkannte dann sehr schnell, dass sich bei dem Dialog, der da zwischen Mutter und Tochter vor der Kamera entstand, nicht nur um etwas Persönliches handelt. Sondern dass diese Sequenzen einen Einblick ins Innenleben eines Menschen gewähren, der seine Heimat verlassen hat, um woanders einen Neuanfang zu wagen.
Studentin und Dozentin in Dortmund
„KA·PUTT“ hat Hilfrich ihren Film deshalb genannt, weil es eines der ersten Worte war, das ihre Mutter auf deutsch sprechen konnte. Bei der 41. Duisburger Filmwoche im vergangenen November war er ebenfalls zu sehen. Dieses Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms genießt bei Hilfrich einen sehr hohen Stellenwert. „Ich habe dort sehr viel gelernt. Es hat meinen Blick auf die Welt geschärft und geschult“, sagt die Film-Studentin der Fachhochschule Dortmund, die zudem als freiberufliche Dozentin für Animationsfilm auch Kurse für Kinder und Jugendliche im Dortmunder „U“ anbietet.
Was nimmt sie von ihrem „Berlinale“-Erlebnis und dem Filmkritiker-Wettbewerb mit? „Diese Nominierung bedeutet mir sehr viel. Es ist eine tolle Motivation für die nächsten Projekte“, sagt Hilfrich und fügt hinzu: „Zudem ist es eine Bestätigung, dass ich den richtigen Beruf ausgewählt habe.“
>>>EHRENPREIS FÜR FILMWOCHEN-MACHER
Im Rahmen der Zeremonie in Berlin ist Werner Ružička am Montagabend mit dem Ehrenpreis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet worden. Der 70-jährige Duisburger leitet seit 1985 die „Duisburger Filmwoche“. Die 42. Auflage dieses Festivals des deutschsprachigen Dokumentarfilms im November wird die letzte sein, die Ružička zu verantworten hat (wir berichteten). Er will danach in den verdienten Ruhestand gehen.
Die Laudatio auf Ružička hielt mit Pepe Danquart ein langjähriger Wegbegleiter. Der deutsche Filmemacher und Oscar-Preisträger zählt bei der „Duisburger Filmwoche“ zu den Stammgästen – ob als Mitglied der Jury, interessierter Zuschauer oder engagierter Diskussions-Teilnehmer. Anna Irma Hilfrich nennt Werner Ružička einen „Mann mit Haltung, der auf viele Dokumentarfilmer inspirierend gewirkt hat“.