Duisburg. . Festivalleiter wird nach der 42. Auflage im November 2018 seine Position niederlegen. Bei der „Berlinale“ wartet bereits die erste Auszeichnung.
41 Auflagen hat die Duisburger Filmwoche bislang erlebt. Bei 33 dieser Festivals des deutschsprachigen Dokumentarfilms fungierte Werner Ružicka als deren Leiter. Das wird auch im November 2018 noch einmal so sein. Doch die dann stattfindende 42. Auflage der Filmwoche wird die letzte, die er in verantwortlicher Position organisiert. Der 70-Jährige geht danach in den verdienten Ruhestand.
Seit 1985 hatte Ružicka die Leitungsfunktion bei dieser renommierten und internationales Ansehen genießenden Veranstaltung inne. Zuvor hatte er als junger Dokumentarfilmer bereits jener Kommission angehört, die die Wettbewerbsbeiträge auswählt. „Ich kannte daher die Abläufe und die Rituale, die zur Filmwoche gehören. Es gab eine Vertrautheit“, sagte Ružicka in einem Interview mit dieser Zeitung anlässlich der 40. Filmwoche im Jahr 2016.
Die Rolle des Festivalgastgebers habe er trotz des immensen Vorwissens aber erst erlernen müssen. „Die Begrüßung und die Eröffnung vor Publikum war eine Situation, die man sich im Vorhinein gar nicht vorstellen kann“, erinnerte er sich. Doch schnell wuchs er in diese Rolle des Gastgebers hinein, die er bis heute mit einer würzigen Mischung aus großem Hintergrundwissen und einer feinen Prise Humor gekonnt ausfüllt.
Schon deutlich vor seinem letzten Auftritt als Festivalleiter wird Ružicka nun eine besondere Ehre zuteil: Bei der nun anstehenden „Berlinale“ wird der Duisburger am 19. Februar den Ehrenpreis der deutschen Filmkritik erhalten. Dies ist der einzige deutsche Filmpreis, der ausschließlich von Kritikern vergeben wird – und das in unregelmäßigen Abständen.
„Widerständler gegen die Konsensbildung“
Ružicka wird für seine Verdienste um die dokumentarische Filmkultur in Deutschland ausgezeichnet, so der Verband. Und er begründet seine Entscheidung: „Als Widerständler gegen die Konsensbildung hat er sich in seiner über 40-jährigen Schaffenszeit dem Dokumentarfilm intellektuell rigoros und leidenschaftlich wie kaum ein anderer verschrieben.“
Über so viel Anerkennung freut sich natürlich auch der Geehrte: „Es ist mir wirklich eine große, unerwartete Ehre“, so Ružicka, der aber das Lob gleich an seine Mannschaft weiterreicht: „Die Anerkennung gilt natürlich gleichermaßen der Filmwoche und all denen, die in den vielen Jahren an diesem wunderbaren Festival mitgebaut und mitgehandelt haben.“
Nachfolge noch nicht geklärt
Nach der Filmwoche 2018 (5. bis 11. November) wird Ružicka keine offizielle Aufgabe mehr übernehmen, er wird dem Festival aber nicht gänzlich verloren gehen. Als Zuschauer und Teilnehmer der Diskussionsrunden, die nach jeder Doku anstehen, wird er der Filmwoche erhalten bleiben. Wer Ružicka als Festivalleiter nachfolgen soll, steht noch nicht fest.
Motto der 42. Filmwoche lautet „Handeln“
Das Motto der 42. Duisburger Filmwoche steht auch bereits fest: Es lautet „Handeln“ und lädt laut Filmwochen-Sprecher Alexander Scholz zu vielfältigen Deutungen ein.
„Handeln heißt Vorgehen. Wir laden dazu ein, Handeln als Aufforderung zu verstehen, aktiv zu werden: mit dem Blick zu entdecken, mit den anderen in Kontakt zu kommen – öffentlich“, erklärte Scholz. „Wir wollen das dokumentarische Sehen auf das politische und individuelle Handeln hin befragen.“
Die Duisburger Filmwoche versteht sich laut Alexander Scholz grundsätzlich weniger als Marktplatz für Filme, auf dem diese gehandelt werden, denn eher als Ort der Debatte, an dem Fragen über das Dokumentarische verhandelt werden.