Neudorf. . Anwohner-Initiative möchte Gebäude als Dokument des Baustils der 1920er Jahre erhalten. Siedlung soll Teil der Route der Industriekultur werden

Gibt es bald ein Museum „Straußsiedlung“ in Neudorf? Offenbar beflügelt von den konstruktiven Gesprächen mit dem städtischen Immobilienunternehmen Gebag, hat die Anwohner-Initiative Straußsiedlung ihre Projektideen für den Erhalt des Quartiers aus den 1920er Jahren bei der Stadttochter eingereicht. „Reparieren statt Sanieren“ wollen die Aktivisten und schlagen etwa vor, Treppenhaus und Wohnung der Hausnummer 15 als Dokument des Stils der 20er Jahre zu belassen.

Unterstützung haben sie von Seiten des Oberhausener Architekturprofessors Roland Günter, der in den 80er Jahren maßgeblich die Siedlung Eisenheim vor dem Abriss retten konnte. Heute gilt diese als bedeutsames Dokument der Industriekultur im Ruhrgebiet. Für ähnlich denkmalwürdig hält Günter in seinem Dossier auch die rund 100 Jahre alte Holztreppe und den original Kachelboden im Treppenhaus. „Beide sind in einem sehr guten Zustand“, urteilt der Architekturprofessor und schlägt vor, diese zu erhalten.

Damit nicht genug, auch die Wohnung in der ersten Etage sei vom Dielenboden bis hin zur Deckenwölbung und Raumaufteilung – inklusive original Farbspuren der Erstbemalung sowie Kacheln – zu erhalten. Ebenso wissen die Bauweise und Ästhetik des Balkons den Professor zu begeistern. Grund für eine umfassende, kostspielige Sanierung sieht Günter nicht, im Gegenteil wäre sie im Sinne des Denkmalschutzes abträglich: „Die Wohnung ist ein einmaliges Dokument des Baustils der 20 Jahre, sie könnte durchaus den Ansprüchen an modernes Wohnen genügen“, findet er.

Ginge es nach den Mitglieder der Initiative, sollte das Viertel in die bestehende Route der Industriekultur eingegliedert werden. 13 Siedlungen sind auf der Route erfasst. Die Straußsiedlung stünde in einer Linie mit Margarethenhöhe (Essen), Gartenstadt Welheim (Bottrop) und Eisenheim (Oberhausen). Verbunden wäre wohl auch dies mit Auflagen und Kosten.

Ideen zu einem Nachbarschaftscafé im ehemaligen Mietertreff der Siedlung haben die Anwohner ebenfalls weiterentwickelt. Es soll als Informationszentrum für Touristen aber auch für die Siedlung dienen, in dem Gebag und Anwohner laufende Projekte bekannt machen.

Nachbarschaftscafé und Garten

Das Café soll ebenso ein „Freiraum für nachbarschaftliches Engagement“ werden, in dem etwa der gewünschte Gemeinschaftsgarten oder ‘interkulturelle Wohnprojekte’ erarbeitet werden können. Der Garten soll ein „sozialintegrativer Ort“ werden, für den Baumbestand fordert die Initiative den Erhalt. Als Gegenleistung bietet man an, den Treffpunkt selbst herzurichten und das Café zu verwalten.

Auch in Sachen Mieter hat die Initiative eigene Vorstellungen und will in Kooperation mit dem Refugee Support der Uni Duisburg-Essen und der Bürgerstiftung interkulturelle Hausprojekte mit Geflüchteten oder ein Mehrgenerationen-Projekt umsetzen. Inwiefern diese Vorschläge bei der Stadttochter Gebag einen Widerhall finden, ist noch nicht entschieden.