Duisburg. . Stephan Eickershoff war über Jahrzehnte mit der Kamera unterwegs und ein Chronist des Duisburger Lebens. Jetzt scheidet er aus.

37 Jahre war er das Auge der Redaktion und nach außen das bekannteste Gesicht der Duisburger WAZ: Stephan Eickershoff hat seit 1981 – mit kurzen Unterbrechungen – das ganze Spektrum Duisburger Geschehnisse fotografiert, war in Wahlnächten Chronist wie auch an Sturmtagen wie noch letzten Donnerstag, hat schunkelnde Karnevalisten aufs Bild gebannt und schreckliche Katastrophen, war bei Tage unterwegs und in vielen Nächten, bei Wind und Wetter, um den Lesern der WAZ Duisburgs Leben auf immer eindrucksvollen Bildern zu präsentieren. Jetzt scheidet er aus bei der WAZ. „Leider“, heißt es unisono im Kollegenkreis.

Denn auf Stephan Eickershoff war stets Verlass. Kam man morgens zur Arbeit und hörte beispielsweise von Polizei und Feuerwehr von nächtlichen Schüssen und Bränden, konnte man fast sicher sein, dass ein Zettel auf dem Schreibtisch lag: „Ich war draußen, Bilder sind fertig.“

Schöne Bilder, schlimme Bilder

Schöne Bilder, schlimme Bilder: Stephan Eickershoff war Journalist und lieferte, was aktuell war. Gitarren-„Gott“ Eric Clapton ist er dabei begegnet, aber auch dem Serienmörder Joachim Kroll. Vierlinge hat er nach der Geburt fotografiert und Jahre später noch einmal: „Die waren richtig putzig.“ Auch bei der Loveparade, die mit 21 Toten endete, war er im Einsatz, mit Sicherheit der schlimmste von allen. Die Mafiamorde in Neudorf hat er in Bilder umgesetzt und den „Ermittler“ Schimanski alias Götz George „von Anfang an begleitet“. Die eindrucksvolle Entwicklung der einstigen Industriebrache Innenhafen hat er mit eindrucksvollen Bildern in die Zeitung gebracht, Hochwassereinsätze scheute er nicht, und No-Go-Areas waren für ihn Fremdworte. Kleine Tiger und Koalas waren seine Motive wie auch vier Oberbürgermeister, bei den World Games war er am Start, den MSV hat er durch drei Ligen begleitet, die große Zeit des Duisburger Frauenfußballs erlebt. Schiffsuntergänge, Autounfälle, Brände aller Größenordnungen – wo Blaulicht blitzte, war Stephan Eickershoff (fast) immer dabei.

Wie er auch den gewaltigen Wandel der Fototechnik miterlebte. Angefangen hat er mit Schwarzweiß-Bildern, die in der Redaktionsdunkelkammer zu entwickeln waren. Das hatte mit Chemie zu tun, roch nicht immer gut und hinterließ manchen Fleck auf der Kleidung, hatte aber auch Vorteile: „Wenn die Tür abgeschlossen war, hatte man schon mal ein bisschen Ruhe.“

Unermüdlicher Einsatz

Vor der Jahrtausendwende wurde die WAZ farbig, ein paar Jahre später revolutionierte die Digitaltechnik die Fotografie, was blieb, war der unermüdliche Einsatz eines begeisterten Fotografen, um jeden Tag – und auch manche Nacht – das bestmögliche aktuelle Bild zu machen.

Für das er dann auch gerne die optimale Platzierung in der Zeitung reklamierte. Das große Bild war ihm stets ein Anliegen, mehrere große Bilder waren ihm noch lieber.. Die Wirkmächtigkeit des einspaltigen Bildes hat Stephan Eickershoff nie zu überzeugen vermocht. Der Vollblutfotograf hat die Duisburger WAZ über Jahrzehnte geprägt, in Print und Online.

>>MERKEL UND CO. VOR DER KAMERA

Auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Stephan Eickershoff fotografiert, wie hier 2015 vor einem Bürgergespräch in Marxloh.
Auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Stephan Eickershoff fotografiert, wie hier 2015 vor einem Bürgergespräch in Marxloh. © Stephan Eickershoff

Pizza, Pasta und Erfrischungsgetränke gab’s zum Abschied von Stephan Eickershoff von der WAZ, in deren Duisburger Team er seit 1981 war. Erst als Freiberufler und pro Bild bezahlt, ab 1985 als Volontär, ab 1986 als Redakteur. Zunächst in Velbert, ab 1991 wieder in Duisburg.

Fotografiert hat er Politiker von Gorbatschow bis Merkel, Musiker, Schauspieler, aber auch ganz normale Menschen, Duisburgerinnen und Duisburger. „Die Mischung von allem ist schön gewesen“, blickt der 59-Jährige auf seine lange Zeit bei der WAZ zurück.