Skepsis wandelte sich in Neugier, Desinteresse in Begeisterung. Die World Games wurden vor 27 Jahren erstmals feierlich eröffnet. Doch erst als die 7. Auflage vor drei Jahren in Duisburg endete, hatten die Weltspiele einen Platz in den Herzen der Sportfans gefunden.
Am Anfang stand die Skepsis. World Games. Die Weltspiele der nichtolympischen Sportarten. Was sollte das sein? Ein Abfallprodukt der Olympischen Spiele? Ein Gnadenbrot für eine Ansammlung von Hobbysportlern, die auch mal einen Ausflug in die große Sportwelt unternehmen wollten?
Duisburg und die World Games - ein Mega-Projekt
Fünf Jahre hatte sich Duisburg auf die World Games vorbereitet. Ein Mega-Projekt, das von den Bewohnern der Großstadt mit einer gehörigen Portion Zweifel gesehen wurde. Am 14. Juli wurden die Weltspiele 2005 mit einer spektakulären Feier in der MSV-Arena eröffnet. José Cura intonierte die Arie "Nessun Dorma" aus Puccinis Turandot, Duisburgs "Superstar" Benny Martell durfte sich am World-Games-Song "Once in a Liftetime" versuchen und Nena trällerte aufgedreht wie eh und je über "99 Luftballons".
Sportarten, die keiner kannte
Spätestens als die Athleten dann erstmals aktiv wurden, wandelten sich Zweifel und Desinteresse in Neugier und Begeisterung. 3.400 Sportler aus 88 Ländern kämpften um Medaillen und konkurrierten in Sportarten, von deren Existenzen die Mehrheit der Besucher im Zuge der Spiele erstmals erfuhr.
Exotisch und spektakulär
Am Rheinhauser Toeppersee legten die Fallschirmspringer spektakuläre Landungen hin, im Theater am Marientor traf sich die Weltelite der Rhythmischen Sportgymnastik, in der Rheinhausenhalle wuchteten einzelne Kraftdreikämpfer Gewichte in die Höhe, die für die Ausstattung eines kompletten Fitnessstudios ausgereicht hätten, und an der Dreieckswiese wurden die Tauzieher zu Publikumslieblingen.
Exotisch waren viele der 40 Sportarten. Fremd und unverständlich wirkten sie auf den ersten Blick. Wie beispielsweise das niederländische Korfball, eine Mischung aus Hand- und Basketball. Das von vielen Ritualen begleitete Sumo-Ringen. Oder Ultimate Frisbee, bei dem der Wurf der Plastikscheibe mit Elementen aus American Football und Basketball verschmolzen wird.
Doch nicht nur Duisburg machte während der World Games auf sich aufmerksam. In Mülheim zogen die Feldbogenschützen durch den Uhlenhorster Wald, in Oberhausen trafen die weltbesten Tanzpaare aufeinander, durch Bottrop jagten die Orientierungsläufer. Hier traf sich auch die Billard-Elite.
Vier Partnerstädte, rund 155.000 Zuschauer allein bei den Wettbewerben, 450 Stunden Berichterstattung von TV-Sendern aus aller Welt – die am 24. Juli endenden World Games 2005 wurden ein voller Erfolg.
Erste Weltspiele im kalifornischen Santa Clara
Das freute auch die verschiedenen internationalen Sportverbände, die 1980 das World Games Council (mittlerweile umbenannt in International World Games Association) gründeten, um den Sportarten, die nicht bei den Olympischen Sommerspielen vertreten sind, eine Plattform zu bieten. Am 24. Juli 1981, heute vor 27 Jahren, wurden die ersten offiziellen Spiele im kalifornischen Santa Clara (USA) eröffnet, damals gerade einmal 18 Disziplinen stark.
Drei Jahre zuvor waren die so genannten Pre-World-Games im koreanischen Seoul ausgetragen worden. Doch nie wurden die Weltspiele so begeistert aufgenommen wie im Ruhrgebiet. „Die nächsten Ausrichter müssen sich an Duisburg messen lassen“, sagte Ron Froehlich, Präsident des Internationalen World Games-Verbandes, zum Abschluss der Spiele in Duisburg und Umgebung.
World Games 2013: Rückkehr nach Duisburg
"Es hat sich gelohnt", war sich auch Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland sicher. Trotz der 1,5 Millionen Euro Defizit, die Duisburg dem Spektakel verdankte. Doch dass sich die Stadt als Hauptträger der Veranstaltung auch außerhalb der Sportlerszene einen Namen machte und Sportlern und Zuschauern einen unvergesslichen Sommer bereitete, wird in den Erinnerungen länger überdauern als die Finanzdiskussion.
Das weiß auch der Duisburger OB. Nach den kommenden World Games im taiwanesischen Kaohsiung werden die Weltspiele 2013 wieder in Deutschland stattfinden. In Düsseldorf – und Duisburg. Ob man damit jemals gerechnet hatte, als die World Games vor 27 Jahren erstmals eröffnet wurden?