Duisburg. . Duisburger Reinhard Stratenwerth legte den widerspenstigen Comic-Galliern vor 20 Jahren freche Sprüche in den Mund. Neuer Sammelband erschienen.

Das Lob kam aus berufenem Munde. „Sie waren wirklich der Allerbeste“, schrieb Jurymitglied Herbert Knebel. „Sie schreiben genau so wie im Pott gesprochen wird.“ Diese warmen Worte galten einst Reinhard Stratenwerth. Vor 20 Jahren setzte sich der frühere Buchdruckermeister aus Hochheide in einem Wettbewerb durch und durfte – gemeinsam mit dem Essener Claus Sprick – einen Comicband der „Asterix“-Reihe ins Ruhrdeutsche übersetzen. Aus „Streit um Asterix“ wurde „Zoff im Pott“. Genau so heißt auch jener neue Sammelband, der die beiden längst ausverkauften ersten Ruhrpott-Hefte unter einem Buchdeckel vereint.

So sieht das Cover des neuen Mundart-Sammelbandes aus.
So sieht das Cover des neuen Mundart-Sammelbandes aus.

Der inzwischen 79-jährige Stratenwerth hatte von dem Wettbewerb damals in der WAZ erfahren. Es galt, zwei Seiten aus dem Original-Comic mit eigenen, in den Ruhrpottdialekt übersetzten Texten zu versehen. „Über 300 Einsendungen gab es“, erinnert er sich. „Und weil Claus Sprick und ich laut Jury die besten Entwürfe abgeliefert hatten, wurden wir beide zum Sieger gekürt.“

Menschen aufs Maul geschaut

Stratenwerths Erfolgsrezept: Er hatte den Menschen hier aufs Maul geschaut. „Kumma, boah ej!“ lässt er den ebenso cleveren wie schlagkräftigen Gallier-Krieger Asterix sagen, bevor dieser mit seinem Kumpanen Obelix ein paar Römer vertrimmt. Die spinnen, die Ruhris – mag sich zumindest mancher Leser der Restrepublik bei der Lektüre gedacht haben. Tatsächlich erwies sich diese Ausgabe für alle Ortsfremden als Ruhrdeutsch-Lehrbuch allererster Güte.

Aus zwei Versionen wird eine

Stratenwerth und Sprick schrieben zunächst jeweils ihre Version und vermengten das jeweils Beste daraus zu einer Arbeit. Die legten sie zur Überprüfung einigen Experten bei einem Übersetzer-Treffen in Aldekerk auf den Tisch. Auch ein Sprachwissenschaftler der Ruhruni Bochum schaute drauf. „Das letzte Wort hatte aber Albert Uderzo“, berichtet Stratenwerth. Weil der Asterix-Miterfinder aber natürlich den Ruhrgebietsslang nicht versteht, wurde die neu erarbeitete Fassung noch einmal zurück ins Französische übersetzt. Und Uderzo war begeistert.

„Das habe ich damals auf Nachfrage beim Verlag als Dankeschön bekommen“, sagt Stratenwerth voller Stolz, als er ein Exemplar des Bandes „Asterix sein Ulligen“ (die zweite gemeinsame Arbeit mit Sprick aus dem Jahr 1999) aus seinem Privatarchiv holt. Auf der ersten Seite steht eine Widmung samt Unterschrift von Albert Uderzo für „Mon Reinhard“ (Lieber Reinhard). „Und der gibt normalerweise überhaupt keine Autogramme. Das ist eine echte Rarität.“

Im Doppelpack durch die Buchhandlungen

Asterix-Übersetzer Reinhard Stratenwerth bei der Vorstellung des ersten Ruhrdeutsch-Bandes im Jahr 1998.
Asterix-Übersetzer Reinhard Stratenwerth bei der Vorstellung des ersten Ruhrdeutsch-Bandes im Jahr 1998. © Friedhelm Geinowski

Autogramme mussten Stratenwerth und Sprick damals plötzlich selbst schreiben. Als Gäste von Signierstunden reisten sie allein oder im Doppelpack durch die Buchhandlungen des Reviers. „Von Duisburg bis Lünen – wir waren überall“, blickt er auf über 30 Signieraktionen zurück. In Erinnerung behielt er vor allem jenes kleine Mädchen, dass erst eine Unterschrift abgestaubt hatte und ihm beim Abschied zurief: „Tschüss, Asterix!“

Und was für Widmungen musste er schreiben? Da lacht Stratenwerth. „Einige hatten ganz konkrete Wünsche. Die meisten haben aber nicht Spezielles gewollt. Denen habe ich dann immer folgenden Satz hineingeschrieben: Hömma, getz fang ma am Lesen, datte wat für zum Beömmeln hass...“ Eine echte Lektion in Ruhrpottdeutsch also.

Ruhrpott-Bände über 170 000 Mal verkauft

Laut Anja Adam vom Egmont Ehapa Verlag in Berlin haben sich die ersten beiden Ruhrpott-Bände über 170 000 Mal verkauft und zählen damit zu den beliebtesten der Mundartenreihe.

20 Jahre ist das her. Demnächst soll es die nächste Ruhrgebietsfassung eines Asterix-Abenteuers geben: „Die Trabantenstadt“. Es wäre der vierte Comic dieser Art. Wie schon bei jenem zuvor („Tour de Ruhr“) soll wieder Comedian Hennes Bender übersetzen. „Der ist viel bekannter als ich“, sagt Stratenwerth. Ein Hauch von Bedauern in seiner Stimme ist aber herauszuhören, als er sagt: „Ich hätte nix dagegen gehabt, wenn sie mich nochmal gefragt hätten.“

>> IM EGMONT EHAPA VERLAG

- „Zoff im Pott“-Sammelband mit den längst vergriffenen Asterix-Mundartalben „Zoff im Pott“ (1998) und „Asterix sein Ulligen“ (1999), Egmont Ehapa Verlag, Hardcover-Fassung (ab sofort) 20 Euro, Softcover (ab 8. Februar) 9,95 Euro.

- Erhältlich im Buchhandel oder im Internet: www.egmont-shop.de/asterix-ruhrdeutsch.