Duisburg-Hochheide. . Reinhard Stratenwerth hat eine bemerkenswerte Fußball-WM-Sammlung. Er archivierte alle Berichte seiner Zeitung aus dem Jahr 1974 und zeichnete sämtliche Spielzüge des Finales mit dem Stift auf Leinwand nach. Und er zeigt noch mehr schöne Dinge.

Gelernt ist eben doch gelernt: Ansonsten würde die 180 Seiten starke Sammlung von Reinhard Stratenwerth wohl kaum im DFB-Fußball-Museum in Dortmund landen können. Der 74-jährige Homberger ist Buchdrucker-Meister, hat den richtigen Kleber benutzt und höchste Sorgfalt walten lassen. Am Ende stand eine Mappe mit allen Zeitungsausschnitten zur Fußball-Weltmeisterschaft aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 7.1. bis 31.8.1974. Und das ist bei Weitem nicht die einzige WM-Erinnerung im Hause des Archivars und Heimatforschers.

Die eigentliche Geschichte der Sammlung beginnt erst ein Jahr nach der WM 1974. „Die Deutsche Mannschaft hatte ein EM-Qualifikationsspiel in Düsseldorf gegen Griechenland zu absolvieren, war in Wedau untergebracht und in Homberg zu einem Testspiel gegen eine Wiener Vereinsmannschaft gekommen. Hier habe ich den damaligen Bundestrainer Helmut Schön getroffen.“ Stratenwerth zeigte dem Trainer aber nicht nur die imposante Zeitungs-Sammlung, sondern auch sechs Grafiken.

Das Finale von 74 hat es ihm angetan

„Ich habe alle Spielzüge des Finales von 1974 gegen Holland mit dem Stift auf Papier nachgezogen, alle 15 Minuten ein neues Papier genommen.“ Diese Drucke wollte Stratenwerth im Xantener Regionalmuseum ausstellen, kurzerhand unterschrieb ihm Helmut Schön ein Empfehlungsschreiben, die Grafiken landeten im Museum, Monate später hatte er sie zurück.

Der Bundestrainer lud den Homberger damals auch in die Sportschule Wedau zum Kaffee ein, „ich fuhr mit meiner Sammlung dorthin und traf dort auf die gesamte Mannschaft.“ Am Tisch saß er dann mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Günter Netzer. „Ich dachte immer, die Bayern-Spieler seien arrogant“, so Schalke-Fan Stratenwerth. Das Gegenteil war der Fall, der einzige, der auf ihn arrogant wirkte, sei Günter Netzer gewesen, der damals bei Real Madrid spielte. Autogramme gaben ihm letztlich nahezu alle Spieler, so ist Franz Beckenbauer um die 20 Mal in der Stratenwerth’schen Sammlung verewigt.

Seine Fußball-Archiv umfasst aber noch mehr. Anfang der 1980er Jahre suchte der Deutsche Fußball Bund ein neues Maskottchen, Stratenwerth beteiligte sich an einem Wettbewerb und kam bei 90 000 Einsendungen unter die ersten 100. Als Preis für seinen „Dee Eff Beo“, einen Vogel mit Ball unter dem Arm, gab es ein Poster von der Nationalmannschaft. „Ein bisschen ärgere ich mich schon darüber, dass das heutige Maskottchen ,Paule’ meinem Entwurf von damals sehr ähnlich sieht.“ Sei’s drum, die Zeichnungen bewahrt er bis heute auf.

Ebenso nicht wegkommen darf die Autogrammkarte von Fritz Walter und eine ganz besondere, die Helmut Rahn, Siegtorschütze der WM 1954, unterzeichnet hat. „Ich traf ihn Mitte der 80er auf der Trabrennbahn in Dinslaken. Die Rückseite meines Wettscheins bemalte ich binnen 15 Minuten so, dass sie aussah wie ein Ticket von damals. Dann ging ich damit zu Rahn und er unterschrieb für jedes seiner beiden Endspiel-Tore einmal.“

Ein besonderes Exponat seiner Sammlung hätte Stratenwerth auch noch gerne gezeigt. „Es gab Tickets für ein WM-Spiel, das gar nicht stattgefunden hat. Hätte es 1974 bei Deutschland gegen Holland nach Verlängerung unentschieden gestanden, hätte es ein Wiederholungsspiel gegeben, da es noch kein Elfmeterschießen gab. Für dieses Spiel druckte der DFB Karten, eine davon habe ich.“ Und warum zeigt er sie nicht? „Ich wollte sie an einen ganz sicheren Ort legen, den ich jetzt kurzzeitig vergessen habe“, sagt er schmunzelnd. Irgendwann findet er sie wieder, vielleicht zur nächsten WM in vier Jahren...