Duisburg/Essen. . Die Uni Duisburg-Essen plant einen Leitfaden für Mitarbeiter und Studenten, der den Umgang mit „geschlechtergerechter Sprache“ regelt.
Die „geschlechtergerechte Sprache“ soll künftig noch stärker als bislang Einzug in die Uni Duisburg-Essen halten. Die Hochschule entwickelt derzeit einen Leitfaden zum Thema, der später an alle Uni-Angehörige ausgegeben werden soll – auch an Studenten.
„Geschlechtergerechte Sprache“ bedeutet die ausdrückliche Erwähnung der männlichen und weiblichen Form („Studenten und Studentinnen“) oder die Unkenntlichmachung eines Geschlechts („Studierende“). Verbreitung gefunden haben längst weitere Formen: zu ihnen zählt das so genannte „Binnen-I“ („StudentIn“) oder so genannte „Gender-Gaps“, die mit einem Sternchen (*) oder dem Unterstrich (_) symbolisiert werden.
„Frauen fühlen sich von der männlichen Form nicht angesprochen“
„Sprache bestimmt unser Denken. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich häufig Frauen oder Mädchen nicht angesprochen fühlen, wenn von ,Ärzten’ oder ,Schülern’ die Rede ist, auch wenn damit beide Geschlechter gemeint sind“, sagt die Germanistin Hanna Köllhofer. Sie steht der Gleichstellungskommission der Uni vor, einem Gremium, das den Senat berät. Die Gleichstellungskommission ist aus Studenten, Mitarbeitern und Hochschullehrern besetzt. Das Thema „Leitfaden für einen Umgang mit geschlechtergerechter Sprache“ steht auf der Tagesordnung der Sitzung in der kommenden Woche. „Die Diskussionen dazu“, sagt Köllhofer, „laufen noch.“
Nach dem Gleichstellungsgesetz NRW sind öffentliche Einrichtungen wie Universitäten dazu verpflichtet, die „sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten“. Das betrifft nicht nur Stellenanzeigen, sondern jede Form öffentlicher Kommunikation – Aushänge, Vordrucke, Formulare, Berichte, Ordnungen. „Die Universität Duisburg-Essen kennt diese Vorschriften und wendet sie an“, sagt Beate Kostka, die Sprecherin der Hochschule.
Punkt-Abzug wegen fehlender Gender-Sprache? Keine Fälle bekannt
Aus anderen Hochschul-Städten wurden zuletzt vereinzelte Berichte bekannt, nach denen Studenten, die sich weigerten, ihre schriftlichen Arbeiten in geschlechtergerechter Sprache zu verfassen, mit Punktabzügen rechnen mussten. „Solche Fälle sind an dieser Uni bislang noch nicht aufgetreten“, sagt Beate Kostka.
Wie wichtig ist euch das *Innen?
Doch es ist ausdrücklicher Wunsch der Gleichstellungskommission, dass künftig möglichst viele Studenten in ihren Arbeiten eine geschlechtergerechte Sprache benutzen: „Besonders in den Gesellschaftswissenschaften und in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern ist es sinnvoll, dass Studierende möglichst früh lernen, dass Sprache wandelbar ist und auch gesellschaftliche Entwicklungen beschreibt“, sagt Hanna Köllhofer. Einen entsprechenden Leitfaden gebe es bereits an zahlreichen Hochschulen.
Uni Köln hat Leitfaden schon viele Jahre
Tatsächlich ist die Uni Köln eine Art Vorbild mit ihrem rund 30-seitigen Papier, das zuletzt in der fünften, erweiterten Auflage erschienen ist – darin heißt es: „Nicht zuletzt bedeutet gendersensible Sprache, einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung zu leisten. Durch einen sensiblen Sprachgebrauch tragen wir aktiv zur Gleichberechtigung der Geschlechter und zu einer wertschätzenden Ansprache aller bei.“
Ob der Leitfaden der Uni Duisburg-Essen eines Tages als gedrucktes Papier, als Plakat oder als App für Smartphones realisiert werden soll, ist noch offen. Dass Sprache das Denken beeinflusst und somit gesellschaftliche Realitäten schafft, belegen Befürworter der geschlechtergerechten Sprache mit diesem Beispiel: Der Begriff „Bürokauffrau“, in den Siebzigern hoch umstritten, ist heute völlig normal.
>>> STUDIERENDENWERK STATT STUDENTENWERK
Der Betreiber von Wohnheimen, Caféterien und Wohnheimen, das „Studierendenwerk Essen-Duisburg“, heißt erst seit Dezembe 2014 so. Vorher hieß es „Studentenwerk“. Das Land NRW ordnete die Umbenennung an.
Der Unterschied zwischen dem „Binnen-I“ („StudentInnen“) und dem so genannten „Gender-Gap“ (*, _): Das „Gender-Gap“ schließt auch mögliche, so genannte „dritte Geschlechter“ mit ein – also zum Beispiel Transsexuelle, die lieber dem anderen Geschlecht angehören würden und nicht selten eine Operation anstreben. Das „Gender-Gap“ gilt derzeit als am meisten verbreitet.