Essen/Bochum. Die Hochschulen Dortmund, Bochum und Duisburg-Essen kooperieren. So soll gleichzeitiges Studieren an verschiedenen Standorten möglich sein. Allerdings nur theoretisch. Ein Erfahrungsbericht zeigt: In der Praxis hakt es oft noch.

Optimistisch sitze ich im Studi-Sekretariat der Ruhr-Uni Bochum (RUB). Ich habe mich entschlossen, etwas zu wagen, was an den Ruhrgebiets-Unis möglich ist, aber nur wenig genutzt wird: einen sogenannten Spagat-Master. Ein Zwei-Fach-Masterstudium, dessen Fächer an zwei verschiedenen Unis im Ruhrgebiet angeboten werden. In meinem Fall: Literatur und Medienpraxis an der Uni Duisburg-Essen (UDE) und „Gender Studies“ an der RUB.

Meinen Stundenplan für das erste Mastersemester habe ich schon fertig, organisatorisch ist alles kein Problem. Bisher. Denke ich.

„Was Sie sich da vorstellen, geht überhaupt nicht“

Doch die Sekretariatsmitarbeiterin sagt zu mir: „Was Sie sich da vorstellen, geht überhaupt nicht.“ Ich erkläre verdutzt, dass ich überhaupt erst auf meine Idee kam, weil die Studienberatung in Essen mich ausdrücklich auf diese Möglichkeit hingewiesen hat.

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Seit fünf Jahren arbeiten die Revier-Unis Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen als Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) zusammen. Das Ziel: Vernetzung und Kooperation. Studenten sollen Angebote miteinander verbinden können.

Aber jetzt: „Es gibt keine Kooperation mit Essen“, sagt die Frau im Sekretariat resolut. Ich frage mich zum Chef durch, der freundlicher ist, aber genauso ratlos. Er rät: „Sprechen Sie zuerst mit den Prüfungsämtern, ob Ihre Leistungen angerechnet werden können. Dann würde ich Sie einschreiben.“

Endlich klappt die Einschreibung

Zwei Tage später: Ich spreche mit der zuständigen Frau vom Prüfungsamt der UDE. Auch sie ist mit dem Fall nicht vertraut, meint aber: „Von mir aus können Sie das so machen. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.“ Das klingt schon besser, eine schriftliche Zusicherung will sie mir nicht geben.

Zurück in Bochum: Endlich klappt die Einschreibung. Wobei die Studienbescheinigung ein bisschen mager aussieht, weil es technisch offenbar nicht möglich ist, auf mein Zweitfach in Essen zu verweisen. Es vergeht eine weitere Woche, bis ich einen Termin im Essener Sekretariat bekomme, um abermals mein Vorhaben vorzutragen. „Das geht gar nicht“, sagt die Sekretariatsmitarbeiterin. „Mit Bochum haben wir keine entsprechenden Verträge.“

Sie verspricht, sich um den Fall zu kümmern 

Ich verweise auf die Internetseite des UDE-Beratungszentrums, wo es unmissverständlich heißt: „Literatur und Medienpraxis kann auch kombiniert werden mit einem Fach der UAMR.“ Die Dame entgegnet: „Was da steht, hat überhaupt nichts zu sagen.“ Ich bin verzweifelt.

Zum nächsten Sprechstundentermin trage ich mein Problem bei der Studienfachberaterin von Literatur und Medienpraxis vor. Zum ersten Mal fühle ich mich ein wenig verstanden, als sie verspricht, sich um den Fall zu kümmern. Sie telefoniert für mich bis ins Rektorat und schreibt mir einige Tage später eine E-Mail. Darin erklärt sie mir, dass ich an der Uni den Status „Große Gasthörerin“ benötige.

Es kommt mir vor, als hätte ich ein Zauberwort gesprochen

Zurück im Sekretariat kommt es mir vor, als hätte ich ein Zauberwort gesprochen: Die „große Zweithörerin“ öffnet mir alle Türen. Auf einmal gibt es kein Problem mehr. Mit der Studienbescheinigung aus Bochum sind meine Unterlagen vollständig, ich bekomme meinen Zweithörerinnen-Ausweis und bin damit endlich eingeschriebene Studentin an den Unis Duisburg-Essen und Bochum.

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Mir fällt ein Stein vom Herzen, aber so richtig zufrieden bin ich trotzdem nicht. Ich musste mich behandeln lassen wie ein kleines Kind. Ich sah mein Masterstudium zumindest für dieses Semester schon ins Wasser fallen. Und die leise Sorge, dass das ganze Theater zu Beginn der Prüfungsphase von neuem losgeht, wird mich wohl die nächsten zwei Jahre begleiten.

ZUR PERSON

Inga Pöting (23) hat an der Ruhr-Uni Bochum ein Bachelor-Studium in Germanistik und Sozialwissenschaft absolviert.