Duisburg. . Rheinopern-Kapellmeister leitet das Programm mit Werken von Wagner, Liszt und Saint-Saens – es gab tosenden Applaus für ein tolles Konzert.

Das Duisburger Publikum kennt den Dirigenten Aziz Shokhakimov bestens als Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein. Nun erhielt der aufstrebende Nachwuchskünstler eine besondere Chance, die er erfolgreich nutzte: Für den erkrankten Alain Altinoglu durfte er am Pult des WDR-Sinfonieorchesters einspringen, das in der Mercatorhalle gastierte.

Trotz der kurzfristigen Übernahme des Konzertes, das unter dem Motto „Tastenträume“ steht, hat Shokhakimov das Programm nicht verändert, was für seine Flexibilität und Repertoirekenntnisse spricht. Zur Eröffnung spielt das WDR-Sinfonieorchester das „Lohengrin“-Vorspiel von Richard Wagner. Der usbekische Dirigent lässt die ätherischen Geigenklänge der Gralswelt in ruhigem Tempo dahinschweben, und mischt diese gekonnt mit den später hinzukommenden Farben der Holz- und Blechbläser.

Für Solistin fast ein Heimspiel

Ein starker Kontrast zu diesen märchenhaften Klängen ist das 2. Klavierkonzert von Franz Liszt, das im Zusammenspiel mit der Solistin Alice Sara Ott sehr zupackend musiziert wird. Die Münchner Pianistin war beim Klavierfestival Ruhr oder im Rahmen der Kammerkonzerte schon oft in Duisburg zu Gast, so dass man fast von einem Heimspiel sprechen kann. Die waghalsigen virtuosen Eskapaden, die Franz Liszt sich erdacht hat, sind bei ihr nie Selbstzweck, sondern logischer Teil der Großform dieses Werkes.

Auch die Orgel in der Philharmonie Mercatorhalle kam zum Einsatz. Roderick Shaw spielte sie souverän.
Auch die Orgel in der Philharmonie Mercatorhalle kam zum Einsatz. Roderick Shaw spielte sie souverän. © Zoltan Leskovar

Dabei sind Orchester und Klavier keine Widersacher, sondern gleichberechtigte Partner, die sich auf eine abenteuerliche Reise durch die Variationen und Varianten des Themas begeben. Besonders anrührend gerät das von Johannes Wohlmacher warmherzig musizierte Cello-Solo, das von Alice Sara Ott farbenreich umspielt wird. Kraftvoller Höhepunkt sind die Passagen, die Shokhakimov fast schon geräuschhaft spielen lässt. In diesen Momenten verlagert sich der Schwerpunkt weg vom Wohlklang zu einem körperlichen Miterleben der Erzeugung von Klang.

Alle Werke des Abends sind gleichberechtigt

Da alle Werke des Abends gleichberechtigt nebeneinander stehen und packend musiziert werden, kann man die Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns gar nicht einen „krönenden Abschluss“ nennen, den dieses Werk in anderen Konstellationen darstellen würde. Die Orgel, souverän von Roderick Shaw gespielt, und das Orchester umarmen sich geradezu im Zusammenspiel. Sakrale Atmosphäre kommt hier nicht auf, denn die Orgel ist hier eines von vielen Instrumenten innerhalb des Orchesters.

Shokhakimov dirigiert mit einer weichen und eleganten Schlagtechnik, die auch viel Raum lässt, um den emotionalen Gehalt der Musik auszudrücken. In den dynamischen Höhepunkten des Werkes feuert er das Orchester geradezu an, so im pompösen Finale, in dem das Orchester die Zuhörer mit seinem rhythmisch-kraftvollen Spiel mitreißt. Kein Wunder, dass es tosenden Applaus gibt.

Ausgezeichneter Opern-Dirigent

Von den Opern-Qualitäten von Aziz Shokhakimov kann man sich noch in diesem Monat im Duisburger Theater mehrfach überzeugen. Am 20., 27. und 30. Januar leitet der Puccinis „Madama Butterfly“ sowie am 21. Januar Verdis „Maskenball“.

1988 geboren, ist er seit 2015/16 Kapellmeister an der DOR. Bei den Salzburger Festspielen 2016 wurde er mit dem „Young Conductors Award“ ausgezeichnet. Er gastierte mit „Tosca“ in Bologna und „Carmen“ an der Komischen Oper Berlin.