Duisburg. . Rund 100 Mal im Jahr rückt die Duisburger Feuerwehr aus, um Hunde, Katzen und andere Tiere aus misslichen Lagen zu befreien.

Wie der liebestolle Bär im Duisburger Zoo in den Schutzgraben gelangt war? Für Oliver Tittmann stellte sich bei diesem Notruf vor zwei Jahren eine ganz andere Frage: „Wie bekomme ich den ausgebüxten Riesen gefahrlos wieder in sein Terrain?“, erzählt der Leiter der Duisburger Feuerwehr. Ein betäubender Schuss – nicht aus Amors Köcher – und ein kräftiger Kran retten den Romeo auf Abwegen aus seiner misslichen Lage. Wenn auch der Herzschmerz blieb.

112 Fälle in diesem Jahr

112 Mal hat die Feuerwehr in diesem Jahr Tiere aus schwierigen Situationen befreit, gut 20 Fälle mehr als noch 2016. Trotz erkennbarer Steigerung bleibt diese noch im Mittel von etwa 100 solcher Einsätze im Jahr. Die verirrte Katze auf dem Baum, der entflohene Wellensittich gehören für die Einsatzkräfte beinah genauso zur Berufsbeschreibung wie für „Superman“ in den 50er Jahren. Allerdings kann der fliegen: Wenn hingegen die Jungs von der Wacht mit dem Leiterwagen anrücken müssen, „ist die Katze schneller wieder vom Baum als man gucken kann...“

Im Notfall fahren die Retter sogar raus zum See um einem vermeintlich festgefrorenen Schwan zu helfen, der sich beim Anrücken als äußerst agil erweist. Auch das ist inzwischen „ein Klassiker“. Im Duisburger Landschaftspark hingegen hatten Bürger eine Entenfamilie entdeckt, die offenbar durch ein Loch in der Kletterwand gefallen war. Behutsam halfen die Feuerwehrleute den verschreckten Tierchen aus der Klemme und brachten sie zum nächsten See.

Privater Tierrettungsdienst hilft auch

Mit Hilfe der Entenmutter rettetet die Feuerwehr 2015 vier Küken aus dem Kanal. Foto: Stephan Eickershoff
Mit Hilfe der Entenmutter rettetet die Feuerwehr 2015 vier Küken aus dem Kanal. Foto: Stephan Eickershoff

Für solche und andere Einsätze kommt in der Regel die öffentliche Hand auf, dass dafür jemand privat in die Tasche greifen muss, ist selten. Ab 150 Euro aufwärts kostet es – je nachdem, was für die Rettung technisch notwendig ist. Auch wenn sich mancher Noteinsatz als sprichwörtliche ‘Ente’ erweist, Tittmann hat für diesen Dienst an Tier und Mensch durchaus Verständnis: „Viele Bürger sehen Tiere in Not und wollen helfen. Dass sich jemand nur einen Spaß erlaubt, ist sehr selten.“

Doch immer dann, wenn die Feuerwehr stattdessen Menschenleben retten muss, oder wenn mal ungewöhnliche Tiere zu fangen sind, springt Carsten Schütz vom Tierrettungsdienst in Duisburg ein. „Wir sind mit einem professionellen Baumkletterer und Fangnetz ausgerüstet“ - das könnte sogar einen kleinen Berglöwen halten. Erst neulich klaubte er wieder einen Stubentiger von einem Wohndach in Wedau. Und wenn Fiffi im Fuchsbau verschwindet, holt Schütz neben dem Spaten die Wärmekamera raus. Notfalls auch die Lebendfalle oder den Betäubungspfeil, denn „wenn Hunde durch ein negatives Erlebnis geschockt sind, erkennen sie manchmal ihr eigenes Herrchen nicht.“

Nicht selten muss er Tiere sogar aus der Hand ‘ihrer’ Menschen retten, wenn diese sie aus vermeintlicher Tierliebe horten oder sie aus Überforderung vernachlässigen. Die in einem Mietshaus ausgebüxte Texas-Klapperschlange – selbstredend in ‘Vollausstattung’ mit Giftzahn –, die afrikanische Scheinkobra auf Freigang, diverse Chornattern und Vogelspinnen gehören zum Glück zu den ‘exotischen’ Erlebnissen des Tierretters. Gut 200 Rettungseinsätze führt sein Team im Jahr durch, die meisten im Frühjahr und Sommer.

>> EINSATZ KOSTET SCHNELL 150 EURO

Auch Schütz’ Kosten werden bei öffentlicher Beauftragung von der Feuerwehr oder der Stadt getragen.

Je nach Aufwand sind das gut 150 Euro und mehr. Wenn kein Besitzer ermittelt werden kann, greift manchmal auch der eigene Verein Tierrettungsdienst e.V. ein, der sich über Spenden finanziert. Schütz: „Wir können zwar nicht immer in die eigene Tasche greifen, aber zum Glück gibt es einige Tierfreunde, die uns freiwillig unterstützen.“