Duisburg-Süd. . Gemeindeversammlung im Duisburger Süden: Gemeindemitglieder wollten wissen, wie es um ihre Kirche steht. Die Vorschläge sorgten für Bestürzung.
Die Stimmung im Pfarrheim der Gemeinde St. Dionysius war spürbar gedrückt. Viele Gemeindemitglieder wollten am Dienstagabend aus erster Hand erfahren, wie der Planungsstand in Sachen Kirchenschließungen im Duisburger Süden ist. Klemens Kolb, der Vorsitzende des Gemeinderats von St. Dionysius, stellte die bisher auf Pfarreiebene (St. Judas Thaddäus) ausgearbeiteten Vorschläge seiner Mündelheimer Gemeinde vor.
Dass die Schließung von Kirchen auch auf den Duisburger Süden starke Auswirkungen haben wird, wurde bei der Vorstellung der Planungsvarianten deutlich. Der größte Einspareffekt würde sich beim „Worst-Case“-Modell ergeben. Dieses sieht vor, dass von den derzeit zehn Kirchen im Duisburger Süden künftig nur noch Judas-Thaddäus (Buchholz), Peter und Paul (Huckingen) und St. Hubertus (Rahm) weiter genutzt werden sollen.
Die günstigste Variante mit der geringsten Ersparnis
Die günstigste Variante – die allerdings die geringste Einsparung bringt – würde bedeuten, dass zusätzlich St. Dionysius (Mündelheim) und St. Franziskus (Großenbaum) erhalten bleiben. An die Realisierung dieses
Vorschlags glaubt aber auch Klemens Kolb nicht so recht.
Gute Chancen räumt er hingegen der „mittleren“ Variante ein, bei der zusätzlich zum Erhalt der Kirchen St. Judas Thaddäus, Peter und Paul und St. Hubertus bei den anderen Kirchen im Süden erst zu einem späteren Zeitpunkt geprüft werden soll, ob sie geschlossen werden sollen. Den größten Aufschub würde dabei die St. Dionysius-Kirche bekommen, über deren Schicksal dann erst 2030 beschlossen würde. Damit wäre für einige Kirchen im Bereich der Pfarrei St. Judas Thaddäus der Bestand zumindest für die nächsten Jahre erst einmal gesichert.
Kirche vor Ort ist für viele Menschen unverzichtbar
Aber auch die „günstigere“ Perspektive vermochte die zahlreichen Gemeindemitglieder nicht zufrieden zu stellen. Bei der Diskussion wurde deutlich, dass die Kirche vor Ort für viele Menschen unverzichtbar ist. „Welches Kind aus Mündelheim geht denn demnächst zur Kommunion nach Buchholz?“, war nur ein Argument. Die Bindung an die Kirche im Nahbereich sei einfach viel stärker als zu einem räumlich entfernten Gotteshaus.
Dass ihre unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Dionysius, die im Jahr 1221 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen würde, machte nicht nur Andrea Sonnen fassungslos: „Dass unsere Kirche auf der Liste steht, hätten wir niemals gedacht.“ Dabei hob das Gemeinderatsmitglied die besondere Bedeutung des Mündelheimer Gotteshauses hervor: „Auch kunsthistorisch ist die Kirche von großer Bedeutung, damit wird 900 Jahre Kirchengeschichte einfach beendet. Es ist, als ob dem Dorf das Herz herausgerissen wird.“
Sermer wollen ihre Kirche selbst unterhalten
Zum Erhalt der Sermer Herz-Jesu-Kirche hatte Marlies Schmitz einen ganz pragmatischen Vorschlag parat: „Wir Sermer würden unsere Kirche gerne selbst unterhalten. Das ist mit Hilfe eines Fördervereins durchaus zu stemmen.“ Inwieweit das realisierbar ist, wird sich zeigen. Marlies Schmitz ist gespannt: „Mal sehen, was die Kirche dazu sagt.“
Zum Hintergrund: Im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses müssen die Pfarreien im Bistum Essen bis zum Jahr 2030 40 Prozent ihrer Kosten einsparen. Grund für die im Jahr 2006 eingeleiteten Umstrukturierungsmaßnahmen sei die abnehmende Zahl der Kirchenmitglieder und der damit verbundene starke Rückgang an Kirchensteuer-Einnahmen.