Duisburg. . Der Stadtwerkturm wird wohl erst 2018 wieder grün leuchten. Der technische Rückbau hat sich verzögert, auch die Lichtinstallation ist kompliziert.
Ohne seine drei Abgasrohre ragt der Stadtwerketurm seit Anfang des Jahres nackt in den Himmel. Das filigrane Stahlgerüst soll als Wahrzeichen Duisburgs aber auch ohne seine abgebauten Rundlinge wieder leuchten, wie er es letztmals im April 2016 tat. Doch das wird noch dauern. Mit dem Aufbau der Lichtinstallation wird erst 2018 begonnen, ob der 200 Meter hohe Koloss wirklich schon im kommenden Jahr strahlen wird, ist noch ungewiss.
Konstruktion muss enormen Windlasten stand halten
So eine Baustelle gibt es nirgendwo in Deutschland: Technisch ebenso anspruchsvoll wie virtuos gestaltete sich das Abtragen der Kaminrohre. Bis zum Anfang des Jahres war das erledigt, Stück für Stück rutschten die Segmente mit aufwendiger Hydrauliktechnik von oben nach unten und mussten als Asbest-Altlast sorgsam entsorgt werden. In die mittlere Aufzugsröhre kommt zudem ein neuer „Lift“ für Wartungszwecke.
Doch dann geriet der weitere Rückbau ins Stocken. Denn die zusätzlichen Edelstahlgeländer, die zur Absturzsicherung auf den sechs Zwischenebenen angebracht werden müssen, „entsprachen nicht unserem Auftrag“, erklärt Stadtwerkesprecher Felix zur Nieden. Keine Geländer - keine Sicherheit - kein Vorankommen. „Das ist eben ein komplexes Projekt. Dafür gibt es auch keine Präzedenzfälle“, so der Sprecher.
Nun müssen neue Konstruktionen her, die auch den enormen Windlasten auf dem Turm standhalten müssen. Und auch bei dem Anbringen der Geländer spielt der Wind eine Rolle. Nur bei Windstille können Seilwinden die schweren Metallgerüste nach oben ziehen. Felix zur Nieden: „Erst morgens kann dann entschieden werden, was gemacht werden kann.“
Technisches Neuland
Weiteres Problem: die Flughindernis-Beleuchtung: Auch sie muss wegen neuer Normierungen erneuert werden. Zugleich gilt der Denkmalschutz aber auch für die rote Warnbeleuchtung. Also: Nach einigem Hin und Her blieb die Anordnung der Leuchten, sie strahlen nur künftig deutlich heller. Nach allen Rückbau- und Korossionsschutzarbeiten schreibt der TurmSachverständige Dr. Constantin Verwiebe sein Abschlussgutachten. Schon bei anderen Begutachtungen hatte er den Konstrukteuren aus den 60-er Jahren sein Lob gezollt: Der Turm steht.
Gänzlich auf technischen Neuland bewegen sich die Turm-Ingenieure dann bei der geplanten Beleuchtung. Mit Schweinwerfern von der Stange, die das Stahlskelett anstrahlen, ist es nicht getan. Die Stadtwerke haben zwar mit Unterstützung eines Lichtarchitekten ein Illuminationskonzept ausgetüftelt, es muss aber noch der technischen Machbarkeitsprüfung unterzogen werden. Wie können die Scheinwerfer an dem Stahlskelett befestigt werden, wie werden sie gegen Rost und Abgase dauerhaft geschützt und beschichtet, wie kann die Wartung hinauf bis auf 200 Metern technisch geplant werden? „Das muss bis ins letzte Detail geprüft und abgenommen werden, da ist Akribie gefragt“, erklärt Felix zur Nieden.
Und selbst bei der Beleuchtung hat die Denkmalbehörde ein Wort mitzureden. Wie das bei Denkmälern so ist: Sie sollen auch restauriert und erneuert aussehen wie zuvor. Heißt: der Stadtwerketurm soll wieder grün leuchten wie seit 1999.
Was bisher geschah
2012 schalteten die Stadtwerke das Heizkraftwerk II in Hochfeld ab, so dass der Kamin nicht mehr benötigt wurde.
Im Frühjahr 2014 wird der Stadtwerketurm in die Denkmalliste eingetragen. Als bautechnisch erhaltenswert, aber auch wegen seiner Bedeutung als Landmarke für Duisburg. Bis dahin hatten die Stadtwerke den Abriss des Turms geplant.
Anfang 2016 stellen die Stadtwerke ihr Konzept vor: Ein Turm ohne Röhren, der ab 2017 leuchten soll.
Im April 2016 erlosch die grüne Beleuchtung des Stadtwerketurms.
Im Juli 2016 begann der Rückbau der drei Kamin-Röhren. Seit Anfang 2017 steht nur noch das reine Stahlskelett mit der mittleren Aufzugsröhre.