Duisburg. . Der Bundespräsident kommt nach Marxloh. Er besucht die Henriettenschule und die Brautmoden-Meile. Auch Schrott-Immobilien sind Thema.
- Nach dem Besuch von Angela Merkel kommt nun der Bundespräsident am Dienstag nach Marxloh
- Die Marxloher sind allerdings nicht begeistert. Sie glauben, dass vorher extra nochmal aufgeräumt wird
- Oberbürgermeister Sören Link und Stadtteil-Managerin Klabuhn erhoffen sich allerdings Hilfe aus Berlin
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt am kommenden Dienstag nach Marxloh und besucht die Henriettenschule und die Brautmodenmeile. In der katholischen Grundschule studieren die Jungen und Mädchen schon eifrig ein Lied für den hohen Besuch ein. Gut zwei Stunden wird die Stippvisite dauern. In Marxloh sind sie Politiker-Auftritte inzwischen gewohnt. Vor zwei Jahren kam Kanzlerin Angela Merkel vorbei, 2012 stattete der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck dem Duisburger Norden einen Besuch ab. Ob die Polit-Prominenz den Stadtteil etwas gebracht hat, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Bewohner sind frustriert
„Als uns Angela da war, wurde extra vorher aufgeräumt. Gucken Se sich doch mal um“, sagt eine Frau, die einen Laden an der Weseler Straße betreibt. Sie zeigt auf eine überquellende Mülltonne. Die Kunden aus anderen Stadtteilen kommen kaum noch. Seit vielen Jahren würde immer nur versprochen, dass es besser werden soll. Nun ist sie müde, immer wieder zu kämpfen. „Rund um den August-Bebel-Platz trifft man nur noch Paselakken. Wenn ich könnte, würde ich wegziehen, aber das ist als Rentner nicht so einfach.“
Was erhoffen Sie sich vom Besuch des Bundespräsidenten?
Er teilt freimütig mit, dass er bei der letzten Bundestagswahl die AfD gewählt hat. Er regt sich nicht nur über die Ausländer auf, sondern auch über die Betrunkenen, die am August-Bebel-Platz ihre Bierpullen wegschmeißen, obwohl direkt daneben ein Papierkorb ist. Die Apothekerin Melek Can-Boutchich schildert es so: „Ich kann die Leute verstehen. Die Deutschen und Türken würden am liebsten alle hier weg ziehen. Wenn man in Ruhe etwas in einem der Restaurants essen will, wird man angebettelt.“
1200 Rumänen und 3200 Bulgaren im Stadtteil
Edeltraud Klabuhn kennt die Sorgen und Nöte der Marxloher. Die 65-Jöhrige arbeitet für die Entwicklungsgesellschaft Duisburg als Stadtteilmanagerin in Marxloh. Sie beschönigt nichts. „Es stimmt, dass es im vergangenen Jahr vermehrt Diebstähle gab und Personen gebettelt haben.“ Eigentlich sei man in dem Stadtteil auf einem guten Weg gewesen, doch dann kamen immer neue Zuwanderer. Rund 1200 Rumänen und 3200 Bulgaren leben derzeit in Marxloh. Sind sie einige Zeit hier, kennen sie die Regeln. „Bei den anderen fängt man von vorne an.“ Jedes Thema habe zwei Seiten. So sei es richtig, dass einige Häuser verwohnt seien.
„Auf der anderen Seite gibt es Vermieter, die Geld wittern.“ Immerhin habe nach dem Besuch der Kanzlerin ein Nachgespräch mit Experten stattgefunden. „Als Duisburgerin würde ich mir vielleicht wünschen, dass sich der Bundespräsident auch mal schöne Ecken wie den Innenhafen anschaut. Als Mitarbeiterin der EG DU weiß ich, wie wichtig es ist, dass die Entscheider wissen, warum wir Förderanträge für Marxloh stellen.“ Wenn Steinmeier durch den Stadtteil läuft, wird sie etwas zur Arbeit vor Ort berichten. Oberbürgermeister Sören Link erklärt: „Ich hoffe, dass der Bundespräsident einen realistischen Eindruck mit nach Berlin nimmt und dort auch transportiert, dass es Städte wie Duisburg gibt, in denen es besondere Problemlagen gibt, die auch einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. Das sind wir den Menschen vor Ort schuldig.“
Straßen können teilweise gesperrt werden
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht am Dienstag NRW. Am Vormittag ist er in Marxloh, später geht es dann in den Norden.
Rund um seinen Besuch kann es in dem Stadtteil zu temporären Straßensperren kommen. Genaue Auskünfte gibt die Polizei allerdings nicht – mit Verweis auf die Sicherheitslage.