Düsseldorf. Der Bundespräsident besucht NRW. Mit Marxloh und der Nordstadt zeigt Ministerpräsident Laschet ihm im Revier die weniger schönen Seiten.

Schrottimmobilien, Brennpunkt-Schule, „No Go Area“- Erfahrungen: Das Ruhrgebiet wird sich beim offiziellen Antrittsbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Nordrhein-Westfalen nächste Woche von seiner ausgesprochen rauen Seite zeigen.

Auf Wunsch des neuen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) werde dem deutschen Staatsoberhaupt bewusst kein Land im Weichzeichner präsentiert. Sondern die zuweilen harte Realität von Lehrern, Polizisten und Ordnungsdienstlern im Revier, heißt es aus der Staatskanzlei.

In Aachen und Düsseldorf gibt’s das Schöne

Natürlich bekommt Steinmeier auch das herrliche Altstadt-Rathaus in Düsseldorf zu sehen, besucht die weltweit bekannte Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und bewundert mit dem leidgeprüften Alemannia-Fan Laschet auf der Tribüne von Borussia Dortmund Fußball im Champions-League-Format. Aber es sollen bei der NRW-Reise nicht nur Hochglanzbilder produziert werden.

Laschet hat bei Amtsvorgängerin Hannelore Kraft (SPD) studiert, wohin das Schönreden von miesen Statistiken und sozialen Verwerfungen führt. Steinmeier soll vielmehr der Umgang mit besonderen Problemlagen gezeigt werden. So wird der Bundespräsident mit seiner Frau Elke Büdenbender am 21. November in Duisburg-Marxloh die Städtische Katholische Grundschule besuchen. 90 Prozent der Schüler haben dort einen Migrationshintergrund, drei Viertel können bei der Einschulung kein Deutsch. Trotzdem erzielt das Lehrerkollegium mit ungewöhnlichen Methoden bemerkenswerte Bildungs- und Erziehungserfolge.

Klartext über Gewalterfahrungen

Steinmeier wird bei einem Rundgang durch Marxloh auch mit der Arbeit der „Task Force Schrottimmobilien“ vertraut gemacht, die sich um die Schließung von ausbeuterischen Matratzenlagern für Zuwanderer aus Südosteuropa kümmert. Die ehemalige Ordnungsdezernentin Daniela Lesmeister, die den Kampf gegen kriminelle Vermieter gemeinsam mit Duisburgs OB Sören Link (SPD) schonungslos aufgezogen hatte, wurde von Laschet inzwischen als oberste Polizistin ins Innenministerium geholt.

In Dortmund soll Steinmeier im Gespräch mit Polizisten Klartext über deren Gewalt- und Grenzerfahrungen im Problemviertel „Nordstadt“ erfahren. Zwar führten Stippvisiten auch schon Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), ihren Vize Sigmar Gabriel (SPD) oder Steinmeiers Vorgänger Joachim Gauck ins Revier. Doch diesmal scheint es, als wolle ausgerechnet die bundesweit einzige schwarz-gelbe Landesregierung einem Satz des Sozialdemokraten Kurt Schumacher besondere Ehre geben: „Politik beginnt mit der Betrachtung der Wirklichkeit.“