Duisburg. . Als „Opernmacher“ bringen junge Librettisten, Komponisten und Regisseure eine eigene Oper auf die Bühne. Die Musiker und Sänger sind Profis.
Schon im Sommer 2015 hatte Anna-Mareike Vohn die kühne Idee, Jugendliche mal nicht als Mitwirkende einer professionell betreuten Opernproduktion auf die Bühne zu schicken (wie beim Projekt „Lost in the Forest“), sondern sie als „Opernmacher“ eine Oper mit Profis auf die Bühne bringen zu lassen. Rückendeckung bekam die Leiterin der Jungen Oper am Rhein von Generalintendant Christoph Meyer, der die Nachwuchsarbeit zu einem Schwerpunkt seiner Intendanz gemacht hat und es faszinierend fand, Jugendliche mit einer eigenen Kreation zu betrauen. 17 Mutige blieben nach einer ersten Projektvorstellung als harter Kern dran – am Dienstag, 14. November, geht die Uraufführung von „Flut“ über die Bühne des Duisburger Theaters.
Thema ist ein großes Hochwasser
Eine Oper schüttelt man natürlich nicht aus dem Ärmel, „normale“ Premieren werden etwa zwei Jahre zuvor geplant. Deswegen haben Chefdramaturgin Hella Bartnig und Sascha Pranschke als Leiter der Libretto-Werkstatt erstens das Thema ausgedacht und vorgegeben: Was passiert, wenn NRW in einem Hochwasser versinkt? Zweitens: Vier Profisänger aus dem Opernstudio, der Kinderchor am Rhein und elf Musiker des Neue-Musik-Ensembles „notabu“ stehen als Mitwirkende zur Verfügung. Die Profis demonstrierten den jungen Opernmachern zum Beispiel, was eine Sopran- und eine Bassstimme ausmacht und auch technisch möglich ist oder welche Klänge ein Schlagzeug erzeugen kann. „Wir wollten sozusagen einen Farbkasten an Instrumenten zur Verfügung stellen“, erläutert Anna-Mareike Vohn.
Die Librettisten, die Handlung und Charaktere in Worte brachten, zeigen die Auswirkungen der Katastrophe auf eine Familie. Während etwa der Vater auf die Rettung fixiert ist, haut die Tochter ab. Und der Sohn ist ein Nerd, der wenig zu Wort kommt, aber die Welt retten will. Außerdem kommen zwei Straßenkinder und ein Kapitän vor, der sich für die Rettung von den Flutopfern teuer bezahlen lässt. „Es war schwierig, einen bestimmten Rhythmus in die Sprache zu bringen“, sagt Mit-Librettistin Lisa Eisheuer (18).
Jung-Komponisten teilten sich Werk auf
Die Gruppe der Jung-Komponisten teilte sich das Werk auf, jeder komponierte eine oder mehrere Szenen. Lediglich auf einige markante Stellen habe man sich geeinigt und Übergänge abgesprochen, aber sonst ganz frei gearbeitet, schildert Lukas Döhler (15). Herausgekommen sei eine „extrem bunte Komposition, die aber funktioniert“, so David Graham. „Es hat mir Spaß macht, etwas eigenes zu machen“, sagt der zwölfjährige Vincent Kapell, der als einer der jüngsten Opernmacher als Vorkenntnis Klavierunterricht mitbrachte.
Die Mitglieder der von Volker Böhm geleiteten Regiewerkstatt sind jetzt dabei, die Uraufführung zu inszenieren.
Die musikalische Leitung hat Patrick Frances Chestnut. Insgesamt viermal kommt die von der Commerzbank-Stiftung geförderte Oper auf die Bühne: am 14. (18 Uhr) und 15. November (11 Uhr) in Duisburg sowie am 20. und 21. Dezember im FFT Kammerspiele Düsseldorf.