Duisburg. Edwin Kern und Manfred Simon geben sich das Ja-Wort – ausgerechnet am Freitag, den 13. Ein historischer Moment im Standesamt Duisburg.

  • Das erste schwule Pärchen hat sich am Freitag, den 13., im Standesamt Duisburg das Ja-Wort gegeben
  • Edwin Kern und Manfred Simon heirateten in bayrischen Trachten - ein historischer Moment
  • Bisher haben 25 Paare die Ehe beantragt, 27 wollen eine eingetragene Lebenspartnerschaft umwandeln

Der historische Moment dauert zehn Minuten, dann sind Edwin Kern und Manfred Simon vermählt. Als die beiden Ende April im Standesamt waren, um eine eingetragene Lebenspartnerschaft zu beantragen, war an die Ehe für alle noch gar nicht zu denken. Nun wird geheiratet, ausgerechnet an Freitag, den 13.! „Ach, an so einen Quatsch glaub’ ich nicht“, sagt Edwin Kern ganz gerührt. Die beiden geben sich in Trachten das „Ja“-Wort, am Revers haben sie ein Herz angesteckt: „I mog di“ steht darauf. Die Weggefährten, darunter Mitglieder der Ehrengarde, Arbeitskollegen vom Frauengefängnis Dinslaken und Freunde, lauschen gebannt. Auch für den Leiter des Standesamtes, Daniel Ipach, ist es ein besonderer Tag.

Manfred Simon war mit einer Frau verheiratet

Manfred Simon und Edwin Kern kennen sich schon seit Jahren, vor 18 Monaten wurden die beiden ein Paar.
Manfred Simon und Edwin Kern kennen sich schon seit Jahren, vor 18 Monaten wurden die beiden ein Paar. © Tanja Pickartz

Seinen Mann kennt Edwin Kern seit Ende der 1990er Jahre, ein Paar wurden sie allerdings vor 18 Monaten. Für Manfred Simon ist es die zweite Ehe, er war schon einmal mit einer Frau verheiratet. „Ich konnte mir nie etwas mit einem Mann vorstellen.“ Und dann kam er doch, der denkwürdige Abend, als er seine Frau mit dem Reitlehrer betrog. Es folgten viele Jahre Doppelleben. „Meine Frau, meine Familie hat etwas geahnt, aber das Thema wurde tot geschwiegen.“ In den 1990er Jahren dann die Trennung und das Outing. „Die meisten haben gut reagiert, nur einige Arbeitskollegen, von denen ich das nie gedacht hätte, haben komisch reagiert.“ Simon arbeitet im Knast, lässt sich anschließend in die Justizvollzugsanstalt Dinslaken versetzen. Schnell findet der 56-Jährige einen Partner. In einer Kneipe lernt er zudem Edwin Kern kennen. „Ich fand ihn interessant, aber wenn ich in einer Beziehung bin, geh’ ich nicht über die Dörfer.“

Edwin Kern war früh klar, dass er auf Männer steht. Der Psychologe und Dozent hat oft von seiner imaginären Schwester erzählt, um zu testen, wie die Leute auf Homosexualität reagieren. „Ich provoziere gerne“, gibt er zu. Als Mitglied der Ehrengarde tritt er auch mal in heißen Lederchaps auf. Geoutet ist er seit 1965. Damals galt noch der Paragraf 175, der Schwulsein unter Strafe stellte. Seine Angehörigen reagierten cool, er war nicht der erste in der Familie. „Ich hatte immer lange Beziehungen“, erzählt der 67-Jährige. An die Begegnung mit Manfred Simon kann er sich gut erinnern. „Er ist mir sofort aufgefallen.“ Dennoch verloren sie sich aus den Augen. Erst als Simons Partner verstarb, kam es zu einem Date.

Heiratsantrag entstand aus einer Plauderei

“Hast du den richtigen Ring? Meiner ist so eng.“ Aus versehen haben sie die falschen Ringe an.
“Hast du den richtigen Ring? Meiner ist so eng.“ Aus versehen haben sie die falschen Ringe an. © Stephan Eickershoff

„Das war eine schwere Zeit, ich habe meinen Freund gepflegt. Danach wollte ich keine Beziehung mehr.“ Einem Date willigte er dennoch ein. Danach trafen sie sich öfter. „Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass es doch eine Beziehung ist“, sagt Manfred Simon. Der Heiratsantrag entstand dann aus einer Plauderei. „Wir waren essen und haben uns über Hochzeiten unterhalten“, beschreibt Edwin Kern. „Würdest du mich denn heiraten?“, wollte Simon wissen. Und Kern sagte: „Ja.“

Als es soweit ist, sind die beiden ganz gerührt. Zum Rosenstolz-Lied „Lass es Liebe sein“ schreiten die beiden durch den Trausaal. „Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“, zitiert der Standesbeamte den bekannten Satz von Albert Schweitzer. „Es wird nur eine kleine Party werden“, sind sich beide einig. Am Wochenende geht’s für die beiden nämlich in die Flitterwochen.

>> STANDESAMT IST AUSGEBUCHT

25 schwule und lesbische Paare haben bisher die Ehe beantragt. 27 wollen ihre bestehende Lebenspartnerschaften in Ehen umwandeln. Dazu muss noch einmal ein Termin beim Standesamt vereinbart werden und die Partner müssen noch einmal „Ja“ zueinander sagen.

2015 lebten 672 homosexuelle Paare als eingetragene Partnerschaften in Duisburg. 2016 gaben sich 36 Paare das Ja-Wort. Wer heiraten möchte, muss sich bis zum nächsten Jahr gedulden: 2017 ist das Standesamt in Duisburg restlos ausgebucht.