Duisburg. . Das Theaterstück „Bash“ erzählt aufwühlende, teils kaum zu ertragende Geschichten über Menschen, die aus unterschiedlichen Motiven getötet haben.

  • Das Theaterstück „Bash“ feiert im Opernfoyer seine Duisburg-Premiere
  • Erzählt werden aufwühlende Geschichten von Menschen, die zu Mördern wurden
  • Regisseur Matthias Matz motiviert in seiner packenden Inszenierung alle Darsteller zu Höchstleistungen

Sie sind jung, gut aussehend und freundlich. Sie erzählen, wie sie Menschen getötet haben. Wir hören fassungslos zu, wie sie ihre Taten begründen und sich dabei von Schuld freisprechen. Doch sie waren grausam und heimtückisch.

Dass das Stück „Bash“ des amerikanischen Autors Neil LaBute nach der deutschen Erstaufführung 2001 durch Peter Zadek in Hamburg von Kritikern zum besten ausländischen Stück des Jahres gewählt wurde, bleibt auch 16 Jahre später nach der Duisburger Premiere im Opernfoyer eine nachvollziehbare Entscheidung. In diesem streng symmetrisch angelegten, dreiteiligen Erzähltheater kommen ein Mann, ein Paar und eine Frau zu Wort. Menschen aus der Mittelschicht.

Niederträchtige Kindstötung

Behzad Sharifi tötet sein eigenes Kind aus Angst um seinen Job.
Behzad Sharifi tötet sein eigenes Kind aus Angst um seinen Job. © Sascha Kreklau

„Fühlen Sie sich wie zu Hause“, sagt der coole Geschäftsmann, der das Publikum zum Mittrinken einlädt. Sein Baby ist erstickt. Nur fünf Minuten sei er eingenickt. Anfangs beklagt er diesen schmerzlichen Verlust der kleinen Emma und die unangenehmen Fragen der Polizei, dann enthüllt er nach und nach seine Wahrheit. Er hat dieses Baby aus Angst um seinen Job getötet.

„Cash is king“, die Zeiten sind hart, das Management zynisch, die Business-Welt voller aggressiver Machos. Wie eine Schraube dreht sich diese schmerzhafte Version einer Kindstötung in ungeheuerliche Dimensionen des Selbstbetrugs. „Man macht einfach weiter.“ Behzad Sharifi spielt absolut authentisch und zeigt die vielen Facetten dieses Mannes, der hinter der Fassade von Mittelmäßigkeit und Normalität niederträchtig handelt.

„Eine Meute von Heiligen“, so ist der zweite Teil überschrieben. Zwei fleißige Studenten (Leonie Kopineck, Jack Rehfuß) finden ihr Glück in ihrer christlichen Gemeinde und ihrer Verliebtheit – ineinander, noch mehr in sich selbst. Sie ist so schön in ihrem Kleid beim Tanzabend mit befreundeten Paaren, der für einen Mann im Alter ihrer Eltern der letzte sein wird. Weil er sein Schwulsein lebt und dabei von den befreundeten Tänzern beobachtet wird, als die Damen schlafen gegangen sind. Homophobie und Testosteron gesteuerte Mordlust werden zu einer grässlichen Gewaltorgie: „Bash“!

Als 14-Jährige verführt vom eigenen Lehrer

Schützte lange ihren ehemaligen Lehrer und Peiniger: Jennifer Rihai wird ebenfalls zu einer Kindsmörderin.
Schützte lange ihren ehemaligen Lehrer und Peiniger: Jennifer Rihai wird ebenfalls zu einer Kindsmörderin. © Sascha Kreklau

Die Frau im dritten Teil (Jennifer Riahi) hat ein antikes Vorbild: Medea, die ihre Kinder tötet, um sich am Vater dieser Kinder zu rächen. Doch hier wird keine antike Tragödie erzählt, sondern die Geschichte einer von ihrem Lehrer verführten 14-Jährigen. Sehr verletzlich wirkt diese inzwischen um die 30-Jährige, wenn sie von den fiesen Übergriffen des von ihr einst bewunderten Lehrers spricht, der sie sitzen gelassen hat, als sie schwanger war. Dennoch hat sie ihn all die Jahre geschützt. Sie übt ihre Rache still und kalt – am gemeinsamen Sohn.

Matthias Matz motiviert in seiner packenden Inszenierung die Darsteller zu Höchstleistungen, die keinen Vergleich mit Profis scheuen müssen. Und das Publikum folgt zwei Stunden lang gebannt diesen drei manchmal kaum zu ertragenden Geschichten von Menschen ohne Unrechtsbewusstsein.