Duisburg. . Erkan Kocalar sitzt für die Linken im Duisburger Stadtrat und ist seit 2009 ehrenamtlicher Bürgermeister. Jetzt will er OB werden.
- Erkan Kocalar ist seit 2009 ehrenamtlicher Bürgermeister. Nun will der Kandidat der Linken OB werden
- Der gelernte Schlosser war Jugendvertreter, IG Metall-Vertrauensmann und Betriebsrat
- Das geplante Outlet Center sähe der Gastarbeiter-Sohn lieber an Münz- und Beekstraße
Erkan Kocalar sitzt hinter seinem Schreibtisch im Rathaus in Zimmer 59. Nun möchte er künftig eine Etage darüber Platz nehmen und Oberbürgermeister von Duisburg werden. Seit 2009 ist der Linken-Politiker ehrenamtlicher Bürgermeister und nimmt zahlreiche Repräsentationstermine für die Stadt wahr. Der 47-Jährige wuchs in Wanheim-Angerhausen auf, sein Vater gehörte zur ersten Generation Gastarbeiter, die nach Duisburg kamen und bei Thyssen arbeitete. 1985 begann Kocalar selbst eine Lehre zum Schlosser bei Thyssen-Krupp Stahl. Parallel trat er in die Gewerkschaft IG Metall ein, das gehörte einfach dazu. Er wurde Jugendvertreter, Vertrauensmann und Betriebsrat.
Das Engagement für Benachteiligte schaute er sich von der Mutter ab, die sich regelmäßig für andere einsetzte. Mit seiner Kandidatur will der Vater von drei Kindern allen ein Beispiel sein, dass man es zu etwas bringen kann, wenn man sich engagiert. „Es ist egal, was für einen Hintergrund oder Vordergrund man hat.“ 2015 wurde er für sein langjähriges soziales, politisches und interkulturelles Engagement für mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Früher musste Kocalar seinen Namen oft buchstabieren, auch bei der Stadtverwaltung. Die linke Jugend hat einen Wahlslogan getextet, mit dem sich jeder seinen Namen merken können soll: „Erkan wählen, weil er es kann.“
Die SPD war die erste politische Heimat
Wieso engagieren Sie sich politisch?
Mir geht es um Teilhabe. Ich habe mich oft für Menschen eingesetzt, die im schwächsten Glied stehen, zum Beispiel während der Ausbildung. Das ist mir ein Anliegen. Deshalb bin ich auch in die Gewerkschaft gegangen und darüber mit den Jusos in Kontakt gekommen. 1993 bin ich deshalb auch in die SPD eingetreten.
... und 2001 wieder ausgetreten.
Ich war mit der Agenda 2010 unzufrieden, deshalb bin ich zuerst zur Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit gegangen, die später mit den Linken fusionierte. Sollte ich gewählt werden, würde ich den Stahlstandort Duisburg stärken, die Stadt zu einem Technologie- und Logistikstandort ausbauen, mich für mehr unbefristete und tarifliche Arbeitsplätze und für eine bessere Personalausstattung bei der Verwaltung einsetzen. Außerdem soll der Duisburg-Pass wieder eingeführt werden.
Bewährte Zusammenarbeit mit anderen Parteien
Für Ihre Pläne müssten Sie sich Partner suchen.
Ich arbeite seit 2010 im Hauptausschuss des Deutschen Städtetages mit. Da bin ich gewohnt, mit CDU und SPD Mehrheiten zu suchen und mit ihnen zusammen zu arbeiten.
Als Bürgermeister nehmen Sie schon jetzt viele Termine wahr. Wo sind Sie besonders gerne?
Das ist schwer zu sagen. Ich habe bisher mehr als 600 Termine für die Stadt wahrgenommen. Manfred Osenger, Volker Mosblech und ich sprechen uns bei den Terminen ab. Manni geht gerne zu den 100-Jährigen. Ich bin gerne an der Uni und im Gespräch mit Studenten und den Wissenschaftlern. Ich möchte den jungen Leuten mit auf den Weg geben, dass die Identität und die Zukunft nichts mit der Herkunft zu tun haben muss. Außerdem ist Bildung wichtig und die Uni ein wirtschaftlicher Motor für die Stadt.
Stichwort Herkunft: Es gibt einen weiteren Kandidaten mit türkischen Wurzeln, der zum Ziel hat, sämtliche Türken in der Stadt zu vertreten. Ärgert es Sie, dass die sich offensichtlich nicht von Ihnen vertreten fühlen?
Ach, man hätte lieber miteinander reden sollen als nur wegen eines Zitats zu kandidieren. Er ist Kranführer, ich kenne mich hingegen mit Politik aus, schließlich habe ich 2015 auch das Bundesverdienstkreuz bekommen. Wichtig wäre aber, dass die hier lebenden Ausländer wählen dürfen, dann würden sie sich auch viel mehr vertreten fühlen.
Sorge um die City durch Outlet-Pläne
Im Duisburger Norden hat die AfD bei den letzten Wahlen viele Stimmen bekommen, es gab lange Zeit Pegida-Märsche in der Stadt. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Die AfD ist im Rat selten in Erscheinung getreten. Wir müssen uns um die sozialen Themen und um das Zusammenleben in der Stadt kümmern, damit die Radikalen und Rechtspopulisten keinen Zulauf haben.
Sind Sie für oder gegen das Outlet-Center?
Dagegen. Die bisherigen Diskussionen von CDU und SPD zum Thema DOC waren überhaupt nicht transparent. Die Entscheidung wurde innerhalb von einer Woche durchgeboxt, dass überhaupt keine Zeit für eine seriöse Beratung und Entscheidungsfindung blieb. Das DOC an dieser Stelle würde nur dazu führen, dass die Innenstadt verödet. Die Stadt sollte lieber den Foster-Plan umsetzen und prüfen, ob sich ein Outlet Center in angemessener Größe im Bereich der Münz- und Beekstraße anbietet.
Das erste Ziel ist die Stichwahl
Ist Duisburg eine Großstadt oder eine große Stadt?
Eine Großstadt. Aber machen wir uns nichts vor, die Leute ziehen entweder wegen der Arbeit oder wegen der Liebe in eine andere Stadt – so wie meine Frau. Ich habe sie bei einem Seminar in München kennen gelernt. Mir zuliebe ist sie dann nach Duisburg gekommen.
Glauben Sie, dass Sie Oberbürgermeister werden?
Auf mich sind viele Leute zugekommen, etwa aus dem Bereich der Gewerkschaften, und haben mir gesagt, dass sie es gut finden, dass ich kandidiere. Ich möchte in die Stichwahl kommen.