Duisburg. . Die 15-Jährige erlebt einen aufregenden Tag nach den Ferien. Mitschüler begrüßen sie freudig. Bliebe erstmal nur noch das leidige Thema Latein.
Bivsi Rana ist erleichtert. Die 15-Jährige hat gerade ihren Stundenplan für die Oberstufe bekommen. Gleich geht’s in den Geschichtsunterricht. Ende Mai war das Mädchen aus dem Unterricht geholt und mit ihrer Familie abgeschoben worden. Dank des großes Einsatzes ihrer Mitschüler, den Eltern und anderer Unterstützer aus der Stadtgesellschaft, durften die Ranas allerdings wieder zurückkehren. Bis zum Abschluss darf sie nun bleiben, ein Schüleraustausch-Visum macht’s möglich.
„Heute morgen sind meine Freundinnen direkt auf mich zugelaufen, und haben mich umarmt“, erzählt sie. Von einigen gab’s sogar Briefe und Geschenke. Sie freut sich, in Duisburg zu sein und dennoch kullern ihr manchmal die Tränen über die Wange – es war alles ein bisschen viel in den letzten Wochen. Die Familie hat sich wieder bei der Stadt angemeldet, die Wohnung sieht fast wieder so aus wie vor der überstürzten Abreise.
Mitschülerin Alev Sapmaz ist froh, dass die Sache doch noch gut ausgegangen ist: „Ich habe wirklich am Rechtsstaat gezweifelt und dachte, dass das eigentlich nicht sein kann.“ Die letzten Monate haben ihr gezeigt, dass man etwas erreichen kann, wenn man nur zusammenhält. Gemeinsam mit den anderen war sie bei der Demo dabei. Ihre Lehre: „Man sollte das Leben im Hier und Jetzt genießen, weil es jederzeit vorbei sein kann und etwas passieren kann, dass einen aus dem Leben reißt“, sagt Alev Sapmaz. Gemeinsam haben sie und andere Freundinnen Bivsi bereits in den Ferien besucht. Es waren lange Nachmittage, sie hatten sich viel zu erzählen...
„Steinbart“-Rektor Ralf Buchtal ist stolz auf seine Schüler und den guten Zusammenhalt am Gymnasium. „Den hatten wir eigentlich auch schon vorher, aber diesmal hat er sich besonders gezeigt – vor allem auch in der Zusammenarbeit mit den Ehemaligen.“ Er hatte seinen Urlaub unterbrochen, um Bivsi in den Ferien mit einem Empfangskomitee am Flughafen zu begrüßen. „Aber jetzt braucht das Mädchen wirklich Ruhe, sie soll schließlich ihr Abitur machen.“
Am meisten Angst hat Bivsi noch vor Latein. Demnächst steht das Latinum an, und kurz vor den Osterferien müssen die Leistungskurse festgelegt werden.