Duisburg. . Fast alle Bewohner der wegen Brandgefahr geräumten Wohnungen im Duisburger Hagenshof durften zurück – nur Horst Ravens nicht.
- 22 Wohnungen in der Duisburger Großsiedlung Hagenshof wurden geräumt, eine bleibt versiegelt
- Die anderen Mieter durften zurückkehren, nur Horst Ravens nicht
- Die Stadt sagt zu, an einer zügigen Lösung auch für die letzte verschlossene Wohnung zu arbeiten
22 Wohnungen wurden vor anderthalb Wochen an der Wetzlarer Straße wegen Brandgefahr geräumt, rund 100 Menschen aus dem Meidericher Hagenshof mussten sofort raus aus ihren gewohnten vier Wänden, weil es am Brandschutz in den Gebäuden mangelte. Anfang der Woche kam die Meldung: Alle Mieter dürfen wieder zurückkehren, die Mängel sind behoben. Eine Nachricht, die Horst Ravens staunen lässt. Denn seine Wohnung ist nach wie vor versiegelt.
34 Jahre wohnt der 72-Jährige schon im Hagenshof. Seine Wohnung liegt im sechsten Stock eines 14-geschossigen Hochhauses. Dort wohnt Ravens auch weiterhin, allerdings nicht in seiner eigenen Wohnung, sondern zwei Etagen höher bei John Radcliffe, der sein Bett geräumt hat und jetzt nachts auf dem Sofa schläft.
„Ich habe keine Benachrichtigung“, vermisst Ravens Informationen seitens der Stadtverwaltung, die telefonisch nur bestätigt habe, dass er nach wie vor nicht in seine Wohnung dürfe. Von Arbeiten an seiner Wohnung ist ihm auch nichts bekannt.
Tatsächlich hatte die Stadt am Montag mitgeteilt, man habe im Rahmen einer Ersatzvornahme die von der Feuerwehr bei einer Übung festgestellten Brandschutzmängel beseitigt. Das heißt: Der Hauseigentümer, laut Stadt das Immobilienunternehmen Altro Mondo mit Sitz in Ronnenberg bei Hannover, muss die angeordneten Arbeiten am Ende bezahlen.
Verbindungen zwischen Wohnungen festgestellt
In der Wohnung von Horst Ravens klafft ein mächtiges Loch in einem Schacht mit Versorgungsleitungen, der sich nach oben und unten in weitere Etagen fortsetzt. Im Brandfall möglicherweise ein erhebliches Risiko, wenn sich Flammen auf diesem Weg fortbewegten. Das Loch in der Diele bestehe seit acht Monaten, sagt Ravens. Grund sei Schimmelbefall, und den gebe es noch viel länger.
Bei der Stadt versuche man derzeit alles, um für den nach wie vor ausquartierten Ravens eine Lösung zu finden. Stadtsprecher Jörn Esser: „Wir arbeiten daran, dass er möglichst zügig in die Wohnung zurückkehren kann.“
Die 22 Wohnungen im Hagenshof waren vor anderthalb Wochen geräumt worden, weil Verbindungen zwischen Wohnungen festgestellt worden waren, so dass „im Brandfall mit einem Rauch- und Feuerüberschlag zu rechnen wäre“, hieß es bei der Stadt. Auch seien offene Kellerräume und Brandrisiken in den Fluren festgestellt worden. Auch Löschmaßnahmen durch Bewohner wären in einem Brandfall nach Einschätzung der Fachleute „kaum möglich“ gewesen: Sämtliche Feuerlöscher im Keller waren unzugänglich. Zudem habe sich herausgestellt, dass auch die Löschwassereinspeisungen nicht erreichbar waren.
Hochhäuser, die mehr als 22 Meter hoch sein, werden regulär alle sechs Jahre von der Feuerwehr unter Brandschutz-Aspekten überprüft. Unter anderem müssen Rettungswege frei sein von brennbaren Materialien, Treppenhäuser und Flure dürfen zudem nicht blockiert sein.